Kloster Oberzell/Kirchschönbach (POW) Die Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu haben ihr über 4,5 Hektar großes Areal in Kirchschönbach im Landkreis Kitzingen verkauft, heißt es in einer Pressemitteilung der Oberzeller Franziskanerinnen vom Dienstag, 17. November. Neue Eigentümerin ist Doris Schlereth. Die gebürtige Kirchschönbacherin hat das denkmalgeschützte Schloss, das Marienhaus sowie den Park erworben.
Schwester Dr. Katharina Ganz, Generaloberin der Kongregation, zeigte sich erleichtert: „Unser größter Wunsch war es, Käufer zu finden, die ein Herz haben für das Areal, das uns vor fast 100 Jahren anvertraut worden ist." Nach dreieinhalb Jahren intensiver Suche sei diese Übergabe nun geglückt. „Wir sind überzeugt davon, dass diese Lösung zukunftsfähig ist und so die besondere Atmosphäre des Ortes erhalten bleibt.“ Besonders freut die Franziskanerin, dass Schlereth die christliche Glaubensüberzeugung der Schwestern teile und die soziale Nutzung ebenso in den Vordergrund stellen wolle wie die Verbindung zum Dorf Kirchschönbach. Das Areal soll für die Ortschaft weiterhin offen bleiben und für Veranstaltungen des Dorfes und der Kirchengemeinde zur Verfügung stehen. So dürfte die Nachricht über den Eigentümerwechsel auch für die Bevölkerung von Kirchschönbach ein Grund zum Aufatmen sein. Immer wieder hätten viele Kirchschönbacher der Generaloberin anvertraut, dass sie um eine gute Entscheidung beteten, sagte Ganz.
„Von Schloss Kirchschönbach mit dem Anwesen soll eine nachhaltige soziale, geistliche und wirtschaftliche Entwicklung für die Menschen in der Region ausgehen“, erläutert Schlereth ihr Vorhaben. Ziel sei es, das Gelände im Sinne der Schwestern weiterzuentwickeln. Die Unternehmerin kennt das soziale Wirken der Oberzeller Schwestern von Kindesbeinen an und ist davon nach eigenen Angaben wesentlich geprägt worden. Sie ist auch stellvertretende Vorstandsvorsitzende des „Faktor c“, einer Vereinigung von Christen in der Wirtschaft.
Ihr Anliegen sei es, einen sozialen Träger zu finden, der das Marienhaus mietet. Die bestehenden Beschäftigungsverhältnisse sollen übernommen werden und neue Arbeitsplätze entstehen. Als erfahrene Managerin und Arbeitgeberin sei sich Schlereth der hohen Verantwortung bewusst, die die Übernahme des Areals bedeute. Gleichzeitig wünschte sie sich, die Liegenschaft und Häuser organisch weiterzuentwickeln. Sie sei froh, dass die Schwestern diesen Prozess weiterhin begleiteten.
Bei einem Pressetermin dankte Generaloberin Ganz besonders dem früheren Generalbevollmächtigten der Fürsten Castell, Dr. Roland Horster (Randersacker): „Er hat uns in allen rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Angelegenheiten in den vergangenen drei Jahren sachkundig und mit großem persönlichem Einsatz ehrenamtlich beraten.“
Die letzten Schwestern hatten Kirchschönbach im März 2017 verlassen. Bei der Verabschiedung dankten die Kirchschönbacher den Ordensschwestern für fast 95 Jahre segensreichen Wirkens in der Pfarrei. Neben der Ausbildung und Erziehung von jungen Frauen waren die Franziskanerinnen im Kindergarten, in der Krankenpflege und in der Kirche tätig. Jahrzehntelang hatten Schwestern die Leitung des Kindergartens inne. Auch in der ambulanten Krankenpflege halfen die Schwestern Tag und Nacht, wo immer sie gebraucht wurden, und hielten Nachtwachen bei unzähligen Sterbenden. Daneben hatten sie immer ein offenes Ohr für die Freuden und Nöte der Menschen und wurden von Jung und Alt sehr geschätzt.
Stichwort: Schloss und Park von Kirchschönbach
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Eigentümer mehrmals. Im Jahr 1874 kaufte Graf Friedrich Karl von Schönborn das Schloss. Die Ehe zwischen ihm und Gräfin Julie von Schönborn blieb kinderlos. Kurz nach dem Tod ihres Gatten bestimmte die Gräfin Ende 1913 in ihrem Testament, dass Schloss und Park an die Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu übergehen sollten. Am 19. Oktober 1922 wurde die offizielle Schenkungsurkunde unterzeichnet und das Areal ging unter Auflagen in das Eigentum der Oberzeller Franziskanerinnen über. Die Schwestern bauten einen Kindergarten und waren in der Krankenpflege im Dorf Kirchschönbach tätig. Von 1926 bis 1992 betrieben sie ein Fürsorgeheim für Mädchen aus benachteiligenden Lebenssituationen. Nach der Auflösung des Mädchenheimes zogen die Schwestern selbst aus dem Schloss in das generalsanierte Marienhaus, um dort ihren Lebensabend zu verbringen.
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