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„Nachvollziehbar“ und „genau“

Priester aus Italien, Kroatien, Nigeria, Kongo und Uganda über ihre deutschen Lieblingswörter und die Herausforderungen der deutschen Sprache – Ein anderer Blick auf das Sprachenwunder an Pfingsten

Würzburg/Aschaffenburg/Bad Brückenau/Bergtheim/Eltmann (POW) An Pfingsten, so berichtet die Apostelgeschichte, kommt der Heilige Geist über die Jünger Jesu. Und plötzlich hören alle Menschen, aus welchen Ecken der bekannten Erde sie auch zum hohen jüdischen Fest Schawuot nach Jerusalem gekommen sind, sie in ihrer Sprache reden. Davon inspiriert, hat die Pressestelle des Bistums Würzburg (POW) ausländische Priester zu ihren Erfahrungen mit der deutschen und den Besonderheiten ihrer Muttersprache befragt.

Pater Maurizio Luparello von der Franziskanischen Gemeinschaft von Betanien ist Leiter der Italienischen Katholischen Mission in Aschaffenburg. An seiner italienischen Muttersprache mag er die „wunderschöne Melodie“ und die Tatsache, dass die begleitende Körpersprache die jeweiligen Gefühle stärker hervorhebe als im Deutschen. Nach eigenem Bekunden hat er täglich Gelegenheit, auf Italienisch zu kommunizieren: im Kloster mit den Brüdern und Schwestern seiner Gemeinschaft, wenn er für die italienische Gemeinschaft in Würzburg Messe feiert, und bei weiteren seelsorgerlichen Aktivitäten für die italienische Gemeinde, zum Beispiel bei Gesprächen oder in der Vorbereitung auf Sakramente. Die größte Herausforderung beim Erlernen des Deutschen sei für ihn die Komplexität der Grammatik gewesen, sagt Luparello. So gebe es im Italienischen kein Neutrum, sondern nur das weibliche und das männliche Genus. Das gelte es zu beachten. „Und auch die Deklination der Artikel und Adjektive ist ziemlich herausfordernd.“ Amüsant findet es der Ordensmann, dass Deutsche gerne ihre Begeisterung für etwas mit dem Satz „Das ist doch schon mal was“ ausdrücken.

Father Dunstan Asiimwe schreibt seine Doktorarbeit in Theologie und ist Mitarbeitender Priester im Pastoralen Raum Bergtheim-Fährbrück. Gebürtig stammt er aus Uganda. Er gehört zum Volk der Munyankole, das in der Region Ankole lebt und Runyankole spricht. Als er nach Deutschland kam, habe er praktisch kaum Deutsch sprechen können, erzählt er. „Als ich aber dann die Sprache zu lernen angefangen habe, waren meine größte Herausforderung die Artikel und alle Wörter mit Umlaut.“ In seiner Muttersprache gebe es weder Artikel noch Umlaute. Und auch der Satzbau sei in der heimischen Sprache anders, weil Verben dort nicht erst vergleichsweise spät zu finden seien. Das Lieblingswort des ugandischen Priesters ist übrigens „genau“: „Fast jeder sagt es mindestens einmal am Tag. Aber es wird nicht nur ausgesprochen, sondern findet sich im Alltag an ganz vielen Stellen wieder: sei es im Straßenbau oder bei der Konstruktion von Maschinen. Ich mag diese deutsche Genauigkeit.“

Pater Ivan Penava von den Franziskaner-Minoriten ist Leiter der Kroatischen Katholischen Mission Würzburg. Als Seelsorger der katholischen Kroaten treffe er regelmäßig kroatische Gläubige im ganzen Bistum, sei es bei Gottesdiensten, im Kommunion- oder Firmunterricht. Besonders interessant sei es, sich mit Jugendlichen zu unterhalten, die bereits fließend Deutsch sprechen. „Während wir Kroatisch sprechen, fehlen ihnen manchmal Wörter, also fügen sie deutsche Wörter ein. So lerne ich neue deutsche Wörter“, erzählt Penava. Umgekehrt würde darüber diskutiert, wie kroatische Sätze auf Deutsch zu interpretieren seien. Die größte Herausforderung beim Deutschlernen seien für ihn die Verben am Ende eines Satzes gewesen. „Am Anfang konnte ich die Wörter nicht schnell aussprechen, und am Ende des Satzes hätte ich vergessen, das Verb zu setzen. Manchmal waren meine Sätze unvollendet, und das verwirrte die Leute.“ Bei der Aussprache habe ihm ein Musikprofessor geholfen, der jede Woche zum Proben in das Franziskanerkloster gekommen sei, erzählt er: „Ich habe Deutsch durch Singen gelernt.“ Besonders interessant findet er die Ähnlichkeit zwischen den Wörtern „Leben“ und „Liebe“: „Leben ist Lieben, Liebe ist Leben. Mit Jesus lerne ich zu leben und zu lieben.“

Dr. Fidelis Kwazu ist Pfarrvikar für den Pastoralen Raum Bad Brückenau. Er stammt aus Nigeria und kam 2006 nach Deutschland, um in Theologie zu promovieren. Mit einer Vielzahl an Sprachen zu jonglieren gehört in Afrika zum Alltag. „Es gibt 232 verschiedene Sprachen in Nigeria.“ Kwazu nennt als seine Muttersprachen Igbo und Yoruba. „Ich habe immer Gelegenheit, mit Menschen aus Nigeria zu kommunizieren, hier in Deutschland und in meiner Heimat“, sagt er. Die deutsche Grammatik und auch die Aussprache mancher Wörter seien anfangs eine Herausforderung gewesen. „Die Grammatik meiner Muttersprache ist nicht so kompliziert wie deutsche Grammatik.“ Auch habe er erst Menschen kennenlernen müssen, um mit ihnen auf Deutsch reden und so üben zu können. Ein Wort, das er im Deutschen besonders mag, sei „nachvollziehbar“, verrät er – das Wort habe einen schönen Klang.

Bill-Augustin Mikambu Lutondo ist Kaplan im Pastoralen Raum Haßberge Süd und stammt aus dem Kongo. In seiner Heimat werden mehr als 400 Sprachen gesprochen, erzählt er. Allerdings sei der Kongo auch mehr als sechs Mal so groß wie Deutschland. Er selbst ist mit Französisch aufgewachsen, das auch Amtssprache im Kongo ist. Dazu kommen die Nationalsprachen Lingala, Kikongo, Tschiluba und Swahili. „Auf der Straße spricht man Lingala, Kikongo oder eine der anderen Sprachen. Es ist sehr kompliziert.“ An Französisch und Lingala schätzt er die „Musikalität“ der Sprache. Als er vor sechs Jahren nach Deutschland kam, habe er im Gottesdienst nur vier Wörter verstanden, erinnert er sich: „Halleluja, Jesus Christus, Maria und Amen.“ Anfangs habe er auch Schwierigkeiten gehabt, sehr lange Wörter wie „Sehenswürdigkeit“ oder „Streichholzschächtelchen“ auszusprechen. „Ich wusste nicht, wie ich sie abtrennen soll, um sie gut auszusprechen.“ Auch der Tonfall sei anders, zum Beispiel bei der Aussprache von Namen wie David. „Im Französischen und in Lingala wird es mit einem einzigen Ton gesprochen, aber im Deutschen muss er auf- und absteigen“, erklärt er. Sein Lieblingsausdruck im Deutschen sei „Grüß Gott“. „Ein Gruß mit einem religiösen Hintergrund ist wunderbar. Es ist einfach ein Segen.“

mh/sti (POW)

(2322/0663; E-Mail voraus)

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