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Mit großer Freude und Dankbarkeit

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Pontifikalvesper mit den Priestern, Diakonen und pastoralen Berufen am Dienstag, 7. Juli 2009, im Kiliansdom zu Würzburg

Der Leitgedanke dieser Kiliani-Wallfahrtswoche ist dem Buch des Propheten Sacharja entnommen: „Damit ihr ein Segen seid!“ Es war eine schwierige Zeit, in der der Prophet Sacharja lebte. Es war Anfang des sechsten Jahrhunderts vor Christus. Kyros hatte das gewaltige Perserreich aufgerichtet, das sich bis an die Grenzen Indiens erstreckte. Dann brachte sich Darius an die Spitze und richtete eine absolute Monarchie mit Überwachungsbeamten nach orientalischem Zeremoniell auf. Den Juden bestätigte er aber die schon unter Kyros gegebene Erlaubnis, in die Heimat zurückzukehren und den salomonischen Tempel wieder aufzubauen.

Sacharja erfasst die Geschichte als Heilsgeschichte und spricht in Visionen davon, dass die Heimkehr und der Wiederaufbau des Tempels von Gott her ermöglicht werden. Aber zugleich nennt er auch die Bedingungen: Die Umkehr der Herzen. Er verkündet dem Volk im Auftrag Gottes: „Das sind die Dinge, die ihr tun sollt: Sagt untereinander die Wahrheit! Fällt an euren Stadttoren Urteile, die der Wahrheit entsprechen und dem Frieden dienen. Plant in eurem Herzen nichts Böses gegen euren Nächsten, und liebt keine verlogenen Schwüre! Denn das alles hasse ich – Spruch des Herrn!“ (Sach 8,16f.)

Damit das Volk zum Segen für andere werden kann nennt Gott Voraussetzungen, die ebenfalls für uns heute bindend sind.

Wir alle, liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder, wissen um die Schwierigkeiten und oft um die Last, die die unverkürzt vorgetragene Botschaft Gottes heute mit sich bringt. Manche von uns haben noch nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges die innere Erschütterung der Menschen, die Rückbesinnung auf den Glauben, volle Kirchen und große Bereitschaft mitzuarbeiten, erlebt.

Nach vielen Jahren des Aufblühens des Glaubens scheinen wir nun in eine Stagnation, ja in eine gesellschaftliche Krise geraten zu sein, die uns das Leben schwer macht. Für manchen Priester, Diakon und pastoralen Mitarbeiter ist die gefühlte Belastung oft noch größer als die reale Beanspruchung. Der Auftrag, zum Segen für andere zu werden, darf daher nicht als eine zusätzliche Forderung auf uns zukommen. Er soll vielmehr die Ermöglichung herausstellen und deutlich machen, dass Gott als der Herr der Geschichte durch uns Heilsgeschichte schreiben will.

Papst Benedikt XVI. hat am vergangenen Herz-Jesu-Fest, am 19. Juni 2009, das Jahr der Priester ausgerufen. Er nimmt den 150. Jahrestag des Geburtstages von Johannes Maria Vianney, dem heiligen Pfarrer von Ars, zum Anlass, offiziell dieses Jahr der Priester zu verkünden. Damit möchte er ein größeres Engagement mit einer inneren Erneuerung aller Priester erreichen, um ein noch stärkeres und wirksameres Zeugnis für das Evangelium in der Welt von heute zu fördern (Vgl. das Schreiben zum Beginn des Priesterjahres).

Dieses Priesterjahr darf von den Diakonen und allen anderen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht als ‚Konkurrenz’ zu ihrer wichtigen Mitarbeit gesehen werden. Es ist keine Bevorzugung einer Gruppe von Glaubenszeugen der Kirche, sondern das Bewusstmachen, welche grundlegende Bedeutung das Priestertum für unsere Kirche hat. Der Papst zitiert in seinem Schreiben zum Beginn des Priesterjahres einen Satz des heiligen Pfarrers von Ars, den er zu sagen pflegte: „Das Priestertum ist die Liebe des Herzens Jesu“ (Ebd.) Gerade im Blick auf die ungewöhnliche Gestalt dieses heiligen Pfarrers von Ars wird deutlich, welcher Segen von ihm, dem man nur eine der kleinsten und religiös daniederliegenden Pfarreien anvertraute, ausging und in Europa ausstrahlte. Wie ist es zu erklären, dass nicht die Intellektualität dieses Mannes, nicht mediengerechtes Auftreten und brilliante Predigten die Menschen von weit her anzogen, sondern seine Demut, Frömmigkeit, Aufopferungsbereitschaft und Askese?

Vom Wert und der Würde des Priestertums war er zutiefst überzeugt und geprägt, ja, er war davon geradezu überwältigt. So sagte er:

„Wenn wir recht begreifen würden, was ein Priester auf Erden ist, würden wir sterben: nicht vor Schreck, sondern aus Liebe … Ohne den Priester würden der Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts nützen. Der Priester ist es, der das Werk der Erlösung auf Erden fortführt…Was nützte uns ein Haus voller Gold, wenn es niemanden gäbe, der uns die Tür dazu öffnet?... Er ist der Haushälter des lieben Gottes; der Verwalter seiner Güter … Der Priester ist nicht Priester für sich selbst, er ist es für euch.“ (Ebd.)

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Mitbrüder, der Bekehrung seiner Pfarrei stellte sich dieser heilige Pfarrer mit den ihm zur Verfügung stehenden Kräften. Das Entscheidende war dabei, dass er sich mit seiner Aufgabe völlig identifizierte! Gott wurde durch ihn gleichsam berührbar. „Er besuchte systematisch die Kranken und die Familien; er organisierte Volksmissionen und Patronatsfeste; er sammelte und verwaltete Geld für seine karitativen und missionarischen Werke; er verschönerte seine Kirche und stattete sie mit Kirchengerät aus; er kümmerte sich um die Waisenmädchen der ‚Providence’ (einer von ihm gegründeten Einrichtung) und ihre Erzieherinnen; er kümmerte sich um die Schulbildung der Kinder; er gründete Bruderschaften und forderte die Laien zur Zusammenarbeit mit ihm auf.“ (Ebd.)

Diese Zusammenarbeit mit allen haupt- und ehrenamtlichen Laien ist ein Gebot der Stunde. Es wäre töricht anzunehmen, dass der Priester alles allein können und machen müsste. Die Priester bilden mit dem priesterlichen Volk eine Einheit und werden im Römerbrief aufgefordert „alle zur Einheit in der Liebe zu führen, ‚indem sie in Bruderliebe einander herzlich zugetan sind, in Ehrerbietung einander übertreffen’ (Röm 12,10). Und auch das Zweite Vatikanische Konzil fordert uns Priester auf, den übergroßen Schatz der Laien für die Sendung der Kirche zu erkennen und zu fördern, um gemeinsam die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und angemessen darauf reagieren zu können. (Vgl. ebd.)

Beim Pfarrer von Ars war die durchlebte Nähe zum gekreuzigten Herrn, sein Einfühlen in das Kreuzesopfer der Grund, sich ganz und gar der Spendung des Bußsakramentes zuzuwenden.

Heute besteht bei uns die Gefahr bei der allgemeinen Gleichgültigkeit oder gar Ablehnung des Beichtstuhles selber den Wert des Bußsakramentes zu verkennen. Welcher Segen geht dagegen von diesem Sakrament aus! Der Pfarrer von Ars formulierte es so: „Nicht der Sünder ist es, der zu Gott zurückkehrt, um ihn um Vergebung zu bitten, sondern Gott selbst läuft dem Sünder nach und lässt ihn zu sich zurückkehren.“ (Ebd.) Auch wir sollten das unerschöpfliche Vertrauen in das Bußsakrament dieses heiligen Johannes Maria Vianney erfassen, um darin auch die Methode des „Dialogs des Heils“ wieder verstärkt wahrzunehmen.

Auf zwei Priester möchte ich mit großer Freude hinweisen, die uns in unserer Zeit und in unserem Bistum zum Segen geworden sind: Es sind Pfarrer Georg Häfner und Pater Engelmar Unzeitig. Via Fax drang nach Würzburg, dass der Heilige Vater am 03. Juli das Dekret zum Martyrium von Georg Häfner und das Dekret über die Tugenden von Pater Engelmar Unzeitig unterschrieben hat. So dürfen wir voller Dankbarkeit einer Seligsprechungsfeier entgegengehen, denn beide haben auf ihre je eigene Weise ein Glaubenszeugnis hinterlassen, das uns die Augen für das Wichtige und Entscheidende in unseren Tagen öffnen kann. Amen.