Würzburg (POW) Seit 60 Jahren gibt es das Katholische Senioren-Forum der Diözese Würzburg. Das Jubiläum stand im Mittelpunkt der Diözesanversammlung im Würzburger Burkardushaus. „Das Senioren-Forum lebt von der Vielfalt aller Engagierten im Haupt- und Ehrenamt, die sich in unterschiedlicher Art und Weise einbringen. Ich bin froh und dankbar, dass das Senioren-Forum durch Sie eine solche Vielfalt abbildet“, sagte Angelika Kunkel, Sprecherin des Senioren-Forums und Diözesanreferentin für Seniorenpastoral, zu den rund 60 Delegierten. Nahezu einstimmig beschlossen die Delegierten, Präventionsschulungen mit dem Schwerpunkt auf Seniorenarbeit anzubieten. Zudem wurde der alte Vorstand verabschiedet und die neuen Delegierten vorgestellt. Bischof Dr. Franz Jung feierte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Gottesdienst im Neumünster.
Anders als in den meisten Diözesen gebe es im Bistum Würzburg eine Struktur von Ehrenamtlichen, sagte Kunkel in ihrem Bericht aus der Fachstelle Seniorenpastoral. Diese Struktur sei „maximal bunt und vielfältig“ mit kreativen Menschen, die „mit viel Fantasie und Herzblut ein buntes Programm entwickeln“ mit Begegnungstagen, Adventsfahrten, Dekanatswallfahrten und vielem mehr. Vor rund drei Jahren habe man die Dekanatsbüros „mit ins Boot“ geholt, um die Seniorenkreisleitungen bei Verwaltungsfragen zu unterstützen. „Daraus wurde oft mehr“, stellte Kunkel fest.
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Die Seniorinnen und Senioren von heute seien noch vielfältiger als vor 60 Jahren, sagte Kunkel. Sie hätten unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse, beispielsweise in Bezug auf Spiritualität und Religiosität. Zugleich seien die Voraussetzungen sehr unterschiedlich, etwa was die Gesundheit oder die finanzielle Situation betreffe. Durch die gestiegene Lebenserwartung blieben nach dem Ende des Berufslebens im Schnitt 15 Jahre, um Pläne und Lebensziele zu erfüllen. Hier sah Kunkel die Kirche „in einer wichtigen Funktion“, um die Menschen bei der sinnvollen Gestaltung dieser Lebenszeit zu begleiten. Dazu gehörten Themen wie Lebensarbeitszeit, Sinnsuche oder Lebenswürde im Alter und deren Finanzierbarkeit.
Kunkel hob zudem das neue Angebot „Tage für Leib und Seele“ für Menschen ab 55 Jahren hervor mit Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen (https://seniorenpastoral.bistum-wuerzburg.de/aktuelles/). Die nächsten Termine sind „Würzburg und mich selbst (neu) entdecken“ vom 2. bis 4. September im Würzburger Burkardushaus beziehungsweise „Lebensfäden – Das Leben weben“ vom 11. bis 13. September im Tagungszentrum Schmerlenbach.
Maria Hetterich, ehrenamtliche Sprecherin des Senioren-Forums, berichtete unter anderem von der Mitgliederversammlung des Landesforums katholische Seniorenarbeit in Bayern im Kloster Plankstetten mit dem Schwerpunktthema „Einsamkeit“ sowie von der Bundesarbeitskonferenz Seniorenpastoral in Siegburg, die sich mit dem neunten Altersbericht der Bundesregierung „Alt werden in Deutschland – Vielfalt der Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen“ befasste.
Das Programm „LeA – Lebensqualität im Alter“ stellte LeA-Leiterin Susanne Langer vor. „Das Ziel ist, möglichst lange gesund, fit und eigenständig in den eigenen vier Wänden zu wohnen“, erklärte sie. Das Programm umfasse die Bereiche Gedächtnis, Bewegung, Alltagskompetenz sowie Sinn und Glaube. Wie sich beispielsweise Gedächtnis und Bewegung ganz einfach verbinden lassen, erfuhren die Delegierten beim Selbstversuch. Dazu hob Langer abwechselnd farbige Tücher hoch, zum Beispiel ein blaues für die rechte Hand, und zu einem immer schnelleren Sirtaki-Rhythmus hoben sie die Hände, stampften mit den Füßen oder klatschten. Als Bonus gab es gemeinsames Gelächter, als Langer die Tücher immer schneller in die Höhe fliegen ließ. „Sich an der Hand halten und gemeinsam etwas machen“, lautete das Motto von Tanzbeauftragter Eva Adelhardt, die mit den Delegierten einen einfachen Rundtanz auf eine Vertonung des „Vaterunser“ tanzte. Dass Kreativität keine Altersgrenzen kennt, zeigte die Theatergruppe „Spätlese“ aus Aschaffenburg, die das Programm mit Sketchen auflockerte.
Der alte Vorstand wurde nach dreijähriger Amtszeit verabschiedet. „Ihr habt Eure Amtszeit in turbulenten Zeiten mit vielen Umbrüchen und Veränderungen begonnen. Ihr wisst, was vor Ort gebraucht und was vermisst wird. Ihr habt versucht, neue Wege zu finden und bekannte Wege weiterzugehen“, sagte Kunkel. Ohne die Rückmeldungen und Einschätzungen von Menschen, die „ihr Ohr an der Basis“ haben, sei es schwieriger, die anstehenden Transformationsprozesse positiv zu gestalten. „Danke für Euer Engagement und Euer Herzblut.“ Neu im Vorstand begrüßt wurden die Delegierten Ulrike Faust (Dekanat Miltenberg), Rudi Langer (Dekanat Haßfurt), Hiltrud Neubert (Dekanat Schweinfurt), Bea Hock (Dekanat Bad Neustadt) und Gisela Heimbeck (Verbände). Kunkel warb um Vorschläge, um auch die übrigen freien Stellen im Vorstand zu besetzen.
Bischof Jung: Lernen, mit den eigenen Grenzen zu leben
Im Anschluss an die Diözesanversammlung feierte Bischof Jung mit den Delegierten einen Gottesdienst im Neumünster. In seiner Predigt betrachtete er die Erzählung über den Propheten Elija, der sich nach „seinem größten Triumph“ ausgebrannt und von Versagensängsten geplagt unter einen Ginsterstrauch zurückzieht. Die Erfahrung, dass man nicht mehr könne und auch nicht mehr wolle, mache man gerade im Alter, wenn alles mühsam und anstrengend werde, sagte der Bischof. Wenn die Kräfte schwinden, müsse man lernen, wie Elija mit den eigenen Grenzen zu leben.
Doch Gott schicke Elija einen Engel, der ihm Brot und Wasser bringe und ihn mehrmals auffordere, wieder aufzustehen. „Oftmals brauchen wir diesen himmlischen Schubser, um uns aus der Lethargie zu erheben und nicht in Trübsal zu versinken“, fuhr Bischof Jung fort und verglich diesen Schubs mit dem Dienst des Senioren-Forums. Nachdem Elija 40 Tage und Nächte seine persönliche Durststrecke durch die Wüste gegangen sei, kehre er als Pilger der Hoffnung zurück, der auf die Macht Gottes vertraue, und nehme seinen Dienst wieder auf. „Auch ein gläubiger Mensch muss durch Lebenskrisen gehen. Aber gerade das lehrt uns, neu glauben zu lernen“, erläuterte Bischof Jung. „Christus geht mit uns unseren Weg und trägt uns. Danke für Ihren Dienst, Menschen zu stärken, für Ihre Begleitung und Vernetzungsarbeit. Menschen brauchen diesen Zuspruch, gerade im Alter.“
sti (POW)
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