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Óbidos: Paradies oder Hölle?

Schwester Fátima de Sousa Paiva berichtet von Partnerdiözese Óbidos – Natur und Indigene seien bedroht – Bildung als Voraussetzung, die Natur zu verstehen

Aschaffenburg (POW) Ist Amazonien ein Paradies oder eine Hölle? Schwester Fátima de Sousa Paiva aus der Würzburger Partnerdiözese Óbidos hat diese Frage bei ihrem Besuch zum fünfjährigen Partnerschaftsjubiläum gestellt. Im Aschaffenburger Martinushaus führte sie am Mittwoch, 6. Dezember, den Zuhörern die Situation der Natur und der Menschen in Brasilien vor Augen.

Die Juristin lebt und arbeitet als Franziskanerin von Maria Stern in Juruti Velho an einem Seitenarm des Amazonas. Mit eindrucksvollen Bildern gewährte da Sousa Paiva Einblicke in das Land. In Amazonien herrsche große Vielfalt: Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten seien hier zuhause. Die Landschaft ist vom Fluss und vom Regenwald geprägt. „Das Leben der Menschen dort ist sehr ruhig“, sagte da Sousa Paiva. Sie selbst ist aus dem Süden Brasiliens ins Bistum Óbidos gezogen und spricht heute begeistert davon, dass es in ihrer Wahlheimat beispielsweise etwa 20 verschiedene Sorten Mangos gebe.

Eine Besonderheit am Amazonas seien die Volksgruppen der indigenen Urbevölkerung und der Quilombolas. Letztere sind Nachkommen der aus Afrika verschleppten Sklaven, von denen etwa 18.000 im Würzburger Partnerbistum leben. Die Quilombolas sind als Volksgruppe vom Staat anerkannt und haben deshalb auch das Recht auf ihr Land. Das gelte nicht für alle der rund 4800 Indigenen im Bistum Óbidos. Sie leben dort in zwölf Stämmen, erklärte die Ordensschwester. Drei weitere Stämme, die den sogenannten isolierten Völkern angehören, leben zurückgezogen im Regenwald und meiden den Kontakt zu anderen Gruppen. Alle diese Ureinwohner leben in rechtlicher Unsicherheit, weil die Regierung ihre Landrechte bisher nicht anerkannt hat. Doch gerade sie, sagte da Sousa Paiva, seien die besten Beschützer des Regenwaldes: „Sie nehmen sich von der Natur nur das, was sie zum Leben brauchen.“

Was den Amazonas zur Hölle mache, seien die Menschen, die genau das Gegenteil davon tun: Die Natur und die Indigenen seien bedroht von den wirtschaftlichen Interessen der Konzerne und Großgrundbesitzer. „Großprojekte wie die Abholzung des Regenwaldes, der Abbau von Bodenschätzen, der Bau von Staudämmen oder auch der Straßenbau machen Amazonien zu schaffen“, sagte die Ordensschwester. Die Korruption im Land hätte einen großen Anteil daran, dass bestehende Gesetze zum Schutz der Natur immer wieder umgangen würden. Planierte Flächen würden expansiv mit Pflanzengift behandelt. Dazu käme, dass Gold- und Edelsteinschürfer das Wasser mit dem Quecksilber vergiften, das sie für ihre Arbeit brauchen. Ein ihr bekannter Arzt prognostiziere bereits den Anstieg von Kleinwüchsigkeit und geistiger Behinderung in der Bevölkerung. Eine weitere Folge dieser Entwicklungen sei die immer stärkere Urbanisierung im Amazonasgebiet. Der Ausbau der Infrastruktur könne dabei nicht Schritt halten. „So kommt es, dass in einem der wasserreichsten Gebiete der Welt in den Städten manchmal das Wasser knapp ist“, erzählte da Sousa Paiva.

Doch trotz der vielen problematischen Entwicklungen will die Ordensfrau die Hoffnung nicht aufgeben. „Wir stellen das Projekt ‚Gutes Leben für alle' gegen das Projekt der Wirtschaft“, sagte sie. Seit sie für ihren Orden im Bistum Óbidos arbeitet, sei die Bewahrung der Schöpfung immer ein wichtiges Thema gewesen. Willkommener Rückenwind sei mit der Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus gekommen und mit dessen Plan, im Jahr 2019 eine Amazonassynode einzuberufen. Bereits 2014 wurde das länderübergreifende Netzwerk „REPAM“ (Red Eclesial Panamazónica) von Bischöfen, Priestern und Ordensleuten gegründet, mit dem Ziel, gegen die fortschreitende Zerstörung der Natur im Amazonasgebiet vorzugehen. Nicht zuletzt hofft da Sousa Paiva auf die Unterstützung der Menschen in der Diözese Würzburg. Das ist zurzeit das einzige deutsche Bistum, das eine Partnerschaft mit einem Amazonasbistum hat. Schließlich sei der Amazonas die grüne Lunge der Welt, und deshalb seien auch die Menschen in Deutschland betroffen, wenn dort Raubbau an der Natur betrieben werde.

Ihre Begleiterin Josenilda da Silva Machado, die in Sao Pedro Gemeindeleiterin ist, erzählte am Ende der Veranstaltung, wie sie in ihrer Gemeinde in der Katechese versuchen, schon den Kindern ein Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung zu vermitteln. Bildung sei ein wichtiger Schlüssel, damit die Menschen die langfristigen Auswirkungen der Eingriffe durch die Wirtschaft in die Natur verstehen. Die Ehrenamtliche wandte sich mit einem Appell an die Zuhörer: „Wir stützen uns auf die Hoffnung, dass wir etwas bewirken können, wenn wir uns zusammenschließen und über die Partnerschaft das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung bilden.“

bv (POW)

(5017/1338; E-Mail voraus)

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