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Nicht einfach dem Leiden ausgeliefert

Fastenpredigt mit Professor Dr. Gisbert Greshake im Würzburger Kiliansdom – Freiburger Dogmatiker erörtert Frage: „Schutzlos vor dem Leid?“ – Gott taucht ein in die menschliche Leidensgeschichte und lässt sich vom Leid betreffen

Würzburg (POW) Christen sind nicht einfach dem Leiden ausgeliefert. Das hat der Dogmatikprofessor Dr. Gisbert Greshake aus Freiburg im Breisgau in der Fastenpredigt am Mittwochabend, 29. März, im Kiliansdom betont. Zwar sei kein Leben auf Dauer leidfrei, doch engagiere sich Gott im Leiden des Menschen. Greshake ging in seiner Predigt der Frage „Schutzlos vor dem Leid?“ nach und zeigte auf, dass Gott zum Widerstand gegen das Leiden befähige, dass das Leiden erst zum vollen und guten Menschsein verhelfe und dass Gott das Leiden des Menschen mittrage.

Leiden sei ein ungeheuer weites Feld voller Fragen, Probleme und Ängste, betonte der Dogmatiker. „Jeder Mensch – ohne Ausnahme – kennt das Leiden und hat seine eigenen Erfahrungen mit dem Leid!“ Ob körperliche oder seelische Leiden, ob Leiden an der Liebe oder an Gott – Leiden präge das Leben der Menschen. Angesichts dieser Tatsache könne man geneigt sein, auf die Frage „Schutzlos vor dem Leid?“ uneingeschränkt Ja zu sagen. Aber an dieser Stelle protestiere der christliche Glaube: „Nein, wir sind nicht einfach ausgeliefert! Mitten im Dunkel des Leidens ist Gott bei uns.“

Greshake verdeutlichte, dass Gott derjenige sei, der zum Kampf und Widerstand gegen das Leiden herausfordere und befähige. Gott wolle das Leiden nicht, selbst wenn er es zulasse und zulassen müsse. Der Mensch könne etwas gegen das immense Leid in der Welt unternehmen, wenn er nur die Augen aufmache, die Not des anderen sehe und sich einsetze, damit Gottes Schöpfung wieder zur guten Schöpfung werde. Das Leiden, das sich ändern lasse, gelte es zu ändern. Darüber hinaus gebe es Leiden, das der Mensch nicht aufheben könne und auch nicht verhindern dürfe, weil es ihn erst zum vollen und guten Menschsein verhelfe. So gehöre beispielsweise das Leiden am Anderssein des Ehepartners zum Wachsen wahrer Liebe. Und wenn Eltern an den enttäuschenden Wegen ihre Kinder litten und dieses Leid ertrügen, könne dies zeigen, ob Eltern ihre Kinder wirklich freigeben könnten. „Wo man einfach jedem Leiden aus dem Weg geht, da fehlt der Ernst, die Tiefe, die Würde, die zur reifen Person gehört“, unterstrich der Prediger.

Eine nochmals radikalisierte Form nehme der Glaube angesichts ausweglosen und sinnlosen Leids an. Gott sorge sich nicht nur besonders um Menschen in Not, sondern gehe selbst in das Leiden des Menschen ein. „Gott nimmt das Leiden selbst auf sich und trägt es mit. Er wird zum mitleidenden Gott, was besonders an Jesus Christus deutlich wird“, sagte Greshake. Offenkundig werde so, dass der Gott der Christen nicht ein Moloch-Gott sei, der selbst unbetroffen vom Leid in Höhen über dem Elend der Welt throne, sondern sich selbst am eigenen Leib und an der eigenen Seele vom Leid betreffen lasse. „Er taucht in die menschliche Leidensgeschichte ein. Er leidet mit den Menschen, um das Leiden unter das Licht einer grenzenlosen Hoffnung zu stellen: der Auferstehung zum ewigen Leben.“

(31 Zeilen/1406/0503; E-Mail voraus)