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„Mut machen und Hoffnung stiften“

Vortrag von Dr. Katrin Brockmöller, Direktorin des Katholischen Bibelwerks, beim Diözesanen Online-Bibeltag – Buch Daniel liefert Strategien zum Umgang mit Krisen

Würzburg (POW) Woran können sich Menschen festhalten, wenn ihr Leben brüchig wird? Auf diese Frage versucht das biblische Buch Daniel zu antworten. Es zeigt Menschen in Krisen und Notsituationen, die von Gott gerettet werden. Einen näheren Blick auf das Buch Daniel warfen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Diözesanen Online-Bibeltags am Samstag, 22. Januar. Gastreferentin war Dr. Katrin Brockmöller, Direktorin des Katholischen Bibelwerks in Stuttgart.

In ihrem Vortrag leitete Brockmöller aus dem Buch Daniel Strategien ab, wie Menschen mit Krisen umgehen können. „Eine wichtige Strategie ist es, alte Geschichten so zu erzählen, dass sie durchsichtig werden auf das, was gerade erfahren wird und jetzt ist“, führte die Theologin aus. So habe es bereits das Buch Daniel getan. Es entstand im zweiten Jahrhundert vor Christus, siedelte seine Erzählung jedoch viel früher zu Zeiten des Königs Nebukadnezar an. Dabei ging es den Urhebern der Schrift nicht um historische Korrektheit, sondern um Botschaften für ihre Gegenwart. So sei auch Daniel eine erdichtete Figur und keine historische Gestalt.

Die Entstehungszeit der Schrift beschrieb sie als „Zeit großer Umwälzungen“. König Antioches IV. Epiphanes versuchte damals in Jerusalem, den griechischen Götterkult durchzusetzen. Hinzu kam ein interner Richtungsstreit in der jüdischen Gemeinschaft. Die Juden sahen sich laut Brockmöller einem „Kulturkampf der Religionen und Weltanschauungen“ gegenüber, in dem das Judentum zu verschwinden drohte. In diesem Kulturkampf habe das Buch Daniel Position bezogen. Es zeige Menschen in Not, die unverbrüchlich an ihrem Glauben an den Gott Israels festhalten – etwa die drei singenden Jünglinge im Feuerofen. „Die Position des Buches Daniel ist: Wir bleiben bei der Verehrung unseres Gottes“, fasste Brockmöller zusammen. Das Beziehen einer klaren Position wertete sie als Krisenstrategie.

„Alte Geschichten sollte man so erzählen, dass sie Mut machen, gut ausgehen und Hoffnung stiften“, empfahl die Bibelexpertin. Im Buch Daniel seien die Personen, die am althergebrachten Glauben festhalten, stärker als König Nebukadnezar. „Dass Gott rettend eingreift, ist die Pointe im Buch Daniel, egal was auf der Welt passiert.“ Gott sehe weiter und tiefer als jeder Mensch, sagte Brockmöller mit Blick auf das Motto des Bibeltags „Blick in die Tiefe – und dann?“. Gleichzeitig werden Herrschende im Buch Daniel der Lächerlichkeit preisgegeben. „Humor erlaubt es, in chaotischen Zeiten zu überleben“, stellte Brockmöller fest. Das sei ebenfalls eine Krisenstrategie.

Anlässlich der Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens am 20. Januar betrachtete Brockmöller außerdem die Geschichte der „Susanna im Bade“. Die Geschichte erzählt von Susanna, die sexuell bedrängt und fälschlich des Ehebruchs beschuldigt wird. Erst das Eingreifen Daniels rettet sie vor der Hinrichtung. Brockmöller wies darauf hin, dass die Gemeinde den Lügen der Ankläger zunächst glaubte, weil diese Ankläger hohe Ämter hatten. Betroffene von Machtmissbrauch seien schutzlos, und daher brauche es „vom Geist geführte Fürsprecher“. Die Erzählung lege offen, was sonst verschwiegen bleibe. Kritisch merkte Brockmöller an, dass Susannas Geschichte nicht in allen Textüberlieferungen des Buches Daniel vorkomme. Die Erzählung habe keinen festen Ort im Buch – was darauf hindeute, dass diese Offenheit Systeme irritiere.

Bei acht Workshops vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die von Brockmöller vorgestellten Inhalte. Mitarbeiter aus den Bereichen Pastoral und Bildungsarbeit leiteten die Workshops.

Veranstalter des Diözesanen Online-Bibeltags waren das Katholische Bibelwerk, die diözesane Arbeitsgemeinschaft Bibelpastoral und das Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried. Pastoralreferent Dr. Stefan Heining, Diözesaner Ansprechpartner der Bibelpastoral, bekundete seine Freude angesichts von rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Vertreten seien Ältere und Jüngere, Männer und Frauen, Mitarbeiter im pastoralen Dienst sowie Ehrenamtliche, hob er hervor. Hochschulpfarrer Burkhard Hose, Diözesanleiter des Katholischen Bibelwerks, sprach von einem „unsäglichen Versagen unserer Kirchenleitung“, welches das Münchner Missbrauchsgutachten zwei Tage zuvor offengelegt habe. „Das Buch Daniel hat einen sehr aktuellen Anstrich“, stellte Hose fest. Dr. Ursula Silber, Rektorin des Martinushauses in Aschaffenburg, empfahl die Betrachtung der Bibel mit den Worten: „Es ist kein altes Buch mit sieben Siegeln, mit Goldschnitt, für das Bücherregal, sondern es hat hier und heute etwas zu sagen.“ Erfreut wies sie darauf hin, dass der Verein Katholisches Bibelwerk rund 14.000 Mitglieder zählt. Die Veranstaltung endete mit einem liturgischen Impuls, den Gottesdienstbeauftragte Doris Hopf und Bernhard Hopf, Referent für Liturgie und liturgische Bildung, gestalteten.

Anlass des Diözesanen Online-Bibeltags war die Ökumenische Bibelwoche 2021/2022. Sie steht unter dem Motto „Daniel – Engel, Löwen und ein Lied der Hoffnung“.

Ulrich Bausewein (Würzburger katholisches Sonntagsblatt)

(0422/0109; E-Mail voraus)

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