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Niederschwellige medizinische Hilfe

Würzburger Straßenambulanz bietet seit 20 Jahren kostenlose ärztliche Sprechstunden an

Würzburg (POW) Medizinische Hilfe für Menschen, die nicht krankenversichert sind: Das bietet die ärztliche Sprechstunde der Würzburger Straßenambulanz seit 2004. Die Initiative geht auf Bruder Tobias Matheis zurück. Der Franziskaner-Minorit und gelernte Krankenpfleger begann ein Jahr zuvor, auf Würzburgs Straßen Hilfe anzubieten. „Als Franziskaner stehe ich in der Tradition des heiligen Franziskus. Wir können heute nicht mehr genau so leben wie Franziskus vor 800 Jahren, aber das, was er mit seinem Tun erreichen wollte, nämlich das Evangelium leben und denen helfen, die bedürftig sind, das ist heute auch noch zu machen“, sagt Matheis. Als er von einem Projekt in Nürnberg hörte, das Obdachlose medizinisch versorgt, kam er auf die Idee, in Würzburg etwas Ähnliches zu versuchen.

Vor genau 20 Jahren kamen dann erstmals auch zwei Ärzte hinzu: Dr. Peter Schwab und Dr. Wilhelm Liebscher meldeten sich auf eine Anzeige, mit der Matheis im Ärzteblatt Mediziner suchte, die bereit waren, kostenlos in der Würzburger Wärmestube Sprechstunden anzubieten. „Anfangs hatten wir sehr viele schwere Fälle: von offenen Beinen über internistische Leiden bis hin zu massiven Hauterkrankungen.“ Viele der Patienten hätten klinischer Behandlung bedürft. „Sie lehnten aber die ‚Kasernierung‘ im Krankenhaus ab: Rauchverbot, kein Alkohol erlaubt, oder ganz persönliche Gründe.“ In Konsequenz war dadurch einigen leider nicht mehr zu helfen. Wie dem Patienten, bei dem die Batterie des implantierten Defibrillators leer war und hätte ausgetauscht werden müssen. Nach gut 16 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit hörte Liebscher 2020 in der Straßenambulanz auf.

Aktuell sind es zwei Ärztinnen und fünf Ärzte aus dem Großraum Würzburg, die jeweils donnerstags um 14 Uhr eine kostenlose Sprechstunde anbieten. Mehrheitlich sind sie im Ruhestand, waren zuvor Allgemeinmediziner, Internisten oder Gynäkologen. Warum sie sich engagieren? „Es ist gut, etwas Niederschwelliges anzubieten. Viele der Patientinnen und Patienten haben neben körperlichen Leiden auch eine seelische Belastung. Hier haben sie Raum zum Aussprechen“, erklärt Dr. Hanne Steinbach, eine der zwei noch hauptberuflich praktizierenden Mediziner im Team. Viele der Patienten hätten eine spannende Lebensgeschichte zu berichten. „Mit ihnen zu sprechen, erweitert meinen Horizont.“ Medikamente, Verbandsmaterial und sonstiges Verbrauchsmaterial wird über Spenden finanziert, beispielsweise engagieren sich je eine Apotheke aus Karlstadt, Randersacker und Würzburg schon länger.

Seit 2023 ist die Sprechstunde der Straßenambulanz im „Underground“ untergebracht, einer Einrichtung der Jugendhilfe im Osttrakt des Würzburger Hauptbahnhofs. „Es ist ein gutes Angebot, wir sind froh, dass es bei uns untergebracht ist“, sagt Sozialarbeiterin Regine Dietl. Die Nachfrage beim „Underground“, dessen Zielgruppe junge Menschen bis 27 Jahre sind, steige. Das Franziskanerkloster habe den behindertengerechten Umbau der Dusche und die Einrichtung des Behandlungsraums finanziell unterstützt. „Eine echte Win-Win-Situation“, sagt Dietls Kollegin Maria Mittmann. Aushänge in anderen Hilfseinrichtungen in Würzburg verweisen auf das Sprechstundenangebot der Straßenambulanz im „Underground“.

Wer die Straßenambulanz in Würzburg unterstützen möchte: Bruder Tobias Matheis, E-Mail Bruder.Tobias@web.de.

mh (POW)

(2424/0612; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet