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„Mein Motto ist immer: ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘“

Pfarrer Silverius Mwingira und seine Pfarrei Nkile im Partnerbistum Mbinga leisten Entwicklungshilfe – Neuestes Projekt: eine eigene Ausbildungsschreinerei – Bischof Dr. Franz Jung ernennt Gemeinde Nkile bei Besuch zur Pfarrei

Nkile/Würzburg/Schonungen (POW) Der Einzug von Jesus nach Jerusalem ist eine der bekanntesten Szenen aus der Bibel. Die Menschen legten Kleider vor Jesus auf den Boden und schnitten Zweige von den Bäumen, um damit den Weg auszulegen. Genau diese Situation hat der Würzburger Bischof Dr. Franz Jung bei seiner Pastoralreise im Oktober in das afrikanische Partnerbistum Mbinga in Tansania erlebt. Die Gläubigen der Gemeinde Nkile erwarteten den Würzburger Bischof sehnsüchtig. Das zeigte sich auch beim Empfang, bei dem sie mit frisch geschnittenen grünen Zweigen zur Begrüßung winkten. Auf dem staubigen Boden lagen viele bunte Tücher, sogenannte Kangas, die auch als Kleidung getragen werden können.

Bischof Jung lief darüber zum neu gebauten Gemeindehaus in Nkile. Rechts und links standen die Gemeindemitglieder, und sobald der Bischof über die Tücher geschritten war, warfen sie die Tücher weit nach vorne, damit der Tücherteppich weitergeführt werden konnte. Alles begleitet von Trommeln, Trillerpfeifen und Gesängen.

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Die Begeisterung der Gläubigen hatte einen Grund: Zum einen feierten sie das 50-jährige Bestehen ihrer Gemeinde, zum anderen ernannte Bischof Jung später im Gottesdienst die Gemeinde zur eigenständigen Pfarrei. Was in Deutschland eher ein Verwaltungsakt ist, löste in Nkile Begeisterungsstürme hervor. Einige Menschen stürmten vor zum Altar, andere rollten sich sogar vor Freude über den Boden. Außerdem erklangen Vuvuzelas.

In Nkile bietet die Pfarrei mehr als nur Seelsorge. Pfarrer Silverius Mwingira übernahm die Pfarrei vor neun Jahren. „Als ich hier ankam im Juni 2012 war fast nichts da – kein Wasser, kein Tisch, kein Teller. Mein Schlafzimmer war nur Wellblech.“ Doch der Priester wollte das ändern. Das hat er geschafft, auch dank finanzieller Unterstützung aus Deutschland. Er hat dort viele Kontakte. Mwingira kam 2009 nach Deutschland, um Deutsch zu lernen. Anschließend war er Kaplan in Schonungen. Außerdem hat er Urlaubsvertretungen in Schweinfurt, Unterspießheim, Kist und Wiesentheid übernommen. Eine richtige Partnerpfarrei hat Nkile nicht, dafür aber viele Unterstützer, die auch zu Besuch kommen und sich die Pfarrei ansehen.

Das erste große Projekt stand für Mwingira gleich fest. Er berichtet: „Erstmal habe ich Wasserleitungen gelegt, aber nicht nur für mich selbst, sondern für die Leute im Dorf, damit sie sauberes Wasser haben. Viele Kinder hatten vorher Bauchschmerzen.“ Das Geld dafür habe er aus Deutschland bekommen, die Bauarbeiten vor Ort hätten aber seine Gemeindemitglieder selbst umgesetzt.

Am Tag des Bischofsbesuchs zeigte sich, wie auch die Kinder Spaß am sauberen Trinkwasser haben können. Viele der Kinderzungen klebten an kleinen orange-braunen Stangen, umhüllt von Frischhaltefolie, die sie in der Hand hielten: von den Frauen der Gemeinde selbstgemachtes Wassereis. Doch um das herzustellen, brauchten sie etwas, was bei Mwingiras Antritt in der Pfarrei ebenfalls noch nicht vorhanden war. „Vorher gab es auch keinen Strom, aber da haben wir Unterstützung bekommen vom Verein ‚Freunde von Nkile‘ aus Schonungen. Die Leute haben Geld gesammelt.“ Auch die Gemeinde Schonungen hätte dann noch Geld gespendet. „Zusammen haben wir auch eine Solaranlage gekauft und auch zwei Tiefkühltruhen. Wir wollen den Leuten hier helfen, sich zu entwickeln.“

An diesem Tag lagert dort das Wassereis. Eigentlich können die Menschen in Nkile die Kühltruhen nutzen, um ihren Fisch oder ihr Fleisch zu kühlen. Viele Menschen leben dort als Fischer vom nahegelegenen Njassa-See. „Später können sie den Fisch zu einem besseren Preis verkaufen“, erklärt Mwingira. Für die Nutzung der Tiefkühltruhen fällt eine geringe Gebühr an. Für die Fischer hat der Pfarrer sich aber noch zwei andere Sachen einfallen lassen: „Die Leute fischen nachts, sie brauchen Licht zum Fischen. Und dann kommen sie hierher und können ihre Batterien aufladen.“ Und Licht bringt Mwingira den Fischern auch noch auf andere Weise. Er hat einen Leuchtturm auf dem Gelände der Pfarrei gebaut: „Vorher hatten die Fischer keine Orientierung. Wenn jemand auf dem See die Richtung verliert, kann er jetzt sehen, wo er zuhause ist.“

Bischof Jung durfte auch noch das zuletzt abgeschlossene Projekt segnen: das Gemeindehaus – eine Art Pfarrzentrum. Auch hierfür haben viele Personen, Gemeinden und Vereine aus Unterfranken gespendet. Dort sind Räume für die Jugendgruppen, den Frauenbund, das Büro des Pfarrers, Schlafzimmer für Gäste und ein Seminarraum untergebracht. Pfarrer Mwingira erklärt: „Jedes Jahr mache ich ein Seminar, in dem wir schauen: Wie war es zu Anfang, wie ist es jetzt und was können wir in Zukunft machen?“ Schließlich solle die Pfarrei sich immer weiter entwickeln.

Das neueste Projekt ist eine Ausbildungsschreinerei. Mwingira verfolgt damit einen bestimmten Zweck: „Die Schreinerei will ich für die Jugend, damit sie nicht ins Ausland gehen muss. Es ist besser, wenn sie im Land bleiben.“ Deshalb hat er auf dem Gelände der Pfarrei auch schon eine Nähschule errichtet: „Ich habe gesehen, dass viele junge Menschen keine Arbeit haben. Und dann habe ich nachgedacht, wie ich diesen jungen Leuten helfen kann. Wie kann ich die Leute beschäftigen?“ Eins ist dem umtriebigen Pfarrer wichtig: „Alles ist nur für die Entwicklung der Leute. Mein Motto ist immer: ‚Hilfe zur Selbsthilfe'.“

Anna-Lena Ils (POW)

(4921/1187; E-Mail voraus)

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