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„Neues Leben und neue Hoffnung“

Bischof Jung in der Osternacht: Christen sind zum Einsatz in der Welt aufgerufen – „Wer sich am lebendigen Herrn ausrichtet, für den relativieren sich alle anderen Dinge“

Würzburg (POW) Die Osternacht ist der wichtigste Gottesdienst der Kirche. „Denn durch den Tod und die Auferstehung Jesu wird die gesamte Schöpfung erneuert. Christus ist der neue Adam, der Erstgeborene der Toten. Sein Licht erhellt wie am ersten Schöpfungstag die Finsternis des Todes“, sagte Bischof Dr. Franz Jung in der Osternacht am Samstagabend, 20. April, im Kiliansdom. Am Ostersonntag, 21. April, betonte der Bischof in seiner Predigt im Würzburger Dom, dass es an Ostern wie bei der Pastoral der Zukunft um Auferstehung, nicht Wiederbelebung gehe. „Die Begegnung von Jesus mit Maria kann als Vorbild für den Weg dienen, der vom Wunsch nach Wiederbelebung des Alten die Sicht auf die Wirklichkeit der Auferstehung eröffnet.“

Am Beispiel der Biene, die im Lobgesang auf die Osterkerze, dem so genannten Exsultet, erwähnt wird, entfaltete der Bischof bei seiner Predigt in der Osternacht, was es heißt, als österliche Menschen zu leben und Kirche zu sein. „Wie die Bienen fleißig alle Blüten anfliegen, so müht sich der österliche Mensch auch, die Wirklichkeit ganz wahrzunehmen – eine der größten Herausforderungen im Leben.“ Wichtig sei, auch und gerade die Momente des Misslingens und des Scheiterns in den Blick zu nehmen. „Das bedarf des Mutes und der Kraft, und öfters auch der Begleitung durch Dritte. Und es braucht Zeit“, sagte Bischof Jung. Das gelte auch für die Kirche selbst, aktuell in der Missbrauchskrise, über die man nicht einfach hinweggehen könne.

Neben dem sprichwörtlichen Fleiß der Biene habe der Mensch auch immer deren Fähigkeit bewundert, aus dem Nektar verschiedener Blumen und Pflanzen den süßen Honig zu produzieren. „Ebenso versteht es der österliche Mensch, aus allem im Leben Gewinn zu ziehen und es genießbar zu machen.“ Diese Wandlungsgabe habe zur Voraussetzung, zunächst das Widerständige im Leben überhaupt erst einmal zuzulassen und anzunehmen – „einfach als das, was es ist: ein Teil meines Lebens, der ganz zu mir gehört und den mir niemand abnimmt, aber für den ich allein gefordert bin, einen konstruktiven Umgang zu entwickeln“. Hilfreich seien die Fragen: Was kann daraus werden? Was könnte ich daraus lernen? Und wie könnte ich gestärkt aus einer bitteren Lebenserfahrung hervorgehen? „Phantasie, Gelassenheit und vor allem Gebet sind gefragt. Denn im Letzten ist es immer ein Gnadengeschenk, wenn Leben neu gewandelt wird und der Tod seine Macht verliert“, hob Bischof Jung hervor. „Gott ist ein Gott des Lebens. Und seit der Auferstehung ist in allem das neue Leben verborgen.“

Bei den Bienen sei ein Nebenprodukt ihres Wirkens die Bestäubung von Pflanzen, wodurch neues Wachstum entstehe. Der österliche Mensch trage ebenfalls „unaufgeregt und absichtslos“ dazu bei, dass Neues wachsen und gedeihen könne. Er vermittle anderen Hoffnung, die Mut schenke, das Leben anzupacken. Er schaue die Dinge ohne hinderliche Emotion an. Dabei blicke er konsequent auf die Ressourcen und auf das, was möglich sei. Wichtig sei auch das Glaubenszeugnis, „indem wir erzählen, was uns Kraft gibt und wie der auferstandene Herr uns Kraft und Hilfe in schweren Stunden war“.

Bischof Jung rief die Christen auf, wie die Biene wehrhaft zu sein und sich für das Reich Gottes einzusetzen. „Aber sie müssen auch wissen, dass jeder, der es ernst meint mit dem Reich Gottes, sich selbst in Gefahr begibt, das eigene Leben dabei aufs Spiel zu setzen wie es Jesus getan hat.“ Voller Einsatz und volle Hingabe seien nur möglich, weil Christus es vorgelebt und gerade im Tod dem neuen Leben die Bahn gebrochen habe.

Wie die Bienen sind die Christen nach den Worten des Bischofs gesandt, sich nicht in ihrem Bienenkorb, der Kirche, einzuigeln, sondern täglich neu und unverdrossen hinauszufliegen in die Welt. „Das Bittere sollen sie konsequent einsammeln und mit Hilfe der Eucharistie in neues Leben und neue Hoffnung wandeln. Als Bienenkorb wird die Kirche dann zum Sakrament des Heils in der Welt.“

Die Feier der Osternacht begann am Feuer im Domkreuzgang. Nach der Segnung des Osterfeuers entzündete Bischof Jung die große Osterkerze an den Flammen mit den Worten: „Christus ist glorreich auferstanden vom Tod. Sein Licht vertreibe das Dunkel der Herzen.“ Danach wurde das Osterlicht in Begleitung von Mitgliedern des Domkapitels in den dunklen Kiliansdom getragen und an die Gläubigen weitergereicht. Während der Lichtfeier sang Diakon Dr. Martin Faatz das österliche Exsultet, den Lobgesang auf die Osterkerze. Lektoren trugen Lesungen aus dem Alten Testament vor. Beim Gloria läuteten die Glocken des Domes nach den stillen Tagen seit Gründonnerstag wieder. Lesung und Evangelium des Neuen Testaments berichteten von der Auferstehung Jesu. Der Lichtfeier schlossen sich die Tauferneuerung und die Eucharistiefeier an. Den musikalischen Rahmen gestaltete neben Domorganist Professor Stefan Schmidt der Konzertchor der Mädchenkantorei unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth mit „Antwortpsalmen zur Osternacht“ von Otmar Faulstich und Alexander Rüth, „Surrexit pastor bonus” von Felix Mendelssohn Bartholdy und „O filii et filiae“ aus dem Oratorium Christus von Franz Liszt.

Maria zeichne sich durch eine innere Zuneigung zum Herrn aus, erklärte Bischof Jung beim Pontifikalamt am Ostersonntag. Diese Zuneigung führe sie am Ostermorgen an Jesu Grab. Der Bischof würdigte das Engagement und Herzblut, mit dem sich die Menschen im Bistum in ihren Kirchengemeinden engagieren. Maria halte am Grab aus und weine. „Den Verlust gilt es wahrzunehmen und zu durchleiden, damit er wirklich ankommt.“ Das gilt nach den Worten von Bischof Jung auch für pastorale Prozesse. „Dass Veränderungen anstehen, muss wahrgenommen werden, und die Trauer darüber, dass etwas nicht mehr geht, muss Raum und Ausdruck bekommen.“

Maria zeige ein typisches Verhaltensmuster in der Krise, wenn sie klage, „sie“ hätten ihren Herrn weggenommen und sie wisse nicht, wohin sie ihn gebracht hätten. „Man kann mit der Schuldfrage endlose Diskussionen führen. Aber sie bleiben rückwärtsgewandt und führen nicht weiter, sondern führen höchstens zu weiteren Verwerfungen anstatt zu konstruktiven Lösungen.“ Am Grab treffe Maria die beiden Engel, die ihr verkünden, dass Jesus über den Tod triumphiert hat. „Dort, wo Dinge zu Ende gehen, eröffnen sich zugleich neue Möglichkeiten“, betonte der Bischof mit Blick auf die aktuellen Prozesse im Bistum. Wichtig sei, „Altes nicht brutal zu entsorgen, sondern es mit neuem Inhalt zu füllen. Ansonsten bleibt das Grab ein Unruheherd, der alle weitere Entwicklung verhindert.“

Maria verwechsle den Auferstandenen zunächst mit dem Friedhofsgärtner, weil sie noch immer die „Verlustbrille“ aufhabe. Jesus aber „steht für die innige Verbindung von Gott und Mensch am Beginn der Schöpfung und wird zum Garanten des neuen Lebens“. Papst Franziskus fordere die Seelsorgerinnen und Seelsorger in Evangelii Gaudium dazu auf, kein Gesicht zu machen wie bei einer Beerdigung. Man könne diese sonst leicht mit Friedhofsgärtnern verwechseln, die nur Gräber verschönerten. „Nicht zur Friedhofsgärtnerei, sondern zum Paradiesgarten gehörig soll man uns rechnen, zu Vorboten der neuen Schöpfung“, sagte Bischof Jung.

Für Maria ändere sich alles im Moment, da der auferstandene Herr sie beim Namen ruft. „Jetzt erst kehrt Maria um, im wahrsten Sinn des Wortes.“ Auch im Bistum Würzburg mache die Christusbeziehung den Unterschied, betonte der Bischof. „Wer sich am lebendigen Herrn ausrichtet, für den relativieren sich alle anderen Dinge. Die persönliche Ansprache ist im Übrigen auch die beste Methode, Menschen zu gewinnen. Denn der glaubwürdige Zeuge kann andere begeistern.“ In der Ostererzählung ist die Rede davon, dass Maria den auferstandenen Herrn festhalten möchte. „Aber er verweigert es. Genau das soll sie lernen: sich festhalten am Herrn, ohne ihn festzuhalten. Christus ist der Hoffnungsanker im Himmel. Wer in ihm im Himmel verankert ist, der wird auf der Erde frei.“

Mit Blick auf das Bistum Würzburg deutete der Bischof das Festhalten am auferstandenen Herrn so, dass nicht im Festhalten am Bestehenden, sondern in der Sendung nach draußen die Kirche wachse. „Mission ist angesagt – als Wagnis und ohne irdische Absicherung. Nicht die Sorge um die Toten soll unsere Kraft in Anspruch nehmen, sondern unsere Sorge um die Lebenden.“

Mit der „Missa solemnis in C, KV 317 (Krönungsmesse)“ von Wolfgang Amadeus Mozart und Georg Friedrich Händels „Hallelujah“ aus dem Messiah begleiteten unter der Leitung von Domkapellmeister Christian Schmid der Domchor, Solisten sowie das Philharmonische Orchester Würzburg das Pontifikalamt am Ostersonntag.

                                                                                                                                                                                                                                                                            mh (POW)

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