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Miteinander vereint im Gedenken

Ökumenische Gedenkfeier in der Würzburger Marienkapelle für die Opfer der Gewalttat vom 25. Juni 2021

Würzburg (POW) Mit einer ökumenischen Gedenkfeier in der Würzburger Marienkapelle hat Würzburg am Samstagnachmittag, 25. Juni, an die Opfer der Gewalttat am Barbarossaplatz erinnert. Vor genau einem Jahr hatte ein mit einem Messer bewaffneter Mann drei Frauen getötet und sechs weitere Menschen schwer verletzt. „Die Ruhe, das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit ist zerbrochen“, sagte Dekan Domkapitular Stefan Gessner bei der Eröffnung der Feier. Zugleich habe sich aber gezeigt, dass die Menschen in Würzburg „zueinander und miteinander stehen“. An der Gedenkfeier nahmen unter anderem auch Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Vertreter der Sicherheitsbehörden und der Rettungskräfte, Angehörige der Opfer sowie Menschen, die während des Angriffs Zivilcourage gezeigt hatten, teil.

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„Wir sind erschrocken vor einem Jahr“, sagte der evangelisch-lutherische Dekan Dr. Wenrich Slenczka in seiner Ansprache. Erschrocken vor einer sinnlosen Tat, bei der Menschen starben, Menschen verletzt und Menschen traumatisiert wurden. „Man kann es sich kaum vorstellen, in einer solchen Situation zu sein.“ Jeder habe es auf seine Weise erlebt und durchlitten – die Betroffenen, die Passanten, die Zeugen der Tat wurden, die Rettungskräfte, die Polizei oder die Notfallseelsorger. „Sie haben mit Erschrecken wahrgenommen, worauf sie so nicht vorbereitet sein können.“ So stelle sich die Frage: „Wohin führt uns das? Wohin gehen wir mit dem Schrecken?“ Auch die Jünger Jesu seien am Abend seiner Festnahme erschrocken, nahm Slenczka Bezug auf das Evangelium. Thomas mache vor, wie man mit dem Schrecken umgehe: „Wir dürfen fragen. Wir dürfen sagen, dass wir nicht wissen, wo es hingeht. Wir dürfen zweifeln, trauern, schimpfen über das, was geschehen ist, über das, was diesen Menschen angetan worden ist.“ Man könne die Tat nicht verstehen. Aber Rache führe nicht weiter. „Böses wird mit Bösem nicht überwunden“, erklärte Slenczka. Hass zu schüren gegen ganze Menschengruppen sei ein „Missbrauch eines fürchterlichen Unglücks“. Christus sei näher an den Opfern als jeder andere, denn er gehe freiwillig den Weg ans Kreuz und werde selbst zum Opfer. „Sein Weg kann im Schrecken ein Trost sein, weil man zumindest erfährt: Ich bin nicht allein in diesem Schrecken, sondern Christus ist bei mir. Er ist es auch heute noch. Er kann uns sagen: Euer Herz erschrecke nicht.“

Für eine große Zahl von Menschen sei seit dem 25. Juni 2021 das Leben nicht mehr so, wie es davor war, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt in seiner Ansprache. Die Angehörigen der getöteten Frauen hätten einen unwiederbringlichen Verlust erlitten. Viele Menschen litten noch heute unter den körperlichen und seelischen Folgen der Gewalttat, viele Helferinnen und Helfer hätten noch immer die Bilder des Grauens im Kopf. Doch habe es auch Beispiele für beeindruckende Zivilcourage und Mitmenschlichkeit gegeben. Eine Frau habe sich schützend vor ein Kind gestellt, Passanten sich dem bewaffneten Täter entgegengestellt und dabei ihr eigenes Leben riskiert. „Wir können uns glücklich schätzen, in einer Stadt zu leben, in der so viele Menschen so reagieren.“ Schuchardt dankte auch den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr, Johannitern, Maltesern und Rotem Kreuz für ihre vorbildliche Arbeit. „Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit, dass wir uns darauf verlassen können, dass uns auch in einer so dramatischen Situation unverzüglich und absolut professionell Hilfe geleistet wird.“ Auch wenn Gefühle von Abscheu und Wut verständlich seien, dürften nicht ganze Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht gestellt werden, appellierte der Oberbürgermeister und hob hervor, dass unter den Helden des 25. Juni 2021 auch drei muslimische Bürger mit Migrationshintergrund zu finden seien: „Lassen wir nicht zu, dass der 25. Juni 2021 unsere Stadtgesellschaft spaltet!“

Gessner und Slenczka luden die Mitfeiernden dazu ein, an der Osterkerze kleine Kerzen zu entzünden und in Stille der Opfer zu gedenken. „Wir möchten Sie einladen, Würzburg wieder hell werden zu lassen durch dieses kleine Zeichen“, sagte Gessner. Der Chor des Mainfranken Theaters begleitete die Feier unter anderem mit „Ave verum corpus“ von Wolfgang Amadeus Mozart.

Im Anschluss an die Gedenkfeier wurde am Ort der Attacke mit einer Schweigeminute der Opfer der Gewalttat gedacht. Neben der Stadt Würzburg und dem Kaufhaus Woolworth hatten viele Menschen Blumen und Trauerbekundungen niedergelegt.

sti (POW)

(2622/0757; E-Mail voraus)

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