Bolivien (POW) Bischof Dr. Franz Jung hat von Montag, 22. April, bis Sonntag, 5. Mai, eine Pastoralreise durch Bolivien unternommen. Sein Anliegen war es, die Missionare aus dem Bistum Würzburg Thomas Hermes, Christian Müssig, Axel-Ulrich „Alejo“ Gehrling, Max Wolfgang Schiller und Josef Schnackig zu treffen. „Auf meiner Tour habe ich natürlich viel über die Mitbrüder gelernt, über die Art und Weise, wie Kirche Gottesdienst feiert, über Land und Leute“, sagte Bischof Jung. Er habe eine ganz andere Generation Missionare kennengelernt: „Ich hatte noch nie vorher das Gefühl, Menschen zu erleben, die wirklich aus einem Stück Abenteuerlust alles hinter sich gelassen haben, neu aufgebrochen sind, um ihre Idee, ihren Traum von Kirche zu leben, in einem ganz anderen Land, ohne alle Absicherung wie in Deutschland.“ Besonders beeindruckte den Bischof, dass einige der Missionare sogar die Sprache der indigenen Völker Quechua und Aymara lernten.
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Startpunkt der Reise war Santa Cruz de la Sierra, die größte Stadt Boliviens mit fast zwei Millionen Menschen. Thomas Hermes und Christian Müssig sind hier eingesetzt. Zuerst zeigte Müssig seine Pfarrei „Sagrada Familia“ – „Zur Heiligen Familie“. Anschließend besuchte die Delegation die Caritas und informierte sich über Prävention und ein Wasserprojekt in Bolivien. Müssig ist auch Caritas-Direktor des Erzbistums Santa Cruz. Am zweiten Tag machte sich die Delegation ein Bild vom Gefängnis „Palmasola“. Es ist das größte Gefängnis des Landes und wurde in einer ZDF-Reihe als einer der „härtesten Orte der Welt“ bezeichnet. Eine Gefängnisseelsorgerin berichtete, wie die katholische Kirche vor Ort versucht, den Insassen ein besseres Leben zu bieten. Am Nachmittag traf die Reisegruppe Erzbischof em. Sergio Alfredo Gualberti (Santa Cruz). Er führte sie auch durch die Kathedrale des Erzbistums.
Am nächsten Morgen startete die erste größere Etappe der Reise. Nach neun Stunden Fahrt kam die Delegation in der Stadt Cochabamba an. Dort wartete schon Missionar Axel-Ulrich „Alejo“ Gehrling. Er zeigte den Besuchern seine ehemalige Pfarrei im Hochland. Erst ging es in die Gemeinde Aramasi, in der Gehrling lange gelebt hat. Anschließend stand eine Firmung in der Gemeinde Ramadas auf der Tagesordnung. Dort übersetzte Gehrling die Worte des Würzburger Bischofs in die Sprache Quechua. „Es war so, wie man sich das im Bilderbuch vorstellt, mit Panflöte und Trommel, aber auch mit dieser ganz tiefen Ehrfurcht vor dem Ritus. Und dieses ganz tiefe Ernstnehmen dessen, was da geschieht, als Fest des Lebens, und die große Freude beim Feiern danach“, erinnert sich Bischof Jung. Am folgenden Tag stieß Pater Max Wolfgang Schiller, Priester bei der Ordensgemeinschaft der Kleinen Brüder, zur Gruppe.
Am Vormittag des fünften Tages führte Pater Schiller die Besucher auf den Markt „La Cancha“ in Cochabamba. Dort betreiben seine Mitbrüder einen Stand mit Joghurts, der den Lebensunterhalt der Gemeinschaft sichert. Gleichzeitig sind die Ordensleute so mitten in der Gesellschaft vertreten. Im Anschluss zeigte er noch eine Kirche des Katechistenzentrums „Cadeca“. Abschließend lud er die Delegation zum Mittagessen in seine Gemeinschaft ein. Von dort ging es weiter über den höchsten Punkt der Reise mit 4486 Metern in die nächste Stadt – die Metropole La Paz. Dort feierte die Delegation am nächsten Tag einen Gottesdienst mit Erzbischof Percy Lorenzo Galván Flores in der Kathedrale. Am Nachmittag trafen sie Missionar Josef Schnackig, der erst über sein Leben sowie seine Projekte berichtete und anschließend mit der Seilbahn seine Stadt von oben zeigte.
Kurz vor dem Aufbruch in die nächste Stadt informierte Juan Carlos Nuñez die Gäste über die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in Bolivien. Er arbeitet für die kirchliche Stiftung „Fundación Jubileo“, die von der bolivianischen Bischofskonferenz sowie den Bistümern Hildesheim und Trier gegründet wurde. Anschließend fuhr die Delegation nach Uyuni, von 1990 bis 1994 der erste Einsatzort von Thomas Hermes. Die Gruppe besuchte seinen Nachfolger und sah sich die Pfarrei an. Am nächsten Tag ging es nach Potosí, zweiter Einsatzort von Hermes. Dort zeigte er die Stadt und feierte mit seiner ehemaligen Gemeinde „San Benito“ – „Heiliger Benedikt“ einen Gottesdienst. Hinterher gab es einen Empfang mit dem Bischof von Potosí, Nicolás Renán Aguilera Arroyo.
Anschließend führte die Pastoralreise nach Sucre, Hauptstadt Boliviens. Dort traf die Delegation auf Edmundo Luis Flavio Abastoflor Montero. Er war Bischof von Potosí und ist jetzt emeritierter Erzbischof von La Paz. Erzbischof Abastoflor hat eine besondere Beziehung zum Bistum Würzburg: Er hat hier studiert. Gemeinsam mit dem Bischof von Sucre, Ricardo Ernesto Centellas Guzmán, und Jesuitenpater Bernardo Gantier Zelada zeigte er den Gästen die Kathedrale und das Dommuseum.
Am Ende der Reise ging es für die Deutschen wieder zurück nach Santa Cruz. Dort feierten sie mit Müssig einen Gottesdienst in einer Kapelle. Am letzten Tag informierten sich die Teilnehmer noch über ein Stück Missionsgeschichte. Die Gruppe fuhr in die Chiquitania, eine Region, in der die Jesuiten von 1691 bis 1760 missionierten, aber auch den Städte- und Kirchenbau vorantrieben. In der Stadt Concepción war ein Unterfranke Bischof: Georg Kilian Pflaum. Er wurde in Lembach im Landkreis Haßberge geboren und ist auch dort beerdigt. In der Kirche von Concepción ist deshalb in seinem Wappen der fränkische Rechen zu finden.
Für Bischof Jung war klar, dass nach und nach eine ganze Generation von Priestern abtrete: „Es war diese Idee der ,Fidei Donum‘-Priester, diese Einladung, noch mal in die Weltkirche zu gehen, als Diözesanpriester, nicht nur als Ordenspriester.“ „Fidei Donum“ ist eine Papst-Enzyklika aus dem Jahr 1957. Wörtlich übersetzt heißt sie „Geschenk des Glaubens“. Papst Pius XII. forderte dazu auf, Priester vor allem nach Afrika, Asien und Südamerika zu schicken, da dort Priestermangel herrschte. Doch die Mission der „Fidei Donum“-Zeit findet jetzt nach und nach ihr Ende. Dennoch könnte man laut Bischof Jung darüber nachdenken, Priester für eine Zeit zu entsenden, um neue Erfahrungen zu sammeln: „Man kann auch unter ganz anderen Bedingungen Kirche sein.“
Der Bischof wurde auf seiner Reise von Domkapitular Albin Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, und Gemeindereferent Alexander Sitter, Referent für Lateinamerika, begleitet. „Am meisten hat mich fasziniert, wie wir mit Bruder Max in Cochabamba auf den Markt gingen und zwei seiner Brüder von den kleinen Brüdern dort Joghurt verkauft haben. Das hat mir noch mal ganz deutlich gemacht, was Christsein unter den Menschen heißt“, benennt Krämer seinen Höhepunkt. Es bedeute, mitten unter den Menschen, die am Markt ihre täglichen Dinge verkaufen und auch kaufen, seien zwei, die das aus dem Geist Jesu täten. Für Sitter gab es mehrere Höhepunkte: zum einen die Landschaft und zum anderen „die Herzlichkeit der Menschen, die uns immer wieder ganz freundlich begegnet sind und für uns ganz, ganz viel ermöglicht haben“.
Die Mission sei auch ein Beispiel für Weltkirche. Krämer berichtet: „Es sind die gleichen Abläufe, die gleichen Texte. Es gibt vieles, was uns verbindet. Und der Glaube an Jesus Christus ist das zentrale Verbindungselement.“ Auch Bischof Jung erkennt das als wiederkehrendes Element: „Auch wenn die Kirchenräume anders gestaltet sind, es ist unsere Kirche, es ist unser Glaube, der verschiedene Ausdrucksformen hat.“
Aus Bolivien berichtet Anna-Lena Ils (Medienhaus des Bistums Würzburg)
(2024/0540; E-Mail voraus)
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