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Dokumentation

„Maria ist die Ikone für das neue und ewige Leben“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom am Sonntag, 20. August, bei der Feier des Hochfestes der Aufnahme Mariens in den Himmel in der Marienbasilika Kevelar

Wir haben gerade im Evangelium zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel das „Magnificat“ gehört. Es ist der Lobgesang der Gottesmutter bei der Begegnung mit Elisabeth. Beide tragen neues Leben in ihrem Schoß. Maria besingt in diesem Lied Gottes Größe, seine Macht, seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, seine Treue, die ewig währt. Wo wir meinen: „Wie soll das gehen?“, „Wie ist das möglich?“, da lässt Gott neues Leben entstehen. Er zeigt es an den beiden schwangeren Frauen: der alten Elisabeth und der jungen Maria. Der Engel sagt es der fragenden Maria: „Denn für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1,37). Dies ist Hoffnung und Trost zugleich. Ja, Maria selbst ist der Trost. Wir gehen hier in Kevelaer zu Maria, der Trösterin der Betrübten.

In dem neuen Bild in eurer Basilika hält Maria nicht nur ihr Neugeborenes, das Licht der Welt, in den Armen, sie hält uns in ihren Armen, damit wir in all den Auseinandersetzungen unseres Lebens Ruhe und Trost finden, damit das Dunkel in uns hell wird. Der Mensch ist nicht nur Kind Gottes, er ist auch Kind Mariens. Wenn wir mit Maria einstimmen in das „Magnificat“, bekennen wir, dass nicht unser Wissen und Machen, unser Haben und Können das letzte Wort in der Welt haben. Die Zukunft gehört den Menschen mit einem kindlichen Vertrauen, den Armen und Schwachen, den Ohnmächtigen und Hilflosen.

An jedem Abend singen wir in der Liturgie der Kirche das „Magnificat“. Wir stimmen es an, wenn nach menschlichem Ermessen alles getan oder vertan ist. Es geht bald in die Nacht, ins Dunkel. Das Bild zum Abendgebet der Kirche ist aber nicht die in den Himmel aufgenommene Maria. Es ist das Bild, wo sie uns die Frucht ihres Leibes Jesus zeigt, als Kind in ihren Armen, oder den toten Sohn in ihrem Schoß. Maria bleibt die Frau guter Hoffnung über den Tod ihres Sohnes hinaus. Frauen guter Hoffnung nennen wir schwangere Frauen, die neues Leben in sich tragen. Maria ist die Ikone für das neue und ewige Leben, das Gott schenkt. Sie steht für das grenzenlose Vertrauen in Gott. Er ist stärker als der Tod, als alles, was uns Menschen erniedrigt und kleinmacht.

Das ist kein billiger Trost. Wir haben in der Lesung aus der Offenbarung des Johannes gehört von Schmerzen und Geburtswehen und von übermächtigen Bedrohungen. Aber am Ende steht nicht die Vernichtung, sondern die Vollendung. Wo wir unser ganzes Vertrauen in Gott legen, bricht Gottes Herrschaft an.

So wird die Frau aus der Apokalypse nicht nur zum Bild für die Gottesmutter Maria, zur Trösterin der Betrübten, wie in der Apokalypse über dem Hauptportal eurer Basilika. Sie wird zum Bild für die Gemeinschaft der Glaubenden, der Kirche. Wer diesen Raum des Glaubens betritt, soll Hoffnung und Trost erfahren. Je mehr wir in Zeit und Raum auf Gott setzen, desto mehr wird Gottes Reich sichtbar. Wir wissen von unserem Scheitern und Versagen, von unseren Vergehen und unserer Vergänglichkeit. Aber Gottes Macht und Liebe ist stärker als unsere Ohnmacht und unser Tod.

Es ist die Macht der Liebe, die alles an sich zieht, alles aufnimmt in die ewige Geborgenheit, die wir Himmel nennen. Davon spricht das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Gott will den Menschen ganz und gar nahe sein und in ihnen sein. Als Papst Pius XII. 1950 am Fest Allerheiligen den Glaubenssatz, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, verkündete, entfaltete sich in Ost und West zunehmend mehr ein Materialismus, der sich dialektisch und praktisch äußerte.

Wir spüren es mit all seinen Folgen bis in unsere Gegenwart. Wir können alles machen und müssen alles leisten. Aber was ist mit den Menschen, die dieses Vermögen nicht im Kopf und in der Tasche haben? Sie gehen leer aus, werden erniedrigt und sind mehr als arm dran. Da ist das Fest Hoffnung und Trost zugleich. Gott hat das letzte Wort, und dieses Wort heißt Liebe. Diese Liebe ist Fleisch geworden in einem Menschen, der grenzenlos vertraut hat. Gott ist größer als wir denken. Dies sollte uns nicht erheben über diese Welt, sondern sollte uns erinnern, auf welcher Seite wir in dieser Welt als Kirche zu stehen haben: bei den Armen und Schwachen.

Der Kreis schließt sich zum Evangelium. Maria eilt zu Elisabeth. Einerseits, um ihrer Glaubensschwester die gute Nachricht vom neuen Leben in ihr zu bringen. Andererseits, um ihrer Verwandten zu helfen, dass das neue Leben in ihr gut zur Welt kommt. Drei Monate bleibt sie bei ihr bis zur Geburt des Johannes. Papst Franziskus nennt beim Weltjugendtag in Lissabon in diesem Evangelium Maria: „Unsere Liebe Eilige Frau! Sie beeilt sich, um uns nahe zu sein. Sie beeilt sich, um uns Jesus zu zeigen“.

Bitten wir Gott auf die Fürsprache Mariens, der Trösterin der Betrübten, und beeilen wir uns, dass wir gleich der Muttergottes Hoffnung und Freude bezeugen und Trost und Zuversicht bringen. Amen.