Würzburg (POW) Zu aktuellen sozialpolitischen Themen wie Gesundheitsreform und demographische Entwicklung hat Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm, stellvertretende Vorsitzende des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, beim Jahresempfang 2007 im Würzburger Caritashaus Stellung bezogen. Über 50 haupt- und ehrenamtliche Führungskräfte unterfränkischer Caritaseinrichtungen und des Bischöflichen Ordinariats waren der Einladung des diözesanen Caritasverbands gefolgt. „Wir möchten, dass Sie hier miteinander ins Gespräch kommen“, begrüßte Caritasvorsitzender Domkapitular Dietrich Seidel die Gäste. „Die Caritas und ihre Arbeitsbereiche im Bewusstsein zu halten und in der Öffentlichkeit für die Interessen unserer Klienten und Schutzbefohlenen einzutreten, gehört zu den Hauptaufgaben unseres Verbandes.“
Landtagsvizepräsidentin Stamm betonte in ihrer Rede, die ehrenamtliche Aufgabe bei der Caritas sei ihr in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. Sie sei so viel näher dran an den Menschen und ihren Problemen. Die Gesundheitsreform und die Reform der Pflegeversicherung bezeichnete die langjährige Sozialpolitikerin als wichtige Meilensteine einer sozial gerechten Gesellschaft. „Der Sozialstaat ist eine der großen europäischen Kulturleistungen.“ Die soziale Absicherung der Marktwirtschaft habe wesentlich zum Erfolg europäischer Demokratien beigetragen.
Zur demographischen Entwicklung in Deutschland, die massive Auswirkungen auf die Arbeit der Wohlfahrtsverbände haben werde, sagte Stamm, das Problem seien nicht die vielen alten, sondern die wenigen jungen Menschen. „Wir sind auf dem Weg in eine kinderentwöhnte Gesellschaft“, zitierte Stamm eine kürzlich erschienene Studie aus Baden-Württemberg. Doch sie wolle nicht nur andere ermahnen. Selbstkritisch gab sie zu, dass die aktuelle Gastkinderregelung im Kindertagesstättenbereich neu überdacht werden müsse. Viele Proteste hätten ihr gezeigt, dass es hier Entwicklungen gebe, die der bayerische Gesetzgeber so nicht gewollt habe.
Caritasdirektor Martin Pfriem erinnerte die „geschätzten Caritasmittäter und die Sympathisanten aus dem Ordinariat“ an ihre gemeinsamen Wurzeln. „Caritas Deus est“ (Gott ist die Liebe), die erste Enzyklika Papst Benedikts XVI., habe hierzu eine gute Vorlage geliefert. Als Beispiele von Schwerpunkten des Caritasjahres 2006 nannte er die erneute Umweltzertifizierung der Würzburger Geschäftsstelle, die neue Satzung und vor allem die Konsolidierung des Haushalts. Kritisch bewertete der Caritasdirektor die geplante Föderalismusreform in Bayern. Wenn die Zuständigkeit der sieben bayerischen Bezirke wie geplant auf 96 Landkreise und Kommunen aufgeteilt werde, habe das für viele Caritaseinrichtungen fatale Folgen. Es gebe Pflegeeinrichtungen, die im Extremfall ihre Pflegetarife dann nicht mehr mit einer, sondern mit bis zu 16 Behörden aushandeln müssten. Eine zweite dunkle Wolke schwebt laut Pfriem mit den laufenden Tarifverhandlungen über der Caritas in ganz Deutschland. Die bis Ende 2007 geplanten Ergebnisse werden den wirtschaftlichen Druck auf kirchliche soziale Einrichtungen erhöhen. „Der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit wird immer größer." Einen Wettbewerb um jeden Preis solle es aber weder innerhalb noch außerhalb der Caritas geben.
lh (Caritas)
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