Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Im Gespräch

„Nicht unbedingt unterm Weihnachtsbaum Streit vom Zaun brechen“

Klaus Schmalzl, Fachreferent für Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Würzburg, gibt Tipps für die Festtage

Würzburg (POW) Die Advents- und Weihnachtszeit sollte eigentlich die friedliche und besinnliche Zeit im Jahreskreis sein. Doch das trifft nicht immer zu. Unter dem Weihnachtsbaum wird gestritten und manchmal führt das sogar zu Trennungen. Doch warum passiert das ausgerechnet dann, wenn man eigentlich das Fest der Liebe feiert? Pastoralreferent Klaus Schmalzl, Fachreferent für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Würzburg, kennt sich mit dem Thema aus und beantwortet Fragen rund um das Thema friedliche Weihnachten.

POW: In der Advents- beziehungsweise Weihnachtszeit kommt es zu häufig zu Streit und manche Paare trennen sich sogar. Warum ist diese Zeit so schwierig für Paare und Familien?

Klaus Schmalzl: Weil die Advents- und auch die Weihnachtszeit eine sehr sensible Zeit ist, in der auch die Nerven bei Familien blank liegen können. Im Zusammenhang mit dem Fest der Liebe besteht ein großer Wunsch nach Harmonie, Frieden und Geborgenheit. Umso schmerzhafter ist es dann, wenn man Zwietracht und Streit erfährt, obwohl die Sehnsucht nach Frieden so stark ist.

POW: Wie kann man denn Streitereien in der Weihnachtszeit vorbeugen?

Schmalzl: Auf die Adventszeit bezogen, kann jeder klein anfangen: dem Konsumwahn oder dem von der Wirtschaft gemachten Stress entgehen. Klar, auch ich will schenken, aber Konsumstress führt zu Gehetztheit und fehlender innerer Ruhe – und das führt dann zum Streit. Die Adventszeit ist auch für Ruhe und Stille da, das ist heute sehr schwer. Das Stichwort heißt Kaufrausch – dem muss man sich entziehen. An den Weihnachtstagen selbst sollte man strittige Themen nicht gerade unter dem Christbaum ansprechen. Für ein „Was ich schon immer loswerden wollte“ ist es die denkbar schlechteste Zeit. Dafür gibt es bestimmt davor oder danach eine gute Zeit.

POW: Wie kann man dem Kaufrausch entgehen?

Schmalzl: In dieser Zeit gibt es schon sehr viele gute Angebote im innerkirchlichen Bereich, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, zum Beispiel bei der Rorate oder einer Abendmeditation. Aber auch im Bereich Kultur zum Beispiel durch Theater oder Kino. Ich glaube auch, es gehört schon ein Bewusstsein dazu, dass wir materiell gesehen in einem der reichsten Länder der Welt leben. Wir sollten dankbar sein, dass bei uns Frieden herrscht, Essen und Trinken da sind und auf die Natur geachtet wird. Und ich denke Dankbarkeit führt zu Ruhe. Um das Geschenke kaufen kommt man nicht herum, aber vielleicht nicht so als Getriebene.

POW: Was sind denn die häufigsten Probleme in der Familie an Weihnachten?

Schmalzl: Häufige Themen sind ungerechte Behandlung unter Geschwisterkindern, oder dass die Eltern nicht damit einverstanden sind, was die Kinder machen. Aber man sollte die Weihnachtstage nicht dafür verwenden, um das aufs Brot zu schmieren. Dazu gibt es bessere Gelegenheiten.

POW: Was ist denn ein Patentrezept für besinnliche und friedliche Weihnachten?

Schmalzl: Mit Patentrezepten ist das so eine Sache. Ratschläge können auch Schläge sein. Deswegen habe ich auch eher einen Tipp als ein Patentrezept. Mein Tipp lautet: „Balance zwischen Nähe und Distanz.“ Zum einen wünscht man sich Zeit mit der Familie, zum anderen braucht man Zeit für sich selbst, dass ich alleine sein kann. Ich darf mich zurückziehen und ich darf auch eine Pause machen. Gut ist es, wenn ich auch mal an die frische Luft gehe, spazieren gehe und den Kopf freibekomme.

POW: Was ist mit Menschen, die Weihnachten ohne ihre Lieben oder alleine feiern müssen, wie können sie ein schönes Fest feiern?

Schmalzl: Es kann schmerzhaft sein, Weihnachten alleine zu sein oder nicht das Fest der Liebe im Kreis der Lieben verbringen zu können. Da kommen dann gute Freunde ins Spiel, die können helfen. Viele Menschen regeln das auch gut für sich. Doch dieses Sehnsuchtsgefühl trifft auf beide zu: diejenigen, die alleine sind, zum Beispiel weil der Partner oder die Partnerin verstorben ist, und diejenigen, die an Weihnachten nicht zuhause sein können.

POW: Gibt es einen Tipp für die Leute, die an Weihnachten arbeiten müssen, wie auch sie ihren Feiertagen Besinnlichkeit geben können?

Schmalzl: Eine große Zahl von Leuten muss an Weihnachten arbeiten, zum Beispiel in der Pflege oder im Sicherheitsbereich. Wichtig ist die Anerkennung von Freunden und Familie. Also auch die Wertschätzung und der Respekt vor deren Leistung. Aber es gibt auch Menschen, die das gerne machen, die sagen: „Ich bin gerne für andere da.“ Es sind vor allem die, die einen helfenden Beruf gewählt haben wie Arzt oder Polizist, aber auch Gefängniswärter. Jeder braucht Anerkennung und in dieser speziellen Situation erst recht. Für viele ist es nicht so schlimm, solange sie nicht über die gesamten Feiertage arbeiten müssen, also zum Beispiel am Heiligabend arbeiten und dafür am ersten Feiertag freihaben.

Das Interview führte Anna-Lena Ils (POW)

(5119/1357; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Foto abrufbar im Internet