Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„Nie laut, aber stets präsent“

Ruth Belzner prägte fast drei Jahrzehnte die Arbeit der Würzburger Telefonseelsorge – Festliche Verabschiedung in den Ruhestand – Ehrung mit silbernem Kronenkreuz der Diakonie

Würzburg (POW) Seelsorgerin, Führungskraft, starke Frau: Mit diesen und weiteren Attributen haben Rednerinnen und Redner Ruth Belzner, seit 1996 Leiterin der Telefonseelsorge in Würzburg, bei ihrer Verabschiedung in den Ruhestand gewürdigt. An der Veranstaltung im Würzburger Albert-Schweitzer-Haus am Freitag, 26. September, nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus evangelischer und katholischer Kirche, von Diakonie und Caritas, aus Politik und Gesellschaft sowie Freunde und Wegbegleiterinnen Belzners teil.

Der evangelische Dekan Dr. Wenrich Slenczka, der zusammen mit Domvikar Dr. Matthias Leineweber, stellvertretender Dekan des Dekanats Würzburg, den spirituellen Auftakt gestaltete, schlug eine Brücke vom Hilferuf des Beters in Psalm 3 zu den Menschen, die bei der Telefonseelsorge jemanden finden, der ihnen in ihrer Not zuhört. „In der Telefonseelsorge sind die beiden Kirchen eng miteinander verbunden. Und das Angebot hilft Menschen unabhängig von Konfession und Glaube.“

Nach einer Diashow mit Stationen aus Belzners fast 30-jährigem Wirken in der Telefonseelsorge, zusammengestellt von ihrem Nachfolger Joachim Schröter, würdigte Andreas Schrappe, Leiter des Evangelischen Beratungszentrums und des Sozialdiensts, das Wirken der langjährigen Verantwortlichen der Telefonseelsorge Würzburg. Belzner haben wesentlichen Anteil daran, dass die Telefonseelsorge einen guten Ruf habe. „Wie bei der Bahnhofsmission hat hier ein kirchlicher Begriff in der allgemeinen Gesellschaft Eingang gefunden.“ Ihr Studium der Psychologie, das sie zusätzlich mit dem Studium des Sozialmanagements ergänzte, stehe für die hohe Professionalität, mit der Belzner ihrer Arbeit nachgegangen sei. Als starke und zähe Frau habe sie sich über die Jahre für die Sichtbarkeit und den Platz von Frauen engagiert. „Mir als Geschäftsführer warst Du ein Gegenüber. Das war gut.“ Leitung sei Belzners Element gewesen, attestierte ihr Schrappe und überreichte ihr eine Urkunde von Diakonie-Präsidentin Dr. Sabine Weingärtner.

Weitere Bilder

„Wenn ich so lese, was Sie in den vergangenen Jahrzehnten geleistet und vorangebracht haben, ist es wohl ein Fehler, Sie in Rente gehen zu lassen“, sagte Eva von Vietinghoff-Scheel, Sozialreferentin der Stadt Würzburg, mit einem Augenzwinkern in Richtung Belzner. Maßgeblich habe sie die Telefonseelsorge vorangebracht – in Würzburg, auf Bayern- und Bundesebene. „Ihre bundesweite Präsenz verschaffte in der Coronazeit den direkten Kontakt mit Bundespräsident Steinmeier, der sich beeindruckt zeigte von der Rolle, welche die Telefonseelsorge in den Monaten des Lockdowns, der Vereinsamung breiter Kreise der Gesellschaft und den zunehmenden psychischen Krisen in der Bevölkerung einnehmen konnte.“ Von Vietinghoff-Scheel verwies beispielhaft auf die Ausnahmegenehmigung, die Belzner erwirkte, damit die Ehrenamtlichen trotz Ausgangssperre ihren Dienst aufsuchen konnten. Sie dankte auch dem „Rückgrat“ der Telefonseelsorge, den rund 100 Ehrenamtlichen, die nach einer intensiven einjährigen Ausbildung in Schichten 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche die Präsenz der Telefonseelsorge sicherstellten. „Das ist wirklich großartig!“

Dass Ruhestand für Belzner wohl eher ein Verwaltungsbegriff als eine Zustandsbeschreibung sein werde, erklärte Elisabeth Peterhoff von der Telefonseelsorge Ostoberfranken in Bayreuth und Sprecherin der Regionalkonferenz Bayern. Belzners überbordende Energie, ihr enzyklopädisches Wissen im Bereich Telefonseelsorge und ihre breit gefächerte Erfahrung müssten auch weiterhin geteilt werden, zeigte sie sich gewiss. Wohl nicht zuletzt ihrer vorherigen Tätigkeit in Papua-Neuguinea sei Belzners Mut und Tatkraft zu verdanken. „Mit großer Klarheit hast Du stets gesehen und benannt, was gerade gebraucht wird, qualitativ wie quantitativ.“ Ihr sei es zu verdanken, dass heute auch Chat- und Mailseelsorge fest in das Angebot integriert seien. „Die Liste Deiner Verdienste aufzuzählen, ist praktisch unmöglich“, betonte Peterhoff. Dazu zähle unter anderem, dass Belzner nie irgendwelches „Herrschaftswissen“ zurückbehalten habe. „Deine Devise lautet: Wissen ist nur dann gut, wenn es geteilt wird.“

Mit dem silbernen Kronenkreuz der Diakonie ehrte Inge Christensen, Geschäftsführerin des evangelischen Fachverbands für Beratung bei der Diakonie Bayern, Belzner. „Diese Auszeichnung steht für langjähriges, treues, kompetentes und verantwortungsvolles Engagement im Dienst am Menschen. Keine Beschreibung könnte auf Sie besser zutreffen.“ So habe sich Belzner unter anderem von 2004 bis 2011 als Sprecherin aller bayerischen Telefonseelsorgestellen mit Leidenschaft für das niederschwellige Beratungsangebot eingesetzt. Auf Bundesebene habe sie als Vorsitzende der Evangelischen Konferenz der Telefonseelsorge von 2011 bis 2019 „mit klarem Kompass und menschlicher Wärme“ die Geschicke mitbestimmt. Auch nach dieser ehrenamtlichen Tätigkeit habe sie sich in der Fachgruppe Telefon und der Arbeitsgruppe Statistik des Bundesverbands eingebracht. Sie scheue sich nicht, Dinge zu analysieren, zu strukturieren und dann sichtbar zu machen. „Statistik war für Sie Ausdruck von Verantwortung, Qualität und Transparenz.“ Mehr als 300 Menschen in 26 Ausbildungskursen habe sie auf dem Weg in die Telefonseelsorge begleitet, gefördert und geprägt. „Nie laut, aber stets präsent, nie aufdringlich, aber immer verbindend“ habe Belzner Netzwerke geknüpft und Brücken gebaut – „zu Kirchengemeinden, sozialen Einrichtungen, Krisendiensten, Psychiatrien und vielen weiteren ‚Playern‘“. Christensen dankte Belzner für ihr Engagement, ihre Geduld und Klugheit, die Fürsorge gegenüber den Ehrenamtlichen – „und gegenüber den Menschen, die Tag für Tag anonym und oft in größter Not bei der Telefonseelsorge anrufen“.

Belzner selbst kommentierte die Reden lakonisch: „Ich wusste, dass ich keine schlechte Arbeit geleistet habe. Aber es ist schön, so alles nochmals zu hören.“ Die Ausbildung der Ehrenamtlichen habe sie auch bei der 26. Auflage immer wieder als spannend und bereichernd erlebt.

mh (POW)

(4025/1001; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet