Würzburg (POW) Mit einem Festakt am Westportal ist am Freitag, 10. November, die Außenrenovierung des Würzburger Kiliansdoms abgeschlossen worden. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Dompropst Weihbischof Helmut Bauer und Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer präsentierten im Beisein des Domkapitels und Würzburgs Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann der Öffentlichkeit das neue sandfarbene Außengewand der Kathedrale. Insgesamt kostete die Neugestaltung rund 670.000 Euro, für die der Freistaat Bayern als Träger der Baulast aufkommt.
„In den schwierigen Fragen der Neugestaltung der Domfassade haben sich die Architekten der Wiederaufbauzeit für eine radikale Moderne entschieden, die aber auch den folgenden Generationen die Möglichkeit ließ, Entwicklungen wieder aufzunehmen und fortzuschreiben“, sagte der Vertreter der Bayerischen Staatsregierung, Regierungspräsident Beinhofer, vor rund 200 Menschen am Domplatz. Er erläuterte die Baugeschichte des Kiliansdoms in den vergangenen 60 Jahren und lobte die gute Zusammenarbeit bei dem für Kirche und Staat gleichermaßen wichtigen Werk: „Ein bedeutendes Element des Stadtbilds der Vorkriegszeit ist jetzt wieder sichtbar.“ Der Kiliansdom präge das Erscheinungsbild des Bistums ebenso mit wie das Stadtbild der Mainfrankenmetropole.
Dompropst Weihbischof Helmut Bauer erinnerte daran, dass in den Nachkriegsjahren für den damaligen Bischof Julius Döpfner zunächst der Wohnungsbau im Mittelpunkt gestanden habe. Erst Jahre später sei mit der Domerneuerung begonnen worden. Mit der jüngsten Außenrenovierung sei nichts Neues und Modisches entstanden, sondern werde der Respekt gegenüber den Vorfahren des 19. Jahrhunderts gezeigt. Jedes Jahrhundert habe am Kiliansdom seine Handschrift hinterlassen. Der besondere Dank des Dompropsts galt dem Staat für die Zusammenarbeit in der Fürsorge für den Dom als Kulturgut und Glaubenszeugnis sowie den Handwerksfirmen und schließlich Gott, der in der Renovierungsphase vor Unfällen bewahrt habe.
Bischof Hofmann würdigte vor allem die erneuerte Westfassade. Die neue Gestaltung mache den Dom innerhalb der Häuserzeile wieder selbstständig. Durch die neue Farbgebung werde die Kathedralkirche als Baukörper zusammengebunden. Den Abschluss der Renovierung nannte Bischof Hofmann einen Tag des Dankes dafür, dass der Dom in seinem neuen Kleid sichtbar werde. Das Gotteshaus im Herzen der Stadt lade zu Besuch und Gottesdienst ein.
Begonnen hatten die Außenarbeiten kurz nach Ostern 2004, nachdem der Prozess der Wahl des passenden Farbtons abgeschlossen war. Damals gingen die Verantwortlichen davon aus, dass die Arbeiten sich bis 2009 hinzögen. Günstiges Wetter und die unkomplizierte Finanzierung durch das Bayerische Kultusministerium ließen einen schnellen Fortschritt zu. Und das, obwohl es zwischendurch auch eine faustdicke Überraschung gab: Mehr durch Zufall wurde bei der Untersuchung des bröckeligen Putzes an der Westfassade die hinter einer Bimssteinmauer verborgene neoromanische Fassade mit dreigliedrigem Fenster, Fensterrose und Aussparung für eine Uhr entdeckt. Die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Schutzmauer musste schon allein aus Gründen der Bausicherheit entfernt werden. Mit ihr wich auch der Balkon über dem Eingang. Die neue Uhr mit einem Zifferblatt von rund drei Metern Durchmesser stiftete das Domkapitel.
Der Kiliansdom zu Würzburg kann auf eine Jahrhunderte lange Geschichte zurückblicken. Der erste Dom, der Salvatordom, entstand nach der Bistumsgründung 741/742. Bischof Berowelf weihte ihn 787/788 in Gegenwart Karls des Großen ein. Der erste Dombau zählte zu den größten Kirchenbauten der Epoche und wurde mit dem Kölner Dom verglichen. Nach einem Blitzschlag am 5. Juni 855 brannte der erste Dom nieder. Ein nachfolgendes Unwetter brachte drei Tage später die Mauern zum Einsturz. Bischof Arno (855 bis 892) ließ den Dom als dreischiffigen Bau neu errichten. 918 brannte der Dom erneut. Unter Bischof Bruno (1034 bis 1045) wurde mit dem Neubau des dritten Doms unter Verwendung älterer Bauteile begonnen. Als die von Säulen getragene Hallenkrypta fast vollendet war und die neuen Chormauern emporwuchsen, starb Bruno in Folge eines Unfalls. Die Bauarbeiten wurden unter Brunos Nachfolger Adalbero fortgesetzt und 1075 abgeschlossen. Wegen seiner Außenmaße und der hohen baukünstlerischen Qualität zählte der neue Bau zu den eindrucksvollsten Monumenten der Salier-Zeit.
Im 12. Jahrhundert wurden das Dach saniert, die Westtürme erhöht und der Chor umgestaltet. Den Abschluss der mehr als 50 Jahre andauernden Bauphase markierten drei Altarweihen in den Jahren 1187 und 1188 unter Bischof Gottfried von Spitzenberg (1186 bis 1190). Bischof Hermann von Lobdeburg (1225 bis 1254) ließ die Ostteile des Doms umgestalten. Gegen 1250 hatte Würzburgs Kathedralkirche ihre endgültige äußere Gestalt erhalten. Die Westfassade wurde in der Zeit zwischen 1879 und 1883 neoromanisch umgestaltet. Am 16. März 1945 legten Fliegerbomben das prächtige Gotteshaus in Schutt und Asche. Weniger als ein Jahr darauf brach die nördliche Säulenreihe zusammen und mit ihr das nördliche Seitenschiff und das Gewölbe des Langhauses. Nur Vierung, Querschiff und der Chorraum konnten sich halten. 1967 wurde der Wiederaufbau des Doms abgeschlossen.
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