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Mit Kompetenz, Empathie und Herz

Ökumenische Telefonseelsorge Würzburg/Main-Rhön feiert 50. Jubiläum – Gottesdienst in Augustinerkirche und Festakt im Burkardushaus

Würzburg (POW) Am 15. Juni 1972 um 8 Uhr morgens ging in der Telefonseelsorge Würzburg der erste Anruf ein. Und schon damals saß am Seelsorgetelefon jemand, der diesen Dienst ehrenamtlich leistete. So ist das bis heute. Mit einem Gottesdienst in der Augustinerkirche und einem Festakt im Burkardushaus hat die ökumenische Telefonseelsorge Würzburg/Main-Rhön, wie sie heute offiziell heißt, am Freitag, 24. Juni, ihr 50. Jubiläum gefeiert. Neben den rund 90 aktiven Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge und zwölf Personen, die sich aktuell für die Aufgabe qualifizieren, nahmen an der Veranstaltung auch Regionalbischöfin Gisela Bornowski, der evangelisch-lutherische Dekan Dr. Wenrich Slenczka sowie die Domkapitulare Albin Krämer und Dekan Stefan Gessner teil, außerdem Studiendirektor a. D. Gutbert Klug, Initiator der Telefonseelsorge Würzburg.

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„Jesus Christus gibt unserer Hoffnung festen Boden“, erklärte zu Beginn des Gottesdiensts Ruth Belzner, Leiterin der Würzburger Telefonseelsorge. Deswegen werde das 50. Jubiläum gefeiert – trotz Pandemie und Ukrainekrieg. In einem Dialog legten Pastoralreferentin Christine Endres, Leiterin der Abteilung Diakonische Pastoral des Bistums Würzburg, und Joachim Schroeter, stellvertretender Leiter der Telefonseelsorge Würzburg, das Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief des Paulus aus. „Liebe ist kein süßliches, romantisches Gefühl, sondern eine Haltung, eine Art Grundsatzentscheidung“, erklärte Endres. Wie sich diese Einstellung bei der Arbeit der Telefonseelsorge niederschlägt, erklärte Schroeter anhand der Buchstaben des Wortes Liebe.

So sei es wichtig, loszulassen und Anrufer nicht von einer Meinung überzeugen zu wollen. Es gelte auch, die eigenen Grenzen zu kennen und bei Bedarf ein Gespräch bewusst zu beenden. Zentral sei zudem Interesse, auch wenn man erneut eine Person spreche, die regelmäßig und mit einem wiederkehrenden Anliegen anrufe. E wie erinnern bedeute, dass es oft helfe, jemandem aufzuzeigen, welche Stärken er habe. Oftmals kämen zudem Menschen mit dem Wunsch, mit ihnen zu beten oder sie zu segnen. Und es gehe nicht selten darum, die Menschen am anderen Ende der Leitung zu ermutigen, zum Beispiel, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Wie Endres attestierte, werde durch diese von Schroeter aufgezeigte Haltung der Telefonseelsorge für viele Menschen Gott spürbar, ohne dass Gott ausdrücklich genannt werde – zum Beispiel für die, die einsam und verzweifelt sind. Den rund 550 Menschen, die sich seit Beginn vor fünf Jahrzehnten ehrenamtlich als Telefonseelsorger bei mehr als 563.000 Seelsorgegesprächen eingebracht haben, dankte Endres für diesen Dienst.

Das Angebot der Telefonseelsorge ist nach den Worten von Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt angesichts vielfältiger Herausforderungen und Überforderung in Schule, Beruf, Familie, durch Leistungsdruck und Coronapandemie heute wichtiger denn je. Da der Oberbürgermeister aus terminlichen Gründen nicht kommen konnte, trug sein Grußwort der BR-Journalist Jürgen Gläser vor, der auch den Festakt im Burkardushaus moderierte. Es sei großartig, dass die Telefonseelsorge Menschen in Nöten die Hand reiche, sie berate und ihnen helfe, hob Schuchardt hervor.

Das Jubiläum der ökumenischen Einrichtung passe perfekt zum alttestamentlichen Jahresmotto des Bistums Würzburg „Verleih mir ein hörendes Herz“, sagte Domkapitular Krämer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge. „Wenn wir wie der weise König Salomo zuhören, von dem diese Bitte an Gott stammt, eröffnet das Raum und wir erfüllen Jesu Auftrag, der die Menschen fragt: Was willst Du, das ich Dir tue?“ Er dankte allen Frauen und Männern, die sich in der Telefonseelsorge einbringen, auch im Namen von Bischof Dr. Franz Jung.

„Wer in den Tagesthemen vorkommt, hat wirklich Bedeutung. Und die Telefonseelsorge wurde da erst kürzlich als wichtige Einrichtung benannt, weil dort in Deutschland jeder anrufen kann“, erklärte Regionalbischöfin Bornowski. Das habe Moderator Ingo Zamperoni am Ende eines Beitrags erklärt, der darüber berichtete, dass man in Japan auf Roboter als Hilfsmittel gegen Vereinsamung setze. Die Frauen und Männer der Telefonseelsorge hätten nicht zuletzt in der Pandemie bewiesen, dass sie mit Kompetenz, Empathie und Herz bei der Sache seien. „Sie nehmen die Menschen vorurteilsfrei und rund um die Uhr an.“ So verfolgten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Berufung durch Gott. Diese sei keine Verpflichtung, sondern eine Ermutigung: „Du kannst – und Gott hilft Dir dabei.“

Der Würzburger Landtagsabgeordnete Patrick Friedl, von dem Gläser zuvor verraten hatte, dass dieser früher bei der Telefonseelsorge tätig war, nahm die Festgäste mit auf eine Phantasiereise an den Telefonapparat in der Telefonseelsorge. „Wir hören die Menschen am anderen Ende der Leitung nur, aber es entstehen innere Bilder. Und auch das, was sie einem sagen, macht etwas mit mir.“ Das sei oft ermutigend, aber auch belastend, wenn Aggressionen und Suizidgedanken geäußert würden. „Wenn ich mehr Zeit hätte, wäre ich gern noch Teil des Teams“, verriet Friedl.

Hintergrund: Geschichte der Telefonseelsorge 

Am 2. November 1953 platzierte der anglikanische Pfarrer Chad Varah in London erstmals das telefonische Angebot: „Before you commit suicide, ring me up!“ („Bevor Du beschließt, Dich umzubringen, ruf mich an!“) Varah erhielt eine Flut von Anrufen und wurde bald von vielen Freiwilligen unterstützt. Er gilt heute als Gründervater der Telefonseelsorge. In Deutschland wurde im Oktober 1956 erstmals eine private Telefonnummer für die „Ärztliche Lebensmüdenbetreuung“ in der Presse veröffentlicht. Heute gibt es bundesweit 108 Stellen mit mehr als 8000 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Im Jahr werden rund zwei Millionen Gespräche geführt. Die Telefonseelsorge Würzburg gibt es seit dem Jahr 1972, die Telefonseelsorge am Untermain wurde im Jahr 1997 eingerichtet. Träger der ökumenischen Einrichtung sind die Diözese Würzburg, das evangelische Dekanat Würzburg, der Caritasverband und das Diakonische Werk. Die Telefonseelsorge ist gebührenfrei rund um die Uhr unter 0800/1110111 oder 0800/1110222 erreichbar. Nähere Informationen zu ihrer Arbeit finden sich im Internet unter telefonseelsorge-wuerzburg.de.

mh (POW)

(2622/0756; E-Mail voraus)

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