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Im Gespräch

„Moralische Unterstützung tut not“

Warum Bischof Dr. Franz Jung in der Coronakrise im Juliusspital einen Gottesdienst gefeiert hat – Austausch mit Ärzten und Pflegekräften im Anschluss

Würzburg (POW) Bischof Dr. Franz Jung hat am Montag, 23. März, in der direkt von außen zugänglichen Hauskapelle des Seniorenstifts des Würzburger Juliusspitals eine heilige Messe gefeiert, die im gesamten Krankenhaus und dem Seniorenstift auf die Zimmer übertragen wurde. Im folgenden Interview erklärt er unter anderem, warum er das getan hat und welche Herausforderungen ihm das dortige Personal geschildert hat.

POW: Wie haben Sie das Juliusspital in Zeiten von Corona erlebt?

Bischof Dr. Franz Jung: Wie alle Pflegeeinrichtungen setzt auch das Juliusspital die aktuellen staatlichen Vorgaben sehr sorgfältig um. Das beginnt schon damit, dass man das Haus als Außenstehender nicht direkt betreten kann. Deshalb haben wir uns auch auf die Hauskapelle des Seniorenstifts geeinigt für meinen Besuch. So setze weder ich mich selbst, noch andere der Ansteckungsgefahr aus, und trotzdem ist es möglich, miteinander Kontakt aufzunehmen. Für mich war es überdies ein schönes Zeichen, dass gerade das geistliche Zentrum des Hauses der sicherste Ort war, einander zu begegnen. Ansonsten war zu spüren, dass die derzeitige Ausnahmesituation allen Beschäftigten ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft und Disziplin abverlangt.

POW: Was war Ihnen besonders wichtig an dem Besuch?

Bischof Jung: Nach der Feier der heiligen Messe für die Senioren und Pflegekräfte ging es mir darum, aus erster Hand zu hören, wie sich die Coronakrise auf den Alltag in einer Altenhilfeeinrichtung und in einem Krankenhaus auswirkt. Dazu konnte ich im Anschluss an den Gottesdienst ein direktes Gespräch führen mit dem Oberpflegamtsleiter Walter Herberth, mit Ärzten und Pflegerinnen und Pflegern. Dabei wurde deutlich, dass das Pflegepersonal mehrfach in Anspruch genommen wird. Neben der fachlichen Betreuung der alten Menschen muss es auch die Aufgaben wahrnehmen, die sonst die direkten Angehörigen übernehmen. Persönliche Zuwendung, Trost in Angst und Verunsicherung, Möglichkeiten zum Gespräch – all das ist jetzt mehr gefragt denn je. Viele ältere Menschen fühlen sich durch die Ausgangsbeschränkungen gar an Kriegszeiten erinnert und verstehen die Welt nicht mehr. Da bedarf es dann des geduldigen Zuhörens und der physischen Präsenz, durch die signalisiert wird, dass niemand allein gelassen wird. Natürlich sind auch alle bemüht, unter Zuhilfenahme neuester Technik, den Kontakt zu den Familienangehörigen herzustellen – wie via Skype oder WhatsApp-Telefonaten. Neben dem Blick auf die Patienten sprachen wir natürlich auch über die besonderen momentanen Herausforderungen bei der Pflege wie fehlende Schutzkleidung, vor allem Mundschutz, und Mangel an Desinfektionsmitteln sowie an Analyse-Instrumenten für den Coronatest. Diese misslichen Rahmenbedingungen sorgen natürlich einmal mehr für Stress. Bleibt zu hoffen, dass die in Aussicht gestellten Hilfslieferungen tatsächlich bald eintreffen und zumindest hier für etwas Entspannung sorgen.

POW: Welche Botschaft hatten Sie an Kranke, Ärzte und Pflegekräfte?

Bischof Jung: Mein erstes Anliegen war, dem Team meinen Dank und meine Anerkennung auszusprechen angesichts der erhöhten Belastungen, die diese außergewöhnliche Situation mit sich bringt. Erst wenn man im direkten Austausch von den Anforderungen des Personals erfahren hat, kann dieser Dank auch Kontur gewinnen. Mein zweites Anliegen war zu signalisieren, dass wir als Kirche alle – Pflegepersonal wie bedürftige Menschen – in unseren Gebeten mittragen und sie nicht vergessen, auch wenn sie jetzt jenseits der breiten Öffentlichkeit hinter verschlossenen Türen ihren Dienst tun. Moralische Unterstützung tut in diesen Zeiten mindestens genauso not wie materielle Unterstützung. Aus den Augen heißt eben nicht auch aus dem Sinn.

POW: Welchen Trost konnten Sie den Menschen spenden, die in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen den Besuch von Freunden und Angehörigen vermissen?

Bischof Jung: Mir war es aus den bekannten Gründen nicht möglich, mit Bewohnern der Einrichtung selbst zu sprechen. So war die Feier der Eucharistie der Ort des Zuspruchs und des Trostes. Die Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja (Jesaja 65) sprach gerade an diesem Tag davon, dass in der Zeitenfülle kein Säugling mehr sterben werde und die Gesegneten des Herrn mindestens 100 Jahre alt werden würden – der Traum also eines jeden Krankenhauses und eines jeden Seniorenstifts! Das Evangelium von der Heilung des todsterbenskranken Jungen des Hauptmanns von Kapharnaum (Johannes 4) erzählte von dem unverbrüchlichen Vertrauen des Vaters in Jesu Kraft, aus dem Tod zu erretten. Ein Vertrauen, das nicht enttäuscht wurde. Was kann man derzeit Besseres sagen? Beides – die Hoffnung auf ein erfülltes Leben und die Verheißung, dem Tod nicht hilflos ausgeliefert zu sein – ist jetzt nötig. Beides wird uns von Gott her durch die Kirche zugesagt. Das ist ein Trost, der hoffentlich trägt, auch weit über die aktuelle Krise hinaus.

Interview: Markus Hauck (POW)

(1320/0362; E-Mail voraus)