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Bolivienmissionare aus dem Bistum Würzburg (1)

„Missionar ist keine Berufsausbildung als solche, sondern eine Haltung“

Bolivien als zweite Heimat – Wasserverschmutzung als großes Problem im Land – Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch auch in Südamerika Thema

Santa Cruz de la Sierra (POW) Pfarrer Christian Müssig ist oft in Sandalen und kurzer Hose unterwegs. Kein Wunder: Wo er arbeitet, ist es schwül und warm. Der 60-Jährige ist Missionar in Santa Cruz de la Sierra im Tiefland von Bolivien. Mit dem Land ist er seit langer Zeit verbunden. In den 1990er Jahren hat er dort sein Freisemester verbracht. Das ist ein Semester, das Priesteramtskandidaten an einer auswärtigen Universität im In- oder Ausland verbringen.

Müssig ist in Würzburg geboren und in Höchberg aufgewachsen. 1990 wurde er in Würzburg zum Priester geweiht. Seitdem hat er viele Stationen durchlaufen. Er war Kaplan in Garitz (Landkreis Bad Kissingen) und in Untersteinbach (Landkreis Haßberge). Anschließend wurde er Rektor des Jugendhauses Sankt Kilian in Miltenberg und Regionaljugendseelsorger für den Landkreis Miltenberg. 1999 wurde Müssig erst Pfarrer der Pfarrei „Heilige Familie“ in Würzburg und ein Jahr später zusätzlich Pfarrer von Sankt Laurentius im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld.

2007 war dann sein erster Missionseinsatz in Bolivien. Dieser führte ihn nach Porengo, eine Gemeinde mit 46 Ortschaften. Damals sei er viel im Geländewagen unterwegs gewesen. „Der Missionar ist keine Berufsausbildung als solche, sondern eine Haltung“, sagt er. Nach drei Jahren ging es erst einmal zurück nach Deutschland, nach Hammelburg (Landkreis Bad Kissingen). Doch bereits 2013 zog es ihn zurück nach Bolivien, direkt in die größte Stadt: Santa Cruz de la Sierra. Sie hat 1,9 Millionen Einwohner. Dort betreut er die Pfarrei „Sagrada Familia“. „Keiner weiß so genau, wie viele Menschen jetzt hier wohnen. Es können 20.000 sein, aber auch mittlerweile 25.000. Es gibt hier kein kirchliches Meldewesen.“

Die Pfarreiarbeit in Bolivien ist eine ganz andere als in Deutschland. Zwar gibt es auch eine große Kirche auf dem Pfarreigelände, aber Müssig ist auch viel unterwegs: Zum Beispiel wie jetzt, zu Fuß zu einer Hauskirche. Er besucht eine Familie zuhause, und es kommen viele Nachbarn, um gemeinsam im Hof die Messe zu feiern. Ganz wichtig: Danach wird noch zusammen gegessen, an diesem Abend Hotdogs und gefüllte Teigtaschen. Auch an anderen Abenden ist er unterwegs. Zum Beispiel zu einer Art Basisgemeinde. Das sind Gemeinden, die sich vor allem in Lateinamerika gegründet haben. In diesen organisieren sich die Laien größtenteils selbst. Diese Basisgemeinde hat eine große Kapelle, die gut gefüllt ist. Müssig feiert dort gemeinsam mit dem Würzburger Bischof Dr. Franz Jung eine Messe. Anschließend ist auch hier wieder das Beisammensein wichtig. Im Hof hinter der Kapelle stehen Tische und Stühle. Auch hier bereiten Frauen während des Gottesdienstes Speisen und Getränke zu.

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Doch die Pfarrei ist bei Weitem nicht die einzige Aufgabe von Müssig. Er ist auch seit 2019 Caritasdirektor und seit 2024 Koordinator für die Präventionsarbeit in der Erzdiözese Santa Cruz. In Bolivien spielen Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch ebenfalls eine Rolle, auch wenn das noch nicht jeder verstehe. Müssig hat Mitarbeiterinnen, die dafür geschult wurden.

Die Aufgaben der Caritas sind vielfältig. „Wir haben so ein kleines Wasserlabor bei der Caritas. Das funktioniert schon seit Jahrzehnten.“ Jetzt gibt es auch ein neues Gerät aus Deutschland. Denn Wasserverschmutzung sei ein Problem in Bolivien. „Das ist eine ganz wichtige Aufgabe, weil wir eine schleichende Vergiftung der Leute in einzelnen Landesteilen haben. Über die Nahrungskette wird der Mensch zum Endlager des Quecksilbers, das für die legale und illegale Goldwäsche in den Fluss geschüttet wird.“ Für das Untersuchen der Wasserproben bezahlen die Menschen.

Außerdem koordiniert Müssig die Projekte, die durch das Bistum Würzburg und die kirchlichen Hilfswerke aus Deutschland gefördert werden. „Das heißt, wenn irgendeine Gemeinde eine Kapelle bauen will oder ein Fahrzeug braucht und sucht Hilfe von außen, dann kommen die hierhergelaufen und dann reden wir miteinander.“ Es gibt zum Beispiel ein Bienen- und ein Solarprojekt. In Bolivien gibt es viel Sonne, sie werde aber noch nicht genutzt, sagt Müssig. Währen der Coronapandemie sei ein großes Projekt gestemmt worden. „In der Pandemie haben wir mit der Hilfe von Adveniat und der Diözese Trier zum Beispiel hier eine Covidstation in einem Krankenhaus eingerichtet. Ein Röntgengerät und später Beatmungsgeräte seien über eine Luftbrücke nach Bolivien geschafft worden. Als nächstes möchte Müssig den alten Insassen des Gefängnisses von Palmasola 100 Matratzen spenden. Noch nicht geklärt ist, wie er das Projekt finanziert und wie er die Matratzen ins Gefängnis bekommt.

Müssigs Missionseinsatz dauert bis zu seinem Ruhestand. Ob er danach in Bolivien bleiben möchte, weiß er noch nicht.

ils (Medienhaus des Bistums Würzburg)

(3724/0914; E-Mail voraus)

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