Würzburg/München/Regensburg (POW) Gestern habe ich noch einen afrikanischen Freiwilligen aus Tansania über seine Erfahrungen in Deutschland interviewt. Morgen bin ich schon auf dem Weg nach München zu einem Journalismus-Grundkurs. Doch wie passt das zusammen? Seit Oktober 2022 bin ich, Vincent Poschenrieder, 20 Jahre alt, als Volontär im Medienhaus der Diözese Würzburg angestellt. Der Weg dorthin begann Anfang Februar 2022.
Nach meinem Bundesfreiwilligendienst bei der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) in Regensburg interessiere ich mich für journalistische Volontariate. Die Möglichkeit, sich bei der Katholischen Journalistenschule ifp in München auf ein Volontariat in christlichen Medien zu bewerben, entdecke ich zufällig auf Instagram. Kurz vor dem Bewerbungsschluss am 1. März gehe ich nochmal Anschreiben, Lebenslauf und Arbeitsproben durch. Alle Kommas richtig gesetzt? Funktionieren alle Links? Dann stelle ich meine Unterlagen im Bewerbungsportal des ifp ein.
Mitte März landet eine E-Mail mit guten Neuigkeiten in meinem Postfach. 70 Bewerberinnen und Bewerber haben sich für eine Ausbildung am ifp interessiert. 31 wurden in die nächste Runde eingeladen. Den ersten Teil der zweiten Runde dürfen die Bewerberinnen und Bewerber in ihrem Wohnort absolvieren. In einer Videokonferenz über Zoom finden wir uns an einem Montag Anfang Mai zusammen und bekommen die Aufgaben erklärt. Von 9 bis 11 Uhr haben wir Zeit, eine Nachricht zu verfassen. Wir verwerten ein Interview mit Bundesfinanzminister Christian Lindner zum geplanten 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr. Danach können wir uns eines von vier Themen aussuchen und haben bis 18 Uhr am nächsten Tag Zeit, darüber in einer Reportage zu berichten. Dabei ist uns überlassen, auf welche Art wir die Reportage machen. Film, Audiobeitrag, Instagram-Story oder ein klassischer Text, alles ist möglich. Ich wähle das Thema „Wie wird ukrainischen Flüchtlingen geholfen?“ und begleite eine Ukrainerin, die in Deutschland studiert. Sie betreut von 15 bis 17 Uhr im Ankerzentrum in Regensburg einen Informationspunkt für ihre geflüchteten Landsleute. Das anschließende Schreiben der Reportage fällt mir leicht, da ich viele interessante Eindrücke im Ankerzentrum gesammelt habe. Meine Protagonistin ist zudem sehr offen und nimmt sich ausreichend Zeit für meine Fragen. Bis nachts um 2 Uhr arbeite ich an meinem Text. Nach dem Aufstehen geht es am nächsten Morgen an die Feinarbeit. Vor allem das Kürzen finde ich schwierig. Die Reportage darf nur eine bestimmte Zeichenzahl lang sein. Dann schreibe ich noch ein Rechercheprotokoll, um zu belegen, dass meine Informationen in der Reportage der Wahrheit entsprechen. Um 16 Uhr weiß ich nicht mehr, was ich an meinem Text noch ändern soll, und reiche zwei Stunden vor Abgabeschluss ein.
Mittwoch und Donnerstag stellen sich Redaktionen online im Redaktionschat vor, die Volontariatsstellen anbieten. Ich schaue mir alle Redaktionen an und bin danach ziemlich geschafft. Am Donnerstagabend habe ich meine Entscheidung getroffen, welche Redaktionen für mich in Frage kommen.
Der zweite Teil der Bewerbungsrunde findet für mich eine Woche später am Montag in Präsenz statt. Da das ifp auch Übernachtungsmöglichkeiten bietet, reise ich einen Tag vorher an. Vor dem Schlafengehen checke ich nochmal die Nachrichten: In Schleswig-Holstein wurde gewählt. Das wird morgen noch wichtig.
Beim Frühstück lerne ich die anderen Bewerberinnen und Bewerber kennen. Die Atmosphäre ist für Menschen, die eigentlich Konkurrenten sind, sehr entspannt und freundlich. Dennoch ist die Aufregung zu spüren, denn für 31 Bewerberinnen und Bewerber sind nur 21 Plätze frei. Heute stehen ein Wissenstest, eine Gruppenaufgabe und ein Gruppengespräch mit der Jury an. Den Anfang macht der Wissenstest. In zwölf Fragen darf ich meine Allgemeinbildung testen. Danach habe ich noch ein bisschen Pause bis zur Gruppenaufgabe. Dann arbeite ich mit drei anderen Bewerberinnen und Bewerbern bis zum Jurygespräch an einer Aufgabe. Wir ziehen Zettelchen – einen für das Format, den anderen für das Thema. Wir ziehen „Newsletter“ als Format und „Mobilität“ als Thema. Wir überlegen, wie wir den Newsletter aufbauen würden, welche Aspekte darin vorkommen sollen und wer am Ende welchen Punkt vorstellt. Die Zeit vergeht wie im Flug. Schon werden wir in einen großen Saal gerufen. Dort wartet die vierköpfige Jury auf uns. Die ersten zehn Minuten stellen wir unsere Idee für den Newsletter vor. Danach setzen wir uns auf unsere Plätze und bekommen Fragen gestellt. Als erstes werden wir etwas zur Wahl in Schleswig-Holstein gefragt. Es hat sich ausgezahlt, die Nachrichten gestern anzuschauen. Eine andere Frage war zum Beispiel: „Wenn ihr jede Person der Welt interviewen könntet, wen würdet ihr wählen und was würdet ihr fragen?“ Meine Antwort: „Elon Musk, geben Sie mir einen Grund, Sie nicht zusammen mit Jeff Bezos auf den Mars zu schießen.“
Zwei Tage später erhalte ich die Zusage. Noch ist das Bewerbungsverfahren aber nicht vorbei. Ich muss eine Ausbildungsredaktion finden. Ende Mai wartet ein Bewerbungsmarathon auf mich. Am Montag, Mittwoch und Freitag stelle ich mich bei Redaktionen vor. Am Ende entscheide ich mich für das Medienhaus der Diözese Würzburg. Mich überzeugt die crossmediale Ausbildung dort. Im Halbjahresrhythmus durchlaufe ich während meines Volontariates die Stationen Pressestelle, Internetredaktion, Radio und Fernsehen.
Mittlerweile sind schon vier Monate meines Volontariates um. Mein Zwischenfazit: Ich kann sowohl das ifp als auch das Medienhaus der Diözese Würzburg weiterempfehlen. Genauso wie das Katholische Sonntagsblatt, das seinen Sitz im Medienhaus hat und dieses Jahr ebenfalls wieder eine Volontärin oder einen Volontär sucht.
Liebe Leserinnen und Leser dieses Textes. Erstens: Herzlichen Glückwunsch, dass Sie/Ihr es bis hierhin geschafft habt. Zweitens: Bewerben Sie sich/Bewerbt Euch noch bis zum 1. März am ifp (www.journalistenschule-ifp.de/volontariat-ausbildungsweg). Vielleicht sehen wir uns schon bald in Würzburg.
Noch nicht überzeugt? Um das Volontariat im Medienhaus noch schmackhafter zu machen, hat Alexandra Thätner, die Volontärin des Sonntagsblattes, einen Text über ihren Berufsalltag geschrieben.
Volontariat in christlichen Medien
Ein journalistisches Volontariat bedeutet eine Ausbildung zum Redakteur und wird von vielen Journalistinnen und Journalisten als Einstieg in den Beruf angesehen. Andere Möglichkeiten wären ein journalistisches Studium oder der Gang auf eine Journalistenschule, aber auch Quereinsteiger sind im Journalismus gerne gesehen. Das Besondere am ifp ist die Verbindung zwischen Volontariat und Journalistenschule. Das Volontariat dauert insgesamt zwei Jahre. In den Redaktionen verbringt man ungefähr eineinhalb Jahre der Ausbildung. Außerdem lernen die Volontärinnen und Volontäre an der Katholischen Journalistenschule in München in Seminaren die Grundlagen des Journalismus kennen. Zusätzlich können sie sich in Modulen zum Beispiel auf Videojournalismus oder Podcasting spezialisieren. Hinzu kommen drei Monate Pflichtpraktika in verschiedenen Redaktionen. Die Redaktionen darf man sich selbst aussuchen und man muss sich auch eigenständig auf diese bewerben. Das ifp steht einem dabei allerdings unterstützend zur Seite.
Vincent Poschenrieder (POW)
(0723/0205; E-Mail voraus)
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