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Mehr als nur ein Raum

Ökumenischer Jugendkreuzweg 2019 zeigt Kreuzweg von Ben Willikens aus der Sepultur des Würzburger Kiliansdoms – Künstler spielt mit Architektur und Licht – Material für Jugendgruppen ist online erhältlich

Würzburg (POW) Den Kreuzweg von Ben Willikens in der Sepultur des Würzburger Kiliansdoms hat der diesjährige Ökumenische Kreuzweg der Jugend zum Thema. Unter dem Titel „Ans Licht“ nehmen zehntausende junge Christen in Deutschland den Kreuzweg in den Blick, um die Karwoche mit ihm zu beginnen oder zu beenden. An vielen Orten machen sich die katholischen und evangelischen Jugendlichen gemeinsam auf den Weg und beschäftigen sich mit der Passion Jesu, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj), des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej). Dazu könne eine theologische Auseinandersetzung ebenso wie eine Diskussion über zeitgemäße Lebensweltbezüge gehören.

Aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Abstufungen von Licht und Dunkelheit zeigt der Kreuzweg einen Raum, in welchem nur wenige Elemente wie Stühle oder Tische zu sehen sind. „Der Künstler Ben Willikens ist sehr minimalistisch unterwegs. Seine Bilder sehen aus wie Fotos, sie sind aber mit Acrylfarben gemalt“, erklärt Dr. Jürgen Emmert, kommissarischer Leiter des Kunstreferats des Bistums Würzburg. „Willikens hat das Thema Kreuzweg durch diese eine Raumsituation, die sein Atelier in Stuttgart ist, völlig neu aufgeladen.“ Charakteristisch für Willikens‘ Bilder seien die Grisaille, also die Malerei in Grautönen, sowie die Auseinandersetzung mit Architektur und Licht. „Obwohl die Stationen in den Grautönen zunächst einmal für viele ungewöhnlich und bedrückend wirken, sind diese sehr stark durch das Licht aufgeladen.“

Menschen sind in Willikens‘ Bildern nicht anwesend. Man sieht nur Spuren, die sie hinterlassen haben, wie zum Beispiel die weißen Tücher der weinenden Frauen. „Der Kreuzweg ist eigentlich voller Menschen: die Mächtigen, der Verurteilte, die Mutter, die Frauen, die Soldaten. Willikens geht raus aus dem Personal und versucht, die Situation nur auf den Betrachter und das Bild zu fixieren.“ Als ein meditatives und subjektives Vorgehen beschreibt Emmert die Auseinandersetzung mit den Bildern, die die gleichen Überschriften tragen wie die klassischen Kreuzwegstationen. „Man schaut nicht auf das Bild und erkennt die einzelnen Szenen sofort wieder, sondern man muss erst einmal einen Standpunkt suchen. Ich muss den Titel lesen, mir den Raum anschauen und mir dann Gedanken machen.“

Im ersten Bild, der Urteilsverkündung, ist ein Stuhl zu sehen. Laut Emmert könne man sich einen Verurteilten vorstellen. „Untypisch für einen Kreuzweg endet Willikens Werk in der Auferstehung“, erklärt Emmert. Das letzte Bild zeigt die gleiche Raumsituation wie bei der Urteilsverkündung – nun aber von Licht durchflutet. „Dadurch ist die Wahrnehmung völlig anders“, erklärt Emmert. Das zeige, dass jede Situation der Dunkelheit immer noch einen Moment der Helligkeit innehabe. „Ich denke, das ist es auch, was der Kreuzweg an die Jugendlichen vermitteln möchte, die vielleicht Stress im Elternhaus haben oder nicht wissen, wie es nach der Schule weitergehen soll: Es gibt nicht die äußerste Situation von Dunkelheit, sondern da ist immer wieder auch ein Lichtstrahl, der reinfällt.“ Jede Krise enthalte auch immer eine Chance, führt Emmert weiter aus. Da Willikens in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, sei es umso bemerkenswerter, dass der Künstler mit dem Kreuzweg eine Generationenbrücke zu den Jugendlichen geschaffen habe.

Der Ökumenische Jugendkreuzweg entstand 1958 auf dem Katholikentag in Berlin mit jungen katholischen Christen in der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR. Er entwickelte sich zu einer Gebetsbrücke über „die Mauer“ hinweg und ist seit 1972 ökumenisch. Mit jährlich knapp 60.000 Teilnehmern gehört er zu den größten ökumenischen Jugendaktionen Europas. Materialien zum Jugendkreuzweg sind im Internet unter www.jugendkreuzweg-online.de zu finden. Interessierte Jugendgruppen erhalten Tipps und Anregungen für die Umsetzung eines Kreuzwegs.

rh (POW)

(0719/0191; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet