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Mit Vertrauen in die Zukunft

Gottesdienst zum Jubiläum „800 Jahre Franziskaner in Würzburg“ – Bischof Jung warnt vor „falschen Ängsten“ und „übergroßen Befürchtungen“ – Wallfahrt vom Wöllrieder Hof zur Franziskanerkirche

Würzburg (POW) Beim Festgottesdienst zum Jubiläum „800 Jahre Franziskaner in Würzburg“ hat Bischof Dr. Franz Jung zu mehr Vertrauen in die Zukunft und Experimentierfreude aufgerufen. Er sei dankbar und froh über die Präsenz der Franziskaner in Würzburg, sagte der Bischof am Pfingstmontag, 24. Mai, in der Würzburger Franziskanerkirche. Der Gottesdienst wurde unter den aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen gefeiert. Wer auf eine 800-jährige Geschichte zurückschauen könne, der wisse um Höhen und Tiefen, der kenne Zeiten des Aufblühens genauso wie Zeiten des Niedergangs. „Wer so viel gesehen und so viel erlebt hat wie diese Mauern, der lässt sich nicht so leicht entmutigen, auch wenn einem der Wind ins Gesicht bläst.“

Das sei auch bei der Gründung vor 800 Jahren nicht anders gewesen. Eine erste Mission der Franziskaner in Deutschland im Jahr 1219 sei an den Sprachkenntnissen gescheitert, wie Bischof Jung in seiner Predigt erklärte. Auf die Frage, ob sie zu den Ketzern und Albigensern gehörten, hätten sie mit „Ja“ geantwortet, und seien daraufhin aus der Stadt gejagt worden. Diese Begebenheit lehre zweierlei: „Es ist gut, die Sprache der Menschen zu sprechen, wenn man missionarisch unterwegs sein will. Und dass man nicht zu allem Ja sagen muss, gerade wenn man einen evangeliumsgemäßen Lebensstil propagiert.“ Es erfordere, vielem ein beherztes Nein entgegenzusetzen, was der durchschnittliche Bürger für normal oder zeitgemäß erachtet.

Nach der ersten gescheiterten Mission habe die Gemeinschaft eine „panische Angst vor Deutschland“ und der „deutschen Wut“ ergriffen, sagte der Bischof. Doch hätte sie auch gelernt, dass man am besten Deutsch spricht, um weiterzukommen. Mit Hilfe der Brüder Caesarius und Julian von Speyer sei die Ausbreitung des Ordens daraufhin in „geradezu beängstigender Schnelligkeit“ vorangegangen. „Wir stehen uns selbst oft im Weg mit falschen Ängsten und übergroßen Befürchtungen“, sagte Bischof Jung. Zu schnell ziehe man sich zurück in sein „Schneckenhaus“. „Wir leben in einer Zeit, in der oft nur die Methode ,trial and error‘ weiterhilft und Experimentierfreude gefragt ist. Ein erster Fehlschlag sollte nicht dazu verleiten, die Flinte gleich ins Korn zu werfen.“

Die Brüder hätten einen dreifachen Auftrag gehabt, fuhr der Bischof fort. Sie sollten sich zum einen den Menschen zeigen – das Evangelium leben ohne verwässernde Kommentare und dabei Freude ausstrahlen. „Vielleicht ist auch in unseren Tagen der radikale Gegenentwurf gefragt, der die Dinge nicht nur ein bisschen anders macht, sondern alles auf eine Karte setzt. Kirchenreform aus dem Herzen der Kirche selbst und nicht gegen die Kirche“, erläuterte Bischof Jung. Zudem sollten sie in der Nachfolge des heiligen Franziskus die Buße predigen. „Ihr Auftrag bestand darin, die Menschen zur Umkehr zu bewegen. Buße nicht durch Worte, sondern vor allem durch Beispiel predigen.“ Auch sollten sie für die nachfolgenden Brüder Unterkünfte vorbereiten. Diese hätten zu Beginn oft außerhalb der Stadtmauern gelegen, an den Rändern, wohin man die Aussätzigen verbannt hatte. Diese Mission habe bis heute nichts von ihrer Dringlichkeit verloren, betonte der Bischof. Mit der Würzburger Straßenambulanz und der Armenspeisung halte etwa Bruder Tobias Matheis den Ursprungsgedanken wach.

Über dem Klostereingang zeige ein Relief den heiligen Franziskus, der die Stigmatisation der Wundmale des Herrn empfange. „Die offenen Wunden erinnern an die zahllosen Verwundungen in Kirche und durch Kirche, in Stadt und Gesellschaft, die nach Heilung verlangen“, erläuterte der Bischof. Das Fest der Kreuzauffindung als Patrozinium der Franziskanerkirche meine die Verpflichtung, wachen Sinnes zu sein und im Geist des heiligen Franziskus nach den unverbundenen Wunden der leidenden Glieder des Leibes Christi zu suchen. „Nicht nur in der Krankenhausseelsorge, in der Bruder Maximilian Bauer einen wertvollen Dienst leistet, sondern auch im prophetischen Sinn hier in der Stadt.“ Es wäre schön, schloss Bischof Jung, wenn es gelänge, Spuren zu hinterlassen, „die anderen erlauben, sich daran zu orientieren und den Weg zu Christus zu finden“.

Trotz mancher Hindernisse sei es den Franziskanern vor 800 Jahren gelungen, in Würzburg heimisch zu werden und Wurzeln zu schlagen, hatte Guardian Bruder Adam Kalinowski zu Beginn des Gottesdienstes betont. Die Würzburger Bischöfe hätten der Gemeinschaft immer Schutz und Segen gewährt. „Dafür sind wir dankbar.“ Provinzial Andreas Murk schloss sich dem Dank an und erklärte mit Blick auf das auf 2022 verschobene Jubiläumsprogramm: „Wir haben Übung darin, aus jeder Situation das Beste zu machen.“ Stellvertretend für den Gemeindegesang sangen Bruder Maximilian Bauer, Bruder Leopold Mader und Bruder Josef Fischer.

Dem Gottesdienst vorangegangen war eine Wallfahrt vom Wöllrieder Hof zum Würzburger Franziskanerkloster, an der auch Bischof Jung sowie Schwester Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, mit drei weiteren Schwestern teilnahmen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt dankte für das 800-jährige Wirken in der Stadt und betonte, dass die Stadt Würzburg immer an der Seite der Franziskaner sei. Laut einer Urkunde aus dem Jahr 1245 kümmerten sich die Brüder unter anderem um die Seelsorge an den Aussätzigen auf dem Wöllrieder Hof.

Franziskaner-Minoriten

Zum Würzburger Minoritenkonvent gehören nach Angaben der Gemeinschaft derzeit knapp 15 Brüder aus mehreren Nationen. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die Seelsorge an der Franziskanerkirche: Hier stehen vor allem Gottesdienste sowie die Beicht- und Gesprächsseelsorge auf dem Programm. An der Klosterpforte erhalten Bedürftige eine Brotzeit – die „Würzburger Straßenambulanz“, gegründet 2003, ist mittlerweile in der Stadt eine bekannte Institution der tätigen Nächstenliebe. Ein Bruder der Gemeinschaft arbeitet als Seelsorger an der Würzburger Universitätsklinik. Darüber hinaus übernehmen die Brüder Aushilfen in Pfarreien und Schwesterngemeinschaften und halten Exerzitienkurse im gesamten Bundesgebiet.

Zur Ordensprovinz Sankt Elisabeth gehören aktuell 40 Brüder und neben Würzburg fünf weitere Niederlassungen. Das Jubiläumsjahr brachte sogar eine Neugründung mit sich: Am 2. Februar 2021 eröffnete die deutsche Ordensprovinz mit Unterstützung der indischen und rumänischen Brüder ein neues Kloster im Bistum Osnabrück. Seitdem leben Franziskaner-Minoriten in der ehemaligen Kommende auf Lage in Rieste.

sti (POW)

(2121/0505; E-Mail voraus)

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