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„Maria gab Gott Raum in ihrem Leben“

Predigt von Weihbischof Helmut Bauer bei der Eucharistiefeier in der Liebfrauenbrunnkapelle in Werbach am 12. September 2005

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

„Der Name der Jungfrau war Maria!“ Wir feiern heute den Namenstag dieses Menschenkindes! Der Name „Maria“ wird täglich auf der ganzen Welt genannt. Er ist zum Zeichen des Trostes, des Vertrauens geworden. In einer Rede über den Namen „Maria“ sagte der große Heilige Bernhard von Clairaux:

„In Gefahren, in Ängsten, in Zweifeln – denk an Maria, ruf zu Maria! Ihr Name weiche nicht aus deinem Munde! Ihr Name weiche nicht aus deinem Herzen! Damit du aber ihre Hilfe und Fürbitte erlangest, vergiss nicht das Vorbild ihres Wandelns! Bitte sie, und niemals bist du hoffnungslos. Hält sie dich fest, wird du nicht fallen. Führt sie dich, wirst du nicht müde.“

Der Name Mariens wird oft im gleichen Atemzug mit dem unseres Heilandes genannt: Jesus, Maria. Denn all das Leuchten dieses Namens kommt von Jesus. Aller Glanz dieses Namens kommt von ihrem Sohn. Dort, wo der Name Mariens aus Menschenmund und Menschenherz zum Himmel steigt, berührt er das Herz Gottes. Dieser Name ist zur Freude geworden dem Vater, dem Sohn, dem Heiligen Geist. Und er ist zur Freude geworden für die Kirche: denn wenn dieser Name aufklingt, wird die Kirche sich ihrer eigenen Größe, Würde und Schönheit bewusst, weiß sie sich geliebt in der Kraft des Heiligen Geistes; denn Maria ist ja das Urbild der Kirche, ihre vollkommenste Ikone und Darstellung.

Liebe Schwestern und Brüder!Zum ersten Mal wird der Name Maria (der Jungfrau) im Zusammenhang mit der Verkündigung der Geburt Jesu, des Gottessohnes, genannt. In einem entscheidenden Augenblick der Weltgeschichte tauchte dieser Name auf: Gott wollte zur Welt kommen. Aber er wollte sich dem Menschen nicht aufzwingen. Er hat seinem Geschöpf die Freiheit, auch die Fähigkeit geschenkt, sich entscheiden zu können. Eine junge Frau hat sich ganz für ihn entschieden und sich seinem Heilsplan zur Verfügung gestellt: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn mir geschehe nach deinem Willen.“ Mit solchen Menschen kann und will Gott handeln, will er in die Welt hineinwirken, will er die Erde verändern. Maria ist also in der Stunde von Nazareth nicht einfach in Dienst genommen worden. Sie hat sich für Gottes Handeln geöffnet. Aber dieses offen sein für Gott war nicht eine Sache eines besonderen Augenblickes. Sondern: Maria war seit ihrem eigenen Kindsein, Mädchensein ein offenes Menschenkind für das göttliche Geheimnis. Sie ist sicher vom Engel angesprochen worden in dem Augenblick, den wir besingen: „Maria war mit Gott allein, da trat zu ihr der Engel ein ...“.Maria war also eine betende Frau, eine Frau, die Gott Raum gab in ihrem Leben, die auf das Handeln Gottes hinhörte, die sich hineinbetete in des Geheimnis des Ewigen und Allmächtigen. Wer Maria verehrt, muss ein betender Mensch sein oder werden. Es gibt keine andere Art, sich für den in die Welt hineinwirkenden Gott zu öffnen, als das treue Gebet. Das Gebet muss trotz, ja gerade wegen unserer Vielbeschäftigkeit mit anderen Dingen, einen besonderen Platz haben – die täglichen Gebete und die besonderen Gebetsstunden unseres Lebens. Maria anzurufen, ihren Namen zu nennen, ist das Lebensrezept für ein gelingendes Leben. Was sagt uns noch Bernhard von Clairvaux. „Wenn du erfährst, dass dieses Erdenleben mehr ein Dahintreiben in Wellen, Wind und Wetter ist als ein Dahinschreiten auf festem Land: wende deine Augen nicht ab vom Licht, das von diesem Namen ausstrahlt, damit du nicht untergehst in den Stürmen“.Ich weiß, dass ich dies zu Leuten sage, die ohnedies beten; aber gerade wir müssen treu bleiben im Gebet in einer Zeit, in einem Land, in dem die Kinder fast nicht mehr wissen, warum es um zwölf Uhr läutet oder überhaupt jedes Gebet und Beten verlernt haben. Was habt ihr denn in der Schule, im Religionsunterricht gelernt?“ – wurde ein Kind gefragt. Antwort: „So’n Gedicht“ – das „Vater unser“ war gemeint.

Liebe Schwestern und Brüder!Nochmals wird der Name Mariens ganz bewusst genannt, nämlich: als die Apostel mit den Frauen auf das Kommen des Heiligen Geistes in neuntägiger Gebetsgemeinschaft warteten. Wiederum – bei den Gebeten der jungen Kirche ist der Name der Jungfrau, der Mutter Jesu – Maria – zu lesen. Maria und die Kirche. Das ist ein Geheimnis für sich, aber auch eine Zusage und Verheißung. Wann und wo wir Maria in unser gemeinsames Gebetsleben in die Kirche hineinnehmen, uns mit ihr im Gebet verbinden, wird das Angesicht der Erde erneuert, wird die Vision einer erneuerten Menschheit konkret und Realität, wirkt der Heilige Geist als neue Kraft, die die Völker verbindet. Wir haben Gott sei Dank gerade in den Stürmen der letzten Jahrhunderte Päpste gehabt, Nachfolger des Petrus, die immer wieder auf Maria schauten, und der Mutter Jesu in ihren Sorgen und Aufgaben ihr Vertrauen schenkten. Und im Großen und Ganzen müssen und können wir sagen: Wie viel stürzte doch in den vergangenen Jahren zusammen. Ideologien, Reiche, Machtsysteme standen auf, rissen ihre Mäuler bis in den Himmel auf – und scheiterten erbärmlich. Man versteht oft außerhalb der Kirche nicht, wie und warum die Kirche alle Stürme der Weltgeschichte bestanden hat. Das Geheimnis des Bestehens der Kirche ist ihre Marienverehrung, das heißt ihre marianische Verbundenheit und Liebe zu Jesus Christus. Wo Maria recht verehrt wird, werden alle Wellen der Hölle gegen die Kirche siegreich überwunden. Maria das ist ein Kampfruf, eine Kampfansage gegen den Satan. Maria – das ist die Geheimwaffe der Kirche gegen Zerfall und innere Zerrüttung. Eine echte Marienfrömmigkeit belebt den Glauben, stärkt die Hoffnung, heiligt die Liebe.

So wird durch die rechte Marienverehrung der Weg der Kirche in die Zukunft gesichert.

(3905/1228)