Würzburg (POW) Mit rund 1000 Wallfahrern aus den Dekanaten Kitzingen, Ochsenfurt, Karlstadt und Lohr hat Bischof Dr. Franz Jung am Mittwochvormittag, 11. Juli, einen Kiliani-Pontifikalgottesdienst gefeiert. Ein großer Teil der Gläubigen wallte vom Viehmarkt über die Alte Mainbrücke zum Kiliansdom und zog unter Glockenläuten ein. Bischof Jung betonte in seiner Predigt den sozial-karitativen Gedanken, den sich die Menschen im Bistum künftig noch mehr zu Herzen nehmen müssten.
Die Kiliani-Wallfahrt biete Anlass, sich auf die Suche nach Gott zu machen und sich im Glauben von den Frankenaposteln bestärken zu lassen. Mit Blick auf das diesjährige Leitwort der Kiliani-Wallfahrtswoche „Gott, mein Gott bist du, dich suche ich“ begrüßte Bischof Jung die Wallfahrer im Kiliansdom. In seiner Predigt erzählte er von einem Besuch bei den „Sisters of Mercy“ in Indien. Tief beeindruckt sei er von dem Satz „I thirst“ („Mich dürstet“) gewesen, der in großen Buchstaben an die Wand neben ein Kreuz geschrieben stand. Jesus sprach diese Worte am Kreuz. Bischof Jung sagte, dass die Worte nicht nur für den irdischen Durst, sondern für den Durst nach Leben und Erfüllung stünden: „Der Durst Jesu erinnert an die berühmte Szene im vierten Kapitel des Johannesevangeliums: Jesus trifft am Jakobsbrunnen die Samariterin.“ Diese habe einen nicht enden wollenden Durst. Jesus habe sie in ein Gespräch verwickelt und auf den eigentlichen Durst in ihrem Leben hingewiesen. „Er hat ihr geholfen zu erkennen, dass alles, was sie bisher unternommen hat, um diesen Durst zu stillen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Und durch die Begegnung mit Jesus hat ihr Leben eine neue Fülle, einen neuen Sinn bekommen.“
So wie die Samariterin danach von Gott erzählt habe, müssten auch die Gemeinden in Zukunft selbst tätig werden und missionarisch arbeiten. „Statt nur die pastorale Vollversorgung anzustreben, wie es in volkskirchlichen Zeiten üblich war, geht es wahrscheinlich in Zukunft viel mehr darum, Menschen zu befähigen, von ihrem Glauben, von dem, was sie durch diesen Christus erlebt und erfahren haben, kundzutun“, sagte Bischof Jung. Die Fähigkeit dazu habe Gott den Menschen selbst gegeben, indem er in sie diese Sehnsucht nach dem lebendigen Gott gelegt hat. „Sie muss freigelegt werden und hat die Kraft, ein Leben von innen zu verwandeln.“
„I thirst“ sei der Ruf des sterbenden Jesus, ein Ruf, den Mutter Teresa auch tagtäglich auf den Straßen von Kalkutta als Hilferuf gehört habe. „Und sie hat gespürt: Ich bin diejenige, die jetzt versuchen muss, eine Antwort auf diesen Ruf zu geben mit meinem Leben und meinem ganzen Einsatz“, erklärte Bischof Jung und verwies damit auch auf die Zukunft im Bistum. „Wenn wir uns als Gemeinden neu aufstellen wollen, dann denke ich muss Sozial-Karitatives für die Armen noch enger als bisher mit unserem seelsorglichen Tun verbunden werden. Die Menschen müssen spüren, dass wir ihre Not sehen, diese ernst nehmen und als Christen versuchen, eine Antwort zu geben.“
Anschließend kamen die Wallfahrer mit Bischof Jung und Weihbischof Ulrich Boom zu lockeren Gesprächen bei Wein und Kilianstalern auf dem Kiliansplatz zusammen. „Für mich gehören die Kiliani-Gottesdienste seit meiner Kindheit einfach dazu“, erzählte Elvira Mennig (Karsbach). Auch Barbara Feser (Karsbach) freut sich jedes Jahr auf die Wallfahrt: „Ich habe noch erlebt, wie die Glocken eingebaut wurden. Das Glockenläuten beim Einzug in den Dom erinnert mich immer daran.“
Renate Gärtner (Gössenheim) war zum ersten Mal dabei. Sie habe immer erzählt bekommen, wie schön der Gottesdienst sei und sei neugierig geworden. „Die Erzählungen haben sich bewahrheitet“, sagte sie mit einem Lächeln. „Das war wirklich wunderschön, in den Dom einzuziehen mit den anderen Wallfahrern beim Glockenläuten.“
„Es ist schon immer viel los, aber es ist auch schön, weil man immer Bekannte trifft“, sagte Wolfgang Maier (Wernfeld). Er war zum ersten Mal beim Kiliani-Gottesdienst. Gemeinsam mit seiner Frau und der vom Ort organisierten Busgruppe zog auch er in den Dom ein. „Ich fand den Gottesdienst echt schön. So viele Leute in der Kirche, das ist schon anders als zuhause. Das gefällt mir.“
ch (POW)
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