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„Menschen des Vertrauens werden“

Predigt von Weihbischof Ulrich Boom am Samstag, 14. Juli, in der Würzburger Neumünsterkirche beim Tag der Handwerker und Arbeitnehmer

Zu Beginn dieser heiligen Messe haben wir von all den Nöten und Ängsten, Problemen und Sorgen gehört, die es in der Arbeitswelt gibt: Den Konkurrenzkampf, den psychischen Belastungen, die Arbeitsverträge und die Arbeitszeit. Wert und Würde des Menschen sind oft gefährdet. Was wir da gehört haben, türmt sich oft wie eine Mauer unüberwindbar und mächtig auf. Und was da in der Arbeitswelt erfahren wird, hat seine Auswirkungen über den Arbeitsplatz hinaus. Die Lebenswelten von Arbeit und Privatleben wirken ineinander. Wo wir uns als Familie nicht mehr treffen, es schwer ist, gemeinsame Zeiten zu finden, ist ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft, in dem Leben gelernt und gemeistert werden kann, gefährdet. Gewiss haben veränderte Zeiten jeweils andere Herausforderungen, aber wo sich unüberwindliche Mauern auftun, führen sie zur Ausgrenzung und zur Spaltung in einer Gesellschaft. Wen wundert es, dass dann die Schere zwischen arm und reich immer größer wird.

Wir haben uns als Männer und Frauen, als Christinnen und Christen aus der Welt der Arbeit in der Kilianiwoche am Grab der Frankenapostel versammelt. Wir schauen auf ihr Leben und Sterben, ihr Zeugnis und ihre Ermutigung für uns. Sie haben die gute Nachricht, das Evangelium ins Frankenland gebracht, dass Gott bei den Menschen ist, dass er ihnen nahe ist bis in alles Dunkel unseres Lebens hinein. Das meint: Gott ist Mensch geworden bis zum Tod am Kreuz, bis in alle Gewalt und Ohnmacht hinein, die das Leben kennt. Dieser Glaube nimmt uns nicht aus der Welt heraus. Er ist keine Zauberformel, die Probleme beseitigt. Der Glaube will auf Gott und seine Gerechtigkeit verweisen.

In der Krypta hier im Neumünster steht der Schrein unserer Glaubenszeugen. Der Schrein hat das Bild eines Hauses, an den Wänden sind Szenen aus dem Leben Jesu. Das Dach bildet Szenen aus dem Leben der Frankenapostel. Sie decken sozusagen mit ihrem Leben die Botschaft von der Nähe Gottes zu den Menschen ab.

Zwei Darstellungen können uns im Blick auf unser heutiges Nachdenken Hilfe sein. Da ist zum einen das Bild mit dem Sturm auf dem See. Das Segel ist zerfetzt, die Wellen gehen hoch. Es stürmt und herrscht ein hoher Wellengang. Alle sind bemüht, der Lage Herr zu werden. Hinten im Boot schläft der Herr. Wir kennen dieses Evangelium, kennen die Fragen der Jünger: „Kümmert es dich nicht, wenn wir zugrunde gehen?“ Wir wissen aber auch um die Antwort des Herrn: „Was habt ihr solche Angst? Fürchtet euch nicht!“ Glaube nimmt nicht die Sorgen und Nöte weg, er will die Angst nehmen, aus der Enge in die Weite, aus der Vereinzelung in die Gemeinschaft führen.

Über diesem biblischen Bild eine Szene aus dem Leben des Heiligen Kilian und seiner Gefährten. Es ist auch eine Seegeschichte, die Überfahrt von der irischen Insel aufs fremde Festland. Kein Sturm und hoher Wellengang sind zu sehen. Es herrscht Windstille, Flaute, es tut sich nichts. Das ist auszumachen an dem zusammengerafften Segel. Es sind hier zwölf Gefährten mit Kilian im Schiff, sitzen in einem Boot. Die Gefährten schauen in eine Richtung, mit gleichem Schlag bringen sie das Schiff in Bewegung. In der Mitte steht Kilian und hält das Kreuz hoch. Er steht zu dem, der zu ihm gehört: Gott. Er hört auf den, der zu ihm steht: Gott. Kommt das Bild der Flaute nicht unseren Erfahrungen sehr nahe? Es bewegt sich nichts. Die Gefährten sagen uns in ihrem Handeln und zeigen uns, wie sie Hand ans Ruder legen, dass sie mit vereinten Kräften auf dem Meer des Lebens zum Ziel kommen. Unaufgeregt und in aller Schlichtheit verweist Kilian auf den und hält den hoch, der für ihn Grund und Halt ist: Gott, der uns am Kreuz in Jesus Christus seine Nähe und Liebe gezeigt hat.

Wir laufen alle vor dem Leben nicht weg und wenn wir es tun, es holt uns immer wieder ein. Kilian und seine Gefährten ermutigen uns, dass uns im Vertrauen auf Gott und miteinander gelingt, was der Beter im Psalm ausspricht: „Du, Herr, lässt meine Leuchte erstrahlen, mein Gott macht meine Finsternis hell. Mit dir erstürme ich Wälle, mit meinem Gott überspringe ich Mauern“ (Ps 18, 29-30). Kilian lädt uns ein, mitten in der Welt unser Vertrauen in Gott zu legen, denn nur „wo Gott ist, da ist Zukunft“. Er möchte uns mitnehmen in sein Boot von unseren Inseln ans Festland, mag auch dort vieles fremd und neu sein. Kilian nimmt uns mit, damit wir füreinander und für die Welt zu Menschen des Vertrauens werden. Amen.