Würzburg (POW) International ist es in der Mitte der Kiliani-Wallfahrtswoche zugegangen: 13 Missionare aus sechs Ländern waren zum Tag der Orden und Weltmission am Mittwoch, 10. Juli, angereist. Die Frauen und Männer, die aus dem Bistum Würzburg stammen, kamen aus Tansania, Korea, Bolivien, Kolumbien, Ecuador und Ghana. Gemeinsam mit Weihbischof Ulrich Boom und rund 200 Ordensleuten feierten sie ihren Wallfahrtsgottesdienst im Kiliansdom. „Die Frankenapostel haben ihren Kopf hingehalten für die Sache Gottes. Sie wussten sich geliebt und angenommen. Sie wussten, dass sie Gott, der uns in Christus sein Gesicht gezeigt hat, grenzenlos vertrauen können“, sagte der Weihbischof beim Pontifikalamt.
In seiner Predigt berichtete er davon, wie er als kleiner Junge in den 1950er Jahren die Aussendung seines Onkels als Missionar nach Afrika miterlebte. Alles, was dieser für Afrika brauchte, sei in einer koffergroßen Blechkiste verstaut gewesen. „Ich denke mir oft: Ist es nicht das, was wir so alles mitschleppen an Vermögen und Gewohntem, an Bedenken und Vorbehalten, was uns hindert, mutig nach vorn zu schauen und zu gehen in dem Wissen, dass Gott schon da ist.“
Derzeit gebe es Umbrüche in Kirche und Gesellschaft. „Wir spüren auch, dass wir durch unser Planen allein die Zukunft nicht in den Griff bekommen, wenn wir ehrlich sind.“ Gerade deswegen seien Menschen gefragt, die wie die Frankenapostel Vertrauen haben. Sie hätten gewusst, dass Gott im Fremden und Ungewohnten zu finden sei. „Für diesen Geist steht Ihr in besonderer Weise als Männer und Frauen in den Orden und geistlichen Gemeinschaften, um den Aufbruch ins Ungeahnte zu wagen.“ Je mehr die Menschen Gott-Suchende blieben, desto eher fänden sie Wege in die Zukunft, betonte der Weihbischof im Hinblick auf das Leitwort der Kiliani-Wallfahrtswoche: „Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.“ Gott sei da und er komme jedem einzelnen entgegen in den vielen Menschen, die einem helfen oder für die man Helfer sei. „Bevor wir Gott suchen, wo und wie auch immer, sucht er uns.“
Erlöserschwester Ernesta Huth aus Kahl am Main, seit 1957 als Missionarin im Bistum Mtwara in Tansania, sprach nach dem Gottesdienst von einem „besonderen Erlebnis“, in der Kiliani-Wallfahrtswoche einen Gottesdienst im Dom mitzufeiern. Ihre Mitschwester Luitfridis Steinmetz aus Schwebenried, die ebenfalls lange Jahre in Tansania wirkte, erklärte, dieser Gottesdienst gebe Mut und Kraft für die Arbeit. „Ich bin seit meiner Jugend immer schon an Kiliani hier gewesen“, sagte Salesianerpater Vinzenz Maidhof. Der Kleinheubacher lebt und arbeitet seit 50 Jahren in Granada-Meta in Kolumbien. Bischof Dr. Josef Stangl weihte den früheren Aktivisten der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) 1970 in der Würzburger Kathedrale zum Priester. „Von daher ist dieser Gottesdienst im Dom für mich gleich mehrfach etwas Besonderes.“ Seit 2006 sind die Eheleute Sabine Mehling-Sitter und Alexander Sitter als Missionare in Ecuador aktiv. „Wir hatten beide Gänsehaut, als wir das Geläut des Doms, die vertrauten Kirchenlieder und die mächtige Orgel gehört haben. Das ist einfach ein Stück Heimat für uns“, sagten sie einmütig.
Die Missions- und Ordensleute hatten sich bereits am Vormittag im Mutterhaus der Erlöserschwestern in Würzburg getroffen. Der früher in Würzburg aktive Augustinerpater Eric Englert, Präsident von Missio München, erläuterte in seinem Vortrag die Entwicklung des Missionsverständnisses. Ursprünglich seien die Missionare von Europa aus in die Welt gezogen, um die Ungläubigen zu bekehren und ihnen den christlichen Glauben zu verkünden. „Es herrschte die Vorstellung, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gebe.“ Außerdem fassten die Europäer es als ihren Auftrag auf, ihre Kultur zu bringen. Die Menschen in der Heimat unterstützten die Missionare mit Spenden und Gebet.
Durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde dann erklärt, dass auch in den anderen Religionen göttliches Heil zu finden sei. „Damit ging es ab diesem Zeitpunkt bei der Mission nicht mehr allein darum, die Seelen zu retten, sondern auch darum, den Wert der fremden Kulturen anzuerkennen“, betonte Englert. Er zitierte Leonardo Boff mit den Worten: „Als der Missionar ankam, war Gott schon da.“ Heute präsentiere sich die katholische Kirche als Weltkirche, und Europa sei nur noch ein Teil davon. „Mission ist heute auch keine Aufgabe mehr für ein paar Spezialisten: Wir sind alle aufgefordert, missionarisch zu sein“, betonte Englert.
Mission verstehe sich heute als Gebetsgemeinschaft, als Lerngemeinschaft, die sich von der Art des anderen beschenken lasse, und als Solidargemeinschaft. „Papst Benedikt XVI. hat dazu aufgefordert, der Globalisierung ein menschliches Gesicht zu geben. Wir sollen uns nicht nur als Nachbarn begreifen, sondern als Brüder und Schwestern“, betonte Englert. Einen wichtigen Beitrag dazu leisteten nicht zuletzt die Orden. Zwei im Bistum Würzburg aktive Gemeinschaften seien in Afrika gegründet worden, von dort nach Deutschland gekommen und von dort aus in Afrika aktiv: die Mariannhiller Missionare und die Missionsdominikanerinnen.
mh (POW)
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