Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Mehr Mut haben, Neues zu wagen“

Bistum Würzburg bildet erstmals Bestattungshelfer aus – Kurs bereitet auf Urnenbeisetzungen auf Naturfriedhof Alsleben vor – Pfarrer Lehnert: „Gute Sache, wenn Ehrenamtliche Dienste für die Gemeinde übernehmen“

Würzburg/Alsleben/Bad Königshofen (POW) Im Bistum Würzburg gibt es eine neue Gruppe von Ehrenamtlichen – die zertifizierten Bestattungshelfer. Sechs Frauen und zwei Männer haben den Kurs „Der Dienst der Urnenbestattung auf dem Naturfriedhof Sankt Ursula, Trappstadt/Alsleben“ erfolgreich abgeschlossen, der von Juli bis Dezember 2015 erstmals vom Liturgiereferat der Diözese angeboten wurde. Pfarrer Florian Lehnert, Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Martin im östlichen Grabfeld, Untereßfeld“, begrüßt das neue Angebot. „Das christliche Leben hängt nicht nur vom Pfarrer ab, sondern in großen Teilen vom Da-Sein der Gläubigen“, sagt er. „Es ist sicher eine gute Sache, wenn Ehrenamtliche verschiedene Dienste für die Gemeinde übernehmen, sei es als Gottesdienstbeauftragte, in der Kinder- und Jugendarbeit oder als Bestattungshelfer.“

Alles habe mit der Eröffnung des Naturfriedhofs Sankt Ursula in Alsleben im Jahr 2014 begonnen, sagt Kursleiter Pastoralreferent Bernhard Hopf, Referent für Liturgie und liturgische Bildung. Dort ließen sich bald immer mehr Menschen aus den umliegenden Ortschaften, aber auch aus dem benachbarten Thüringen beisetzen. „Wir brauchen ein Team, das die Aufgabe der Urnenbeisetzung übernimmt“, erkannten die Verantwortlichen. So entstand die Idee zu einem Kurs für Bestattungshelfer. Vorbilder für einen solchen Kurs fand Hopf unter anderem in den Diözesen Aachen und Münster. Für das Bistum Würzburg arbeitete er einen eigenen Kurs aus. „Wir können den Pfarrer nicht ersetzen, auch nicht bei der Beerdigung“, stellt Hopf klar. „Wenn ein Requiem für den Verstorbenen gewünscht wird, braucht man natürlich einen Priester. Aber den christlichen Dienst des Seelsorgers muss eigentlich jeder Christ übernehmen, damit die Gemeinde funktioniert.“

Für den Kurs wurden praktische und spirituelle Bereiche kombiniert. „Es ist wichtig, dass die Absolventen des Kurses das Handwerkszeug des Beerdigungsdienstes kennen und handhaben können“, erklärt Hopf. So befassten sich die Teilnehmer unter anderem mit der Entwicklung der Beerdigungsriten und machten sich unter der Anleitung von Liturgiereferent Dr. Stephan Steger mit den Begräbnisliturgien vertraut – vom Sterbesegen über die Gedenkandacht bis zur Urnenbeisetzung. Auch praktische Übungen gehörten zur Ausbildung. So übten die Teilnehmer etwa in Rollenspielen, wie man ein Trauergespräch führt. Eine der regelmäßig angebotenen Fortbildungen behandelte die Widrigkeiten einer Urnenbeisetzung. Etwa, wie man bei starkem Regen das Loch für die Urne wieder trocken bekommt.

Ebenso wichtig war die spirituelle Seite des Kurses. „Wir merken immer mehr, dass die Menschen mit den christlichen Begräbnissitten nicht mehr vertraut sind und einzelne Riten nicht mehr nachvollziehen können“, sagt Hopf. „Wie verkündet man die Auferstehungshoffnung in einem Umfeld, das nicht mehr so christlich geprägt ist? Wie können wir an diesem markanten Punkt im Leben für die Menschen da sein, ohne sie zu überfordern?“ Man müsse auf das eingehen, was die Trauernden an religiösen Erfahrungen mitbringen, sagt Pfarrer Lehnert: „Manche Angehörigen entdecken bei den Vorbereitungen für eine Bestattung wieder ihre religiösen Wurzeln.“

Noch hat keiner der Absolventen alleine eine Urnenbeisetzung geleitet. Aber Renate Haag (Alsleben) und Petra Berwind (Bad Königshofen) fühlen sich gut vorbereitet. Haag schloss vor zwei Jahren die Ausbildung als Gottesdienstbeauftragte ab und bietet auch Trauerandachten an Allerseelen an. „Die Ausbildung zum Beerdigungshelfer war ein logischer Schritt“, sagt sie. Den Kurs habe sie als sehr interessant und persönlich bereichernd, aber auch sehr intensiv erlebt. „Der eine oder andere ist wohl an seine Grenzen gekommen, was die Erfahrungen mit Sterben und Tod betrifft.“ Hilfreich sei auch das Netzwerk, das sich im Laufe des Kurses gebildet habe. „Man fühlt sich gut vorbereitet, und ich weiß, dass es Menschen gibt, bei denen ich Rückfragen stellen kann.“

„Der Pfarrer kann einfach nicht mehr alles machen“, sagt Berwind. Sie ist Lektorin und hat ein Studium bei „Theologie im Fernkurs“ absolviert. „Die Kirche der Zukunft sollte sich wieder auf ihre Ursprünge beziehen und die vielen Charismen einbeziehen, die die Gemeinde mitbringt. Es gibt bestimmt noch mehr Aufgaben, die wir übernehmen können.“ Der Kurs habe auf viele verschiedene Situationen vorbereitet, lobt Berwind. Man habe zum Beispiel gelernt, wie man „andockt, ohne aufdringlich zu sein“. Denn bei Beerdigungen komme man auch in Kontakt mit Menschen, die eher „kirchenfern“ seien. „Mir ist aufgefallen, wie aufmerksam die Trauergemeinde alles verfolgt, was passiert. Die Menschen sind in diesem Moment wirklich aufgeschlossen.“ Auch seien die Kursteilnehmer ermuntert worden, neue Ideen zu entwickeln. „Wir sollten mehr Mut haben, Neues zu wagen“, sagt Berwind. Auch Papst Franziskus habe gesagt: „Macht mutige Vorschläge.“

„Tote zu begraben und Trauernde zu trösten sind Werke der Barmherzigkeit“, sagt Lehnert. „Das betrifft nicht nur die Hauptamtlichen, sondern die ganze Gemeinde. Diesen Dienst schulden wir uns gegenseitig, egal ob wir geweiht sind oder nicht.“ Mittlerweile habe es sich in den Gemeinden herumgesprochen, dass es nun auch ehrenamtliche Bestattungshelfer gibt. Er habe von einer Absolventin gehört, die aus einer benachbarten Pfarreiengemeinschaft eine Anfrage bekommen habe. Lehnert ist überzeugt: „Wenn sich zeigt, dass diese Feiern Trost, Halt und Mut spenden, dann wird auch akzeptiert, dass die Feier von jemandem ohne Weihe gemacht wird.“

Naturfriedhof Sankt Ursula Alsleben

Der Naturfriedhof Sankt Ursula in Alsleben wurde am 26. April 2014 von Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand und Dekan Michael Wehrwein bei einer ökumenischen Feier gesegnet. Das Konzept für einen kirchlichen Naturfriedhof wurde von Forstrat Erwin Kruczek, Kurt Maurer, dem damaligen Bürgermeister des Marktes Trappstadt, dem damaligen Pfarrer Andreas Bracharz und der Diözese Würzburg erarbeitet. In der Sankt-Ursula-Kapelle sind Trauer- und Verabschiedungsgottesdienste sowie das Totengebet bei Bestattungen auf dem Naturfriedhof möglich. Die Feiern können durch katholische und evangelische Geistliche oder deren Beauftragte geleitet werden. Den Vorstellungen christlicher Begräbniskultur wird in besonderer Weise Rechnung getragen. So gibt es beispielsweise keine anonymen Bestattungen, die Grabstellen werden im Wald durch kleine Grabsteine kenntlich gemacht. Weitere Informationen zum Naturfriedhof im Internet unter www.naturfriedhof-sankt-ursula.de, zu den Angeboten des Liturgiereferats der Diözese Würzburg unter www.liturgie.bistum-wuerzburg.de.

Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

(3316/0911; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet