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Buch-Tipp

Mit Wein Gott erschmecken

Theologin Gisela H. Kreglinger hat ein Buch über die Verbindung von Wein und Spiritualität geschrieben – Vorstellung im Beisein der fränkischen Weinkönigin

Würzburg (POW) „Das Buch ist das Ergebnis meiner Lebensreise“, sagt Gisela H. Kreglinger. Sie lebt und arbeitet in Schottland und Alabama/USA. Aufgewachsen ist sie im gleichnamigen traditionsreichen Weinbaubetrieb der Eltern in Segnitz (Landkreis Kitzingen), als dritte von vier Töchtern. Das Studium der evangelischen Theologie führte sie ins englischsprachige Ausland. Im schottischen St. Andrews erwarb sie ihren Doktortitel in historischer Theologie. Ihre fränkische Heimat und die Weinberge am Main hat sie nicht vergessen. Im Gegenteil: Am Freitag, 25. Oktober, stellte sie im Würzburger Weinhaus Stachel ihr Buch „Wein ist ein Gottesgeschenk“ vor. Darin verbindet sie die beiden zentralen Elemente ihres Lebens zu einer Theologie, die das Sinnliche und die Mystik nicht ausklammert.

„Ich habe beim Studieren der evangelischen Theologie viele große und tiefe Gedanken gehört. Vor allem die Innerlichkeit wird dort betont. Einen ganzheitlichen Ansatz aber, der auch Sinneseindrücke einbezieht, oder etwas wie die Erfahrungen von Mystikern habe ich dabei vermisst.“ Ihr selbst sei Hildegard von Bingen, der sie ihren zweiten Namen verdanke, eine große Inspiration. 2016 erschien Kreglingers Buch im Original auf Englisch. Zur öffentlichen Vorstellung der vor wenigen Tagen erschienenen deutschsprachigen Ausgabe hatte sie auch viele befreundete Winzer und die fränkische Weinkönigin Carolin Meyer nach Würzburg eingeladen.

„Wenn ich ein Glas Wein genieße, wenn ich sehe, wie im Zusammenspiel von Wind, Wetter und der Arbeit des Winzers immer wieder etwas Neues und Einzigartiges entsteht, dann kann mir das helfen, Gott zu entdecken“, sagte Kreglinger. „Wir machen keinen Wein“, sei ein geflügeltes Wort unter vielen Winzern. Dieses Bewusstsein habe auch sie von Kindesbeinen an aufgesogen. „Wer im Weinberg arbeitet weiß, dass viel von Dingen abhängt, auf die er selbst keinen Einfluss hat.“ Als ein „Leben im Spannungsfeld der Schöpfung“ bezeichnete die Autorin daher den Weinbau. Durch Mönchsorden wie Benediktiner und Zisterzienser seien der Weinbau und viele spirituelle Gedanken, die damit verbunden sind, in Europa kultiviert und verbreitet worden. „Vieles davon ging durch Reformation und die Säkularisation verloren.“

Kreglingers umfangreiches Buch gliedert sich in zwei Teile. Im ersten erarbeite sie die theologischen Grundlagen einer Spiritualität des Weines, erläuterte die Autorin. In der Bibel ziehe sich das Getränk wie ein roter Faden vom Buch Genesis, dem ersten des Alten Testaments, bis zur Offenbarung des Johannes, die das Neue Testament abschließt. „Was bedeutet es, dass Jesus beim Abendmahl Wein benutzte? Warum wird in der katholischen Messe daran erinnert, dass der Wein ‚Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit‘ ist?“, seien Fragen, denen sie in der biblischen Betrachtung nachgehe. Westliche Religionen seien sehr zurückhaltend, was Geschmack und Geruch als Inhalte der religiösen Praxis angeht. „Dabei kann ich gerade im Geschmack entdecken, dass Gott gut ist.“ Es könne den persönlichen Glauben beleben, wenn man zum Beispiel beim Genießen von Wein spüre, wie viel der Schöpfer hineingelegt habe, um die Menschen zu beglücken, hob Kreglinger hervor.

Der zweite Teil des Buchs fokussiert sich mehr auf die Praxis der Produktion des Weins und thematisiert verschiedene weitere Aspekte unter der Überschrift „Heilsame Nachhaltigkeit“. Dabei verliert die Autorin nie den spirituellen Blick aus dem Auge. Unter anderem hat Kreglinger 30 Winzer in Franken, dem Rheingau, dem Burgund, in Oregon und Kalifornien interviewt. „Ich wollte von ihnen wissen, ob sie sich eher als Macher oder Entdecker definieren. Letztere verstehen sich eher als jemand, der seinen Beitrag leistet, dass die ‚Geburt‘ des Weines gut verläuft.“ Auch dunkle Seiten wie den Alkoholmissbrauch spart das Buch nicht aus. „Wein ist zum Feiern gedacht, nicht zum Trösten“, erklärte die Autorin bei der Buchpräsentation.

Wie Wein auch für die Seelsorge Anregungen geben kann, zeigt das Buch ebenfalls. Rebstöcke erreichten ihre höchste Produktivität im Alter von etwa 40 Jahren, müssten dafür aber regelmäßig zurückgeschnitten werden, berichtete Kreglinger „Auch wir werden anfälliger und leben ohne Richtung, wenn wir keine Anbindung haben.“

Gisela H. Kreglinger: „Wein ist ein Gottesgeschenk“, 400 Seiten, 24,90 Euro. Echter-Verlag, Würzburg 2019, ISBN 978-3429053949.

mh (POW)

(4419/1175; E-Mail voraus)

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