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„Mein Geist jubelt über Gott“

Predigt von Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele beim Festgottesdienst zum Professjubiläum am 14. Juni 2008 in der Mutterhauskirche der Erlöserschwestern in Würzburg

Freude und Dank

„Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott meinen Retter“ (Lk 1,46 f). Voller Freude können wir alle heute in das Magnifikat der Gottesmutter einstimmen. Unsere Jubilarinnen können das in besonderer Weise. Siebzehn von ihnen feiern ihr Goldenes Professjubiläum, drei dürfen sogar auf sechzig Ordensjahre zurückschauen und so das Diamantene Jubiläum begehen. Ihr Fest ist auch unser aller Fest. Was eine Ordensfrau vom Herrn empfängt, verbindet sie ja mit vielen Menschen. Ihr Gebet kommt vielen zugute. Ihr Leben ist ein Zeugnis, das andere inspirieren kann. Ihre Opfer sind eine unschätzbare Hilfe für Ungezählte. So können wir alle, die wir hier versammelt sind, den Herrn für alles preisen, was er unseren Schwestern geschenkt hat, sowie für alles, was er durch sie weitergegeben hat.

Zugleich ist dieses Hochfest eine Chance, über das Geheimnis der Berufung nachzudenken, und ein Aufruf, mit ganzem Herzen und mit allen Kräften unserer persönlichen Berufung zu entsprechen. Der Prophet Jesaja kann uns bewusst machen, was wir dem Herrn verdanken, was er mit uns vorhat, was er uns gibt und aufgibt.

Berufung – Verheißung – Gnade

Berufung

Ein Jubiläum ist Anlass zur Rückschau auf das, was seit der Profess geschehen ist. Man kann sich an die einzelnen Einsatzorte erinnern, an die Aufgaben, die man wahrzunehmen hatte, an Menschen, denen man helfen konnte, und an die vielen, denen man wichtige Hilfen verdankt. Etliche sind uns schon in die Ewigkeit voraufgegangen. Ihrer wollen wir heute besonders gedenken.

Es ist auch angebracht, über die fünfzig, sechzig Jahre hinauszugehen und zu fragen, wer mitgeholfen hat, dass es eines gesegneten Tages zur zeitlichen und dann zur ewigen Profess gekommen ist. Wenn wir uns zum allerersten Anfang unserer Berufung vortasten wollen, müssen wir über viele Millionen Jahre hinweg die Grenzen der Zeit überschreiten. In der Ewigkeit hat Gott uns erdacht und gewollt. Mit den Talenten, die wir empfangen haben, hat er uns die persönliche Berufung zugedacht, die er uns eines Tages in der Erdenzeit zu erkennen gegeben hat. Jeder und jedem hat er in einer Gnadenstunde gesagt, was ihn in der Ewigkeit bewegt hat: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir“ (Jes 43,1). „Ich kenne dich, ich bin dir näher als du dir nah sein kannst. Ich weiß, was dich bewegt, was dich bedrückt und was dich beglückt. Ich bin dir ganz persönlich verbunden und will es immerzu bleiben.“ Wenn es gut geht, sind wir ab und zu bereit, anderen zu helfen. Wir sagen und geben ihnen dieses und jenes. Ist das geschehen, sind wir in der Regel froh, wenn wir die Hilfsbedürftigen wieder loswerden. Gott will uns nicht loswerden; er will uns immerzu bei sich haben. Er ist immer für uns da.

Verheißung

Gott sagt uns durch seinen Propheten: „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt; keine Flamme wird dich verbrennen“ (Jes 43,2). Unter uns Menschen geht es leider zumeist anders zu. Ein geflügeltes Wort sagt: „Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot.“ Es gibt viele, die zu einem stehen, wenn sie von einem profitieren können. Sie freuen sich mit, wenn alles gut geht. Gerät man in Not, dann ziehen sie sich zurück. Unser Herr und Gott handelt anders, ganz anders. Er will nicht von uns profitieren. Was wollen wir dem geben, der alles hat! Was können wir für den tun, der als Allmächtiger alles kann! Er steht aus uneigennütziger Liebe zu uns. Er ist besonders dann bei uns, wenn wir in Not sind. Er weiß weiter, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Er rettet uns, wenn wir von uns aus verloren sind. Er versichert uns: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!“ (Jes 43,5).

Gnade

Der Prophet Jesaja konnte seinen Landsleuten die Heimkehr aus der Verbannung versprechen und alles, was dazu nötig war. Denen, die sich übermächtigen Völkern ausgeliefert sahen, sagte er zu: „Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe, gebe ich für dich ganze Länder und für dein Leben ganze Völker“ (Jes 43,4). Das war wahrlich ein hoher Preis, den er für sein Volk zahlen wollte. Uns denkt er unendlich viel mehr zu: Uns schenkt er seinen einzigen Sohn. Er gibt ihn hin, um uns zu retten. Der ewige Vater schenkt uns Anteil an der Lebens- und Liebesgemeinschaft, die ihn mit dem ewigen Sohn verbindet. Er will dieses Glück, diese Seligkeit mit uns teilen. Mit dem Völkerapostel dürfen wir sagen: „Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Röm 8,32).

Ja, Vater

All das, was Gott uns schenkt, fordert unsere Antwort; Gottes Liebe verlangt nach unserer Gegenliebe. Unser Erlöser zeigt uns den Weg dort- hin. Im Festevangelium haben wir seine Urworte gehört. Sie heißen: „Ja, Vater!“, in seiner Muttersprache: „Amen, Abba“. Machen wir uns diese Worte zu Eigen. Schenken wir Gott das Ja des Glaubens und des Vertrauens angesichts dessen, was er uns verspricht. Sagen wir das Ja der Liebe als die Antwort auf das Ja der Liebe, das Gott uns zuspricht. Sagen wir unser „Ja, Vater“ und leben wir es konsequent und voller Freude. Amen.