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Dokumentation

Mit Christus in Beziehung bleiben

Predigt von Dompropst Weihbischof Ulrich Boom beim Pontifikalrequiem für Domvikar em. Dr. Burkhard Rosenzweig am Donnerstag, 31. August 2023 im Würzburger Kiliansdom

Liebe Angehörige,

liebe Freundinnen und Freunde,

liebe ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von unserem verstorbenen Domvikar em. Dr. Burkhard Rosenzweig,

liebe Schwestern und Brüder.

„Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“ (Mt 24,42), sagt uns Christus im heutigen Evangelium. Das Evangelium und die Schriftlesung sind die Schrifttexte, die heute in der Liturgie der Kirche gelesen werden. Das Wort des Herrn stimmt im Blick auf den für uns zu frühen Tod unseres verstorbenen Mitbruders Burkhard. Wir hätten ihm alle gewünscht, dass er mehr als nur fast drei Jahre nach Erreichung der Altersgrenze für den Ruhestand, die uns auf Erden geschenkte Zeit mit uns hätte teilen können. Aber wir kennen weder den Tag noch die Stunde, an dem und in der der Herr kommt, wann er uns zum Heimgang ruft. Burkhard ist angekommen bei dem, den er auf vielfältige Weise verkündigt hat. Er hat erreicht, auf was wir zuleben. Uns ist dieses Wort des Herrn Mahnung: wachsam zu sein. Es geht dabei nicht darum, dass wir uns keinen Schlaf und keine Ruhe gönnen sollen in unserem Schaffen und Wirken, sondern dass wir Christus nicht aus dem Auge verlieren und mit ihm in Beziehung bleiben.

Wir sehen den Tod oft so, wie wenn ein Dieb kommt, der uns das Leben raubt. Für den Glaubenden ist der Tod Übergang, ja Heimgang zu dem, der ein Leben in Fülle schenkt. Vor seiner Priesterweihe durch Bischof Josef am 26. Juni 1977 schreibt er dem Weihebischof, dass er seinen zukünftigen Dienst als Priester so versteht, um Menschen in Wort und Tat erfahrbar werden zu lassen, was der Herr uns schenken will: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“ (Joh 10,10). Nach seinem Lieblingsbibelzitat gefragt, sagt er Jahre später wieder:  „… damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“. Und das ist ein Leben über den Tod hinaus.

„Christus verkünden“, so haben Domvikar Burkhard Rosenzweig viele Menschen erfahren in seinen Predigten als Kaplan am Dom und an vielen anderen Orten. Er war Ratgeber und Begleiter von vielen jungen Menschen als Religionslehrer an den Schulen, als geistlicher Leiter von Besinnungstagen und in den Studentenverbindungen Gothia Würzburg und Austria Innsbruck. Wohl nicht von ungefähr war das Thema seine Promotion: „Die katholischen Schulgottesdienste im 19. und 20. Jahrhundert“. Wo, wenn nicht dort, steht Christus in der Mitte der Verkündigung. Er ist Quelle und Stärkung, wo wir dem Leben ohnmächtig gegenüber stehen und mit unserem Können und Leisten am Ende sind.

„Christus verkünden“ heißt nicht, dass das Leben leicht daherkommt und dass alles glatt und ohne Widerstand läuft. Domvikar Dr. Rosenzweig war langjähriger Vorsitzender des Klerusvereins in der Diözese Würzburg. Er hatte einen wachen Blick für die Sorgen, aber auch wirtschaftlichen Nöte der Priester und Diakone. Und er brachte sie zur Sprache in den diözesanen Gremien und gegenüber den Personalverantwortlichen. Gerade in einer Zeit vielfältiger Veränderungen in Kirche und Welt erinnerte er an die Notwendigkeit des sakramentalen Amtes und an die zentrale Aufgabe der Kirche: die Sorge um den Menschen und die Verkündigung des Evangeliums.

Wer Christus nachgeht, kommt am Kreuzweg nicht vorbei. Burkhard hat dies in den vergangenen Monaten mit der unheilbaren Krankheit am eigenen Leib tief erfahren. Allen, die ihm auf diesem Weg zur Seite standen und halfen, den Ärzten und Pflegekräften an der Uni-Klinik und dem großen Kreis der Freunde, gilt ein herzliches Danke. Sie waren wie die Mutter Maria, der Simon von Cyrene, die Veronika und die weinenden Frauen am Kreuzweg des Herrn. Was unser Verstorbener bei der Einweihung des Kreuzweges von Herbert Holzheimer (Langenleiten/Rhön) im Garten der Stille  beim Exerzitienhaus Himmelpforten 2010 den Betrachtern ans Herz legte, erfuhr er nun selbst: „Der Betrachter findet so sehr bald seine eigene Rolle in dem Geschehen.“

Als langjähriger Rektor des Exerzitienhauses Himmelspforten hat er oft und gern auf das Deckengemälde „porta coeli“ von Ben Willikens im Eingangsbereich des Exerzitienhauses hingewiesen und es gedeutet. Unterschiedliche Säulen ragen in den Himmel. Vor der elliptischen Öffnung hören sie auf oder verlieren sich im hellen Raum des Himmels. Nur noch ein paar Punkte sind auszumachen. Sonst ist nur noch Licht wahrnehmbar. Der Himmel aber ist mehr als nur die paar „dots of trust“ (Steve Jobs). Die Punkte von gelungenem Leben während der Erdenzeit lassen uns vertrauensvoll in die Zukunft gehen. Burkhard ist jetzt durch die Pforte des Himmels eingegangen zu dem und in den, der Leben in Fülle ist und schenkt: Gott, der uns in Jesus, dem Christus, seine ewige Treue und seine grenzenlose Liebe zeigt.

Lieber Burkhard, wir danken dir für dein Lebenszeugnis als Priester und Mensch. Dein Zeugnis will unsere Herzen festigen, wenn unser Herr kommt. (vgl. 1 Thess 3,13). Amen.