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Im Gespräch

„Lieber kleine Schritte als keine“

Synodaler Weg: Bischof Dr. Franz Jung zieht ein Fazit – Diskussion zur Vorlage über den „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ am Samstagmorgen „eines der Highlights der Versammlung“

Würzburg/Frankfurt am Main (POW) Am Samstag, 11. März, ist in Frankfurt am Main mit der fünften Synodalversammlung der Synodale Weg zu Ende gegangen. Im folgenden Interview zieht Bischof Dr. Franz Jung ein Fazit und erläutert unter anderem, welche Konsequenzen für das Bistum Würzburg daraus folgen.

POW: Herr Bischof, der Synodale Weg ist mit der fünften Synodalversammlung in Frankfurt am Main vor wenigen Stunden zu Ende gegangen. Wie lautet Ihr persönliches Fazit?

Bischof Dr. Franz Jung: Gut war, dass alle inhaltlichen Vorlagen behandelt werden konnten, auch durch die Entscheidung, beim Präventionsthema die Aussprache zu verkürzen und den Präambeltext ohne Aussprache zu verabschieden. Die Beratungsvorlagen waren wie in der Vergangenheit von unterschiedlicher Qualität.

POW: Was genau meinen Sie?

Bischof Jung: Ich hielt die beiden Vorlagen zum priesterlichen Dienst beispielsweise für noch unausgereift. Auch das Diskussionsklima war meiner Wahrnehmung nach nicht durchgängig positiv. Teilweise wurde der Ton unnötig scharf, auch durch eine ungute Intervention des Präsidiums am Freitagnachmittag, die ich nicht nachvollziehen konnte. Dann war die Debatte aber auch wieder sehr konstruktiv, zum Beispiel bei der Diskussion zur Vorlage über den „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“ am Samstagmorgen – für mich eines der Highlights der Versammlung.

POW: Inwiefern?

Bischof Jung: Gerade das Ernstnehmen anderer Ansichten und das Wahrnehmen bestehender Unsicherheiten führten hier zu einer positiven Beschlussfassung. Grundsätzlich ging es immer wieder um ein Abwägen zwischen dem Votum für eine theologische Einsicht und einer Modifikation dieses Votums, um es kirchenpolitisch klug durchsetzen zu können. Das wird immer eine Spannung bleiben und im Übrigen ein großes synodales Lernfeld, bei dem es darum geht, einander zuzumuten und miteinander um ein Fortkommen zu ringen, auch wenn es bisweilen nur kleine Schritte sind, die man gemeinsam gehen kann. Aber lieber kleine als keine. Mit der fünften Synodalversammlung geht das Experiment „Synodaler Weg“ zu Ende. Trotzdem stellen wir uns weiter der Frage, wie die synodale Diskussionskultur verbessert, wie sie synodaler und geistlicher werden kann.

POW: Welche entscheidenden Weichenstellungen sind auf den Weg gebracht worden?

Bischof Jung: Gefühlt war wohl das Votum zum Diakonat der Frau eine der wichtigsten Weichenstellungen, auch für eine entsprechende Eingabe in den weltkirchlichen Beratungsprozess. Auf den Weg gebracht wurde dann die Ermöglichung von „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“. Bis 2026 soll ein entsprechendes Formular gemeinsam vom Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und der Deutschen Bischofskonferenz erarbeitet werden. Auch der Wunsch nach der Predigt von Laien in der Eucharistiefeier wurde bekräftigt, neben dem Prüfauftrag für die Beauftragung zur Taufspendung und zur Eheassistenz. Dieser Prüfauftrag wird bereits im Juni in einem Studientag von vier Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz konkret bearbeitet. In weltkirchlicher Perspektive wurde beschlossen, dem Papst die Bitte vorzulegen, im Rahmen der Weltbischofssynode zu prüfen, ob die Verpflichtung zur Ehelosigkeit von der Erteilung der Priesterweihe gelöst werden könnte.

POW: Bei welchen Erwartungen, die im Vorfeld an den Synodalen Weg gestellt wurden, gab es in Ihren Augen die meisten Enttäuschungen?

Bischof Jung: Die meisten Enttäuschungen gab es wahrscheinlich durch die Vertagung des Handlungstextes „Gemeinsam beraten und entscheiden“. Allerdings war es eine kluge Entscheidung der Forumsleitung, die Vertagung des Textes in den Synodalausschuss zu empfehlen anstatt eine Ablehnung zu riskieren. Zugleich fällt es mir schwer, die Widerstände gerade auf bischöflicher Ebene nachzuvollziehen, nachdem wir bei unserer Vollversammlung in Dresden sehr ausführlich über diesen Text diskutiert hatten und die Veränderungen, die der Speyerer Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann daraufhin im Auftrag der Bischofskonferenz eingebracht hat, auch für die Autoren des Textes akzeptabel waren. Bei der Beratung des Textes zu „Frauen in sakramentalen Ämtern“ war der Vorstoß der Bischöfe, sich zunächst besonders für den Diakonat stark zu machen, sicher für viele Frauen enttäuschend und zu wenig weitgehend. Aber der langanhaltende Beifall nach der Verabschiedung des Handlungstextes zeigte, dass die Freude trotz aller Vorbehalte übergroß war.

POW: Welche bleibenden Impulse gehen vom Synodalen Weg speziell für das Bistum Würzburg aus, das sich nach einer Strukturreform derzeit in einem Umbruch befindet?

Bischof Jung: Die Synodalversammlung hat die hohe Relevanz des Themas Prävention sexualisierter Gewalt noch einmal unterstrichen. Konkret geht es um den Umgang mit straffällig gewordenen Tätern und um den besonderen Schutz erwachsener Frauen. Diese Hinweise gilt es umzusetzen in unseren Leitlinien. Zugleich wurde den Aufarbeitungskommissionen mitgegeben, auch den Missbrauch an erwachsenen Frauen in den Fokus zu nehmen. Pastoral wird das Thema Laienpredigt bedacht werden müssen. Taufspendung wie Eheassistenz durch Laien müssen nach den Vorgaben der Bischofskonferenz, die dann hoffentlich zum Herbst vorliegen, ebenfalls geprüft werden. Für die „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“ gibt es jetzt eine klare Perspektive. Insofern waren die Beschlüsse sehr konkret und nicht nur Prüfaufträge oder Absichtserklärungen. Wie wir im Bistum Synodalität weiter stärken können, begleitet unsere Arbeit auch in der kommenden Zeit. Aber die gemeinsamen Beratungen zu Mission und Vision im vergangenen Jahr und die Beratungen zu den Schwerpunktsetzungen des Bistums in diesem Jahr zeigen mir, dass wir gemeinsam auf einem guten und vor allem konstruktiven Weg sind.

Interview: Markus Hauck (POW)

(1123/0313; E-Mail voraus)

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