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Nie die Menschlichkeit verlieren

Weihbischof Ulrich Boom feiert zum Weltfriedenstag Gottesdienst mit mehr als 300 Soldatinnen und Soldaten, deren Angehörigen sowie Zivilbeschäftigten der Bundeswehr

Würzburg (POW) Mit mehr als 300 Soldatinnen und Soldaten, deren Angehörigen sowie Zivilbeschäftigten der Bundeswehr hat Weihbischof Ulrich Boom anlässlich des Weltfriedenstags am Donnerstag, 25. Januar, einen Gottesdienst im Würzburger Kiliansdom gefeiert. Sie kamen aus den Standorten Altheim, Hammelburg, Hardheim, Lauda, Neckarzimmern, Niederstetten, Veitshöchheim, Volkach, Walldürn und Wildflecken. „Sie dienen Deutschland darin, dass Sie für Menschenrechte, Freiheit und Frieden eintreten. Nicht nur für unsere Nation, sondern in vielerlei Weise weltweit“, sagte Weihbischof Boom in seiner Begrüßung.

„Du darfst nicht deine Menschlichkeit verlieren.“ Diesen Satz von Amos Davidowitz, Oberstleutnant in der israelischen Armee, stellte Weihbischof Boom in den Mittelpunkt seiner Predigt. Die Menschen in der Bundeswehr seien immer ganz nah mit Krieg konfrontiert, sei es bei Manövern oder bei Einsätzen in den Krisengebieten der Erde. Auch die Zivilgesellschaft habe in den vergangenen Wochen und Monaten gespürt, wie schnell Gewalt, Terror und Zerstörung näherkommen könnten – in Osteuropa und im Nahen Osten, in Israel und Gaza, sagte der Weihbischof. „Die zivile Bevölkerung wird Opfer der gewaltsamen Auseinandersetzungen und sogar noch benutzt, um hinterhältig Krieg zu führen.“ Davidowitz habe im Wochenmagazin „Die Zeit“ zusammen mit einem anderen Soldaten seinen Alltag geschildert. „Manchmal ist der Krieg leider das einzige Mittel, um Frieden zu erreichen. Aber die Shoah lehrt uns auch: Du darfst im Kampf nicht deine Menschlichkeit verlieren“, zitierte der Weihbischof. Man könne vor Konflikten weglaufen, aber sie holten einen immer wieder ein, mahnte er. „Das gilt überall und immer, in der Welt und in den Räumen des Glaubens, in der Öffentlichkeit und im Privaten.“

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Die Kirche gedenke am heutigen Tag der Bekehrung des heiligen Apostels Paulus. In der Darstellung des Malers Caravaggio sei Paulus auf dem Weg von Jerusalem nach Damaskus, um seine Glaubensgeschwister zu verfolgen. Da treffe ihn ein Licht und er stürze vom Pferd. „Im Nachfragen, wer ihn da verunsichert, hört er die Antwort, dass es der ist, den er verfolgt. Er stürzt im wahrsten Sinn vom hohen Ross seiner Erkenntnisse“, erläuterte Weihbischof Boom. Gott sei am ehesten da zu finden, wo bedingungslos geliebt und vertraut werde. Er sei Mensch geworden bis in das tiefste Dunkel des Lebens. „Nicht unser Können und Vermögen, von den Finanzen bis hin zur Künstlichen Intelligenz, nicht unser Wissen und unsere Erkenntnisse retten die Welt. Gerettet wird die Welt allein dadurch, dass wir uns als Menschen einander annehmen, uns selbst und den Nächsten.“ Nicht die Mächtigen und Herrscher brächten den Frieden, sondern die Suchenden und Vertrauenden. Im Evangelium beauftrage Jesus die Menschen: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium, dass diese Welt, wie sie nun einmal ist, in ihrer Schuld und ihrem Schuldigwerden, geliebt und angenommen ist.“

Man komme im Leben nicht ungeschoren davon, sagte der Weihbischof. „Die weiße Weste hat nur der, der sich aus allem heraushält. Wer in der Welt Hilfe leistet, wird sich auch die Finger schmutzig machen.“ Deshalb gelte umso mehr der Satz: „Nie Deine Menschlichkeit verlieren. Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass uns dies immer wieder gelingt auf allen Wegen im neuen Jahr 2024.“

In seinem Grußwort zitierte Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim, einen Satz aus dem Matthäusevangelium: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Dieser Satz lasse einen den eigenen Beruf als Soldatin oder Soldat hinterfragen. „Tue ich das Richtige? Bewege ich mich fest auf dem christlichen Glauben? Gehöre ich zu denen, die Frieden stiften?“ An den Kriegen in der Ukraine und in Palästina könne man sehen, was es bedeute, als Soldatin, als Soldat zu agieren. Auf der einen Seite habe der Beruf etwas Bewahrendes und Schützendes. Es müsse auch jemand geben, der schützt, wenn sich jemand nicht an das neunte oder zehnte Gebot halte. Auf der anderen Seite das Zerstörerische, Gewalttätige, Brutale eines Krieges. „Wenn Sie mich gefragt hätten, ob ich mir vorstellen kann, dass im 21. Jahrhundert noch so Krieg geführt wird, wie ich es jetzt in der Ukraine sehe, hätte selbst der General gesagt: Nein, das glaube ich nicht. Aber doch wird es mir nahezu täglich vor Augen geführt“, sagte von Butler.

Bei der Frage, wo die Grenzen des richtigen Handelns lägen, ob man das Richtige tue, sei der christliche Glaube unverzichtbar, betonte der Generalmajor. Es sei eine Frage des eigenen Gewissens, aber auch der Verantwortung vor anderen Menschen und vor Gott. „Und ich glaube, ich tue das Richtige, denn ich trete dafür ein, den Schwächeren zu schützen. Ich trete aktiv dafür ein, unseren Frieden zu schützen. Und manchmal mag sogar Gewalt notwendig sein, um den eigenen Frieden zu schützen.“ Am Ende müsse jeder mit sich selbst und Gott im Reinen sein, schloss von Butler. „Aber ich glaube, dass es ohne diesen Schutz von Soldatinnen und Soldaten nicht geht.“

Am Schluss des Gottesdienstes dankte Leitender Militärdekan Artur Wagner vom Katholischen Militärdekanat München allen, die „dazu beigetragen haben, dass wir miteinander für den Frieden beten und miteinander feiern konnten“. Er wünsche sich noch viel mehr Menschen, die um den so akut bedrohten Frieden beten. „Das Gespräch miteinander ist der erste Schritt zur Versöhnung. Wo das Gespräch verstummt, da sprechen allzu oft die Waffen“, lud er zur anschließenden Begegnung im Burkardushaus ein.

Ein Ensemble des Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptfeldwebel Bernhard Müßig, Hauptmann Georg Hagel an der Domorgel und Kantor Andreas Niedermeier begleiteten den Gottesdienst musikalisch.

sti (POW)

(0524/0120; E-Mail voraus)

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