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Michaelskapelle wird zum Museum

Neues „Dokumentationszentrum Sankt Michaelskapelle“ in Haßfurt präsentiert Epoche des Historismus und Baugeschichte der Ritterkapelle – Eröffnung mit Festakt am 29. April – Kunstreferent Dr. Lenssen: „Eine notwendige Ergänzung“

Haßfurt (POW) Die Museumslandschaft in der Diözese Würzburg ist um ein kleines, aber feines Teilmuseum reicher. Das neue „Dokumentationszentrum Sankt Michaelskapelle“ in Haßfurt, direkt neben der Ritterkapelle gelegen, präsentiert auf zwei Etagen einen Überblick über die Epoche des Historismus sowie einen Einblick in die Baugeschichte der Ritterkapelle. „Die Ritterkapelle ist ein bedeutendes Zeugnis des Historismus“, sagt Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, Kunstreferent der Diözese Würzburg. Er sieht im neuen Dokumentationszentrum eine „notwendige Ergänzung für das Gesamtbild der künstlerischen Entwicklung“. Eröffnet wird das Dokumentationszentrum am Freitagnachmittag, 29. April, mit einem Festakt. Ab Sonntag, 1. Mai, ist es für Besucher geöffnet.

Ob Gotik, Barock oder zeitgenössische Kunst: In den Museen der Diözese Würzburg wird eine große Bandbreite an kunsthistorischen Epochen gezeigt. „Aber die Epoche dazwischen, der Historismus, wurde bisher nicht präsentiert“, sagt Lenssen, der zusammen mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Christoph Deuter die Ausstellung gestaltete. „Der Historismus steht für eine Zeit, die wir bis heute nicht aufgearbeitet haben und deren Folgen wir bis heute verspüren“, sagt der Kunstreferent.

Im Erdgeschoss, dem ehemaligen Beinhaus, lebt die Epoche des Historismus wieder auf. Gezeigt wird ein Querschnitt aus verschiedenen Kunstgattungen, von Skulpturen und Malerei über Glas- und Textilkunst bis zu sakralen Metallarbeiten. Der Historismus habe auf die alten Stile wie Gotik, Romanik oder Renaissance zurückgegriffen, erklärt Deuter. In der Nachkriegszeit sei diese Epoche deshalb häufig als reiner „Kopierstil“, aber auch als „frömmelnd“ eingestuft worden. „Deshalb wurde er aus vielen Kirchen wieder entfernt.“ Zugleich war im Zuge der Industrialisierung auch die Massenproduktion auf dem Vormarsch – auch in der sakralen Kunst. So wird beispielsweise eine Madonnenfigur gezeigt, die aus einem Katalog stammt. „Es gab die Figuren in unterschiedlicher Höhe und Haltung sowie aus verschiedenen Materialien“, sagt Deuter. Für Kunstschaffende wurden Musterhefte wie die „Muster-Werke aus der Nürnberger Bauhütte für Juwelier, Gold & Silberarbeiter“ herausgebracht. „Einerseits war es Massenware, andererseits findet man auch sehr gute Handwerkskunst.“

Im Obergeschoss wird die Baugeschichte der Ritterkapelle anhand von Entwurfszeichnungen und Objekten sichtbar gemacht. Der Schwerpunkt liegt auf den Restaurierungsarbeiten unter dem Nürnberger Konservator Karl Alexander Heideloff (1789-1865) und dem Schweinfurter Bauamtsassessor Anton Dorner (1853-1917). Heideloff hatte die Ritterkapelle, ausgehend von einer falschen Auslegung der historischen Bausubstanz, als ein Mitte des 14. Jahrhunderts entstandenes „Versöhnungsdenkmal“ idealisiert. Sein Entwurf für die Außengestaltung zeigt eine Art Kathedrale mit einer prächtigen Doppelturmansicht. Die mystische Wirkung der Deckenbemalung vor der Umgestaltung im Jahr 1949 lässt eine Zeichnung der Bamberger Firma Seidlein & Co. erahnen: Vor einem tiefblauen Grund sind goldene Sterne, stilisierte Blumen und musizierende Engel zu sehen. Ausgestellt sind außerdem Objekte aus der Ritterkapelle und der Pfarrkirche, darunter ein Tabernakel aus dem rechten Seitenaltar der Pfarrkirche, ein mannshoher Leuchter und eine Figur des heiligen Michael, die zuletzt im Pfarrhaus stand.

Er freue sich darüber, dass es neben der Ritterkapelle nun das neue Dokumentationszentrum gebe, sagt Pfarrer Stephan Eschenbacher, Leiter der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Kilian, Haßfurt“. So könne man das Museum beispielsweise künftig in die spirituellen Führungen in der Ritterkapelle einbeziehen. „Es wird sicher eine sehr gute Ergänzung sein.“ Als „Attraktion und touristischen Anziehungspunkt“ bezeichnet Bürgermeister Günther Werner das Dokumentationszentrum. „Es ist schön, dass dieses Gebäude, das früher ein unansehnlicher Punkt war, nun renoviert worden ist.“

Der Umbau der Sankt Michaelskapelle zu einem Dokumentationszentrum begann im März 2013. Ende 2014 wurde die Baumaßnahme abgeschlossen. Das Gebäude wurde um einen Glasvorbau mit einem Aufzug erweitert, der Zugang wurde behindertengerecht gestaltet. Die Stadt Haßfurt trug die Kosten für die Instandsetzung und den Anbau in Höhe von insgesamt 835.000 Euro.

Das „Dokumentationszentrum Sankt Michaelskapelle“ ist von 1. Mai bis 31. Oktober jeweils samstags, sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. In den Wintermonaten, von 1. November bis 30. April, ist es sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich können über die Touristinformation Haßfurt, Telefon 09521/688227, Führungen gebucht werden. Der Eintritt kostet pro Person 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Für Kinder bis sechs Jahren ist der Eintritt frei.

sti (POW)

(1816/0531; E-Mail voraus)

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