Würzburg (POW) Was tun gegen Fremdenfeindlichkeit? Dieser Frage stellte sich Gerald Häfner, ehemals Mitglied des Deutschen Bundestags, vor mehr als 100 Schülern in der Don-Bosco-Berufsschule in Würzburg. Häfner wurde mit seinen Ausführungen sofort konkret: Am Beispiel der Kleidung der Zuhörer machte er klar, dass fast alles im Ausland oft zu Dumpingstundenlöhnen hergestellt wurde. Im Zeitalter weltweiter Vernetzung löse sich durch Warenaustausch, Reisen, aber auch durch internationale Katastrophen wie Tankerunfälle die Vorstellung von Fremdsein wie von selbst auf. Das Wort „Mensch“ hat nach Häfners Überzeugung einen Wandel erfahren, von der Bezeichnung der eigenen Gruppe zur Bedeutung: „Einer von uns“.
Gespannt hörten die Berufsschüler Exuperys bekanntes Beispiel vom Elefanten in der Riesenschlange. „Der kleine Prinz“ lehre, dass es nötig und möglich sei, durch Fassaden wie Hautfarbe, Religion oder Rasse zu schauen, um den Menschen dahinter zu erkennen. „Wenn wir einander vertraut sind, dann ängstigt uns auch nicht das Fremde“, sagte Häfner. Kein Mensch müsse Gewalt anwenden, auch dann nicht, wenn er selbst schon Gewalt erlitten habe. Jeder habe die Freiheit sich zu entscheiden und die Würde des Nächsten zu achten. Voraussetzung sei aber die Liebe zu sich selbst und das Wissen um den eigenen Wert.
„Joschka Fischer war früher Steinewerfer“, wendete ein Schüler ein. „Jede Art von Gewalt ist verwerflich und hat Strafe und Ächtung verdient. Fischer hat sich aber weiterentwickelt und in der Welt an vielen Stellen dafür gesorgt, dass Konflikte mit friedlichen Mitteln gelöst werden“, entgegnete der frühere Bundestagsabgeordnete. Und er verriet, warum er vor Jugendlichen Vorträge halte: „Ich tue das, was jeder Mensch im Grunde seines Herzens erstrebt. Jeder will das Gute in sich entwickeln, mitgestalten und so die Welt zum Besseren verändern.“ Mit viel Beifall seiner Zuhörer und einem Werkstück aus der hauseigenen Schreinerabteilung wurde Häfner nach zwei Stunden engagierter Diskussion verabschiedet.
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