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„Man muss jetzt ein bisschen erfinderisch sein“

Gemeinden finden neue Wege, um den Glauben trotz Coronakrise gemeinsam zu leben – Angebote für alle Generationen – Zuspruch auch in Zeiten der Sorge

Würzburg (POW) Die Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus haben weite Teile des öffentlichen Lebens lahmgelegt. Auch kirchliche Veranstaltungen und Gottesdienste fallen aus. Viele Gemeinden beschreiten kreative Wege, um trotz der Einschränkungen gemeinsam den Glauben zu leben. Die einen erstellen beispielsweise „Hausbriefe“ mit spirituellen Impulsen und Beschäftigungsideen. Andere stellen sich vor die Kamera und ihre Impulse ins Internet. Es entstehen Sammlungen an Bastel- und Spieletipps, damit Groß und Klein sich während der Ausgangsbeschränkungen nicht langweilen. Auch die Sorgen und Nöte der Menschen werden in den Blick genommen, etwa beim „ZwischenRaum-Ritual“ der Augustiner in Würzburg. Die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats (POW) stellt eine – nicht repräsentative – Auswahl an Aktionen und Angeboten aus dem ganzen Bistum vor.

Impulse für jeden Tag enthält beispielsweise der „Hausbrief zur Corona-Zeit“ der Pfarreiengemeinschaft „Regenbogen im Bachgau, Pflaumheim“ und der Einzelpfarrei Großostheim. Er wurde am Sonntag, 22. März, erstmals per E-Mail verschickt. Gestaltet wird er vom Seelsorgeteam. Rund 20 Interessenten haben sich bereits angemeldet, berichtet Gemeindereferent Simon Marx. Auf der Vorderseite ist das Sonntagsevangelium mit einem kurzen Impuls abgedruckt. Auf der Rückseite finden sich die täglichen Impulse mit Ideen zur Umsetzung. „Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!“, heißt es etwa am Dienstag. Dazu gibt es einen Link zum Lied vom „Kleinen Frieden“, das man gemeinsam als Abendlied hören kann. Knifflig wird es beim „Bibelkuchen-Rätsel-Rezept“ für den kommenden Sonntag. Wer weiß schon auf Anhieb, welche Zutat sich hinter „1,5 Tassen Deuteronomium 32,14a“ versteckt?

Möglichkeiten des Internets nutzen

Wie hält man eine Bibelgruppe am Laufen, wenn man sich nicht treffen darf? Simone Dempewolf, Gemeindereferentin in den Pfarreiengemeinschaften „Sankt Christophorus Sulzbach am Main“ und „Maria im Grund, Leidersbach“, hat die Gruppe kurzerhand ins Internet verlegt. „So sind wir trotzdem als Gemeinschaft verbunden und können unserem Glauben etwas Gutes tun.“ Unter „Bibel-Teilen-Online“ (Anmeldung per E-Mail an simone.dempewolf@bistum-wuerzburg.de) verschickt sie den Text des kommenden Sonntagsevangeliums und die dazugehörigen Impulse per E-Mail. Die Teilnehmer mailen im Gegenzug ihre Gedanken zum Text. Die Antworten werden anonym in der Runde veröffentlicht. Auch stille Teilhabe und Mitlesen seien jederzeit möglich. „Man muss jetzt wirklich ein bisschen erfinderisch sein“, sagt Dempewolf. Die Resonanz zeigt, dass sich das lohnt: Gestartet war die Gruppe mit acht bis zehn Teilnehmern, online haben sich bereits 16 Interessenten angemeldet. Das Angebot gibt es auch in der Pfarreiengemeinschaft „Regenbogen im Bachau, Pflaumheim“.

Den Trend zum Livestream hat das Seelsorgeteam der Pfarreiengemeinschaft „Sieben Sterne im Hammelburger Land, Hammelburg“ aufgegriffen. Seit Mittwoch, 18. März, werden auf YouTube Gottesdienste und Impulse eingestellt. Pfarrer Thomas Eschenbacher und Pfarrer i. R. Edwin Erhart feiern dienstags bis freitags um 19 Uhr sowie sonntags um 10.30 Uhr einen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche Sankt Johannes der Täufer in Hammelburg, sagt Pastoralreferent Markus Waite. Außerdem werde montags bis samstags jeweils um 11 Uhr ein Impuls gesendet. Es sei gar nicht so einfach, vor laufender Kamera zu sprechen, erklärt Waite: „Wenn ich mich bei der Predigt mal verspreche, sage ich den Satz einfach noch einmal. Aber bei einer Aufnahme ist der Anspruch hoch, es fehlerfrei zu machen.“ Die Gläubigen nehmen das Angebot an. „Spitzenreiter“ ist derzeit der Sonntagsgottesdienst vom 22. März mit über 1000 Aufrufen. Der Küster habe die Abrufe ausgewertet. Ergebnis: „Im Schnitt schaut jeder User bei einem Gottesdienst eine halbe Stunde zu.“ Für das Team ein Ansporn, noch mehr anzubieten. „Wir planen ein Hörspiel mit einem biblischen Text“, erzählt Waite. Gesendet werden soll es in den Tagen nach Ostern.

Spielideen für Klein und Groß

Familien mit Kindern werden die „Spielidee des Tages“ zu schätzen wissen, die auf der Homepage des „Pastoralen Raums Sankt Benedikt“ zu finden ist. Mit bunt bemalten Ostereiern kann man zum Beispiel wunderbar Memory spielen, bevor sie aufgegessen werden. Die Knetmasse ist ausgegangen und die Läden sind zu? Hier gibt es eine Anleitung, wie man Leucht-Knete selbst herstellen kann. Oder wie wäre es mit dem „Lagerkoller-Tagebuch“ mit vielen Bildern zum Ausmalen? In Kooperation mit den Erzieherinnen der Tageseinrichtungen gibt es jeden Tag eine neue Spielidee. Für Senioren findet sich zudem eine Liste mit Spiele-Apps, die zum Nachdenken anregen oder auch einfach nur Spaß machen.

Noch in den Startlöchern ist die Aktion von Angelika Kunkel, Gemeindereferentin in der Pfarrei Laufach und der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Vitus im Vorspessart, Rottenberg“. Sie hat ihre rund 70 Firmlinge aufgefordert, Bibelstellen zu gestalten – sei es mit Bildern oder mit eigenen Texten – und ihr zurückzuschicken. „Wer mitmacht, bekommt eine Bibelstelle zugeschickt“, erklärt sie. Bei genügend Beteiligung könnte man die eingegangenen Blätter zu einem kleinen Buch binden lassen, überlegt Kunkel und betont: „Erwachsene sind auch zum Mitmachen eingeladen.“

„Wenn die Gemeinde nicht mehr in die Kirche kommen darf, stellen wir Bilder von ihnen auf“, hat der Pfarrgemeinderat von Sankt Michael in Lohr am Main beschlossen. Vorbild für die Aktion sei ein italienischer Pfarrer, erklärt Pfarrer Sven Johannsen: Weil dieser trotz Coronakrise nicht vor leeren Kirchenbänken Messe feiern wollte, habe er seine Gemeinde in einer Radiosendung aufgerufen, ihm Selfies zuzuschicken. Diese druckte er aus und brachte sie an den verwaisten Kirchenbänken an. „Da zurzeit die Gottesdienste nicht öffentlich gefeiert werden, sollen Fotos (Selfies) deutlich machen, dass es keine privaten Gottesdienste sind, sondern stellvertretend für und in geistiger Verbindung mit der Gemeinde geschehen“, schreibt das Seelsorgeteam auf der Homepage und hofft auf viele Einsendungen.

Raum für Sorgen und Nöte

Die Sorgen und Nöte der Menschen nehmen die Augustiner in Würzburg in den Blick. Jeden Mittwoch um 17 Uhr wird in der Augustinerkirche das „ZwischenRaum-Ritual“ gefeiert. Es gibt keinen Livestream: „Im Moment muss es uns einfach genügen, darum zu wissen, dass viele Menschen mittwochs um 17 Uhr von unterschiedlichen Orten aus dieses Trauer- und Traurigkeitsritual mit feiern.“ Doch könne man Namen von Menschen, die man im „Buch der Namen“ aufgehoben wissen wolle, unter Telefon 0931/30970 oder per E-Mail an solidarisch@augustinerkirche-wuerzburg.de mitteilen. „Wir tragen diese Namen dann gerne ein.“

Ein „Sorgentelefon“ hat der Caritasverband für den Landkreis Main-Spessart eingerichtet. „Viele Menschen sind verunsichert und fürchten sich. Wir bieten daher an, dass alle, die Trost und Zuspruch oder konkreten Rat suchen, bei uns anrufen können“, heißt es dazu auf der Homepage. Das Sorgentelefon ist unter der Telefonnummer 09352/843-142 montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie montags bis donnerstags von 13 bis 16 Uhr erreichbar.

sti (POW)

(1420/0377; E-Mail voraus)

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