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„Ökumene führt zur Bereicherung“

Würzburger Pilger treffen Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, zum Gespräch – „Die Stimme der Frau ist eine wichtige“

Rom/Würzburg (POW) Über die aktuellen Herausforderungen in der Ökumene haben Priester aus der Diözese Würzburg mit Kurt Kardinal Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, diskutiert. Das rund einstündige Gespräch fand am Mittwoch, 1. Juni, im Rahmen der Priesterwallfahrt der Diözese Würzburg nach Rom statt. Diskutiert wurde unter anderem über die wachsende Zahl der Freikirchen und die Rolle der Frau in der Kirche. Kardinal Koch betonte, wie wichtig ein größerer Konsens bei ethischen Fragen sei. „Wenn wir nicht mit einer Stimme sprechen können, wird die Stimme immer schwächer.“

Spannungen auf ethischem Gebiet – beispielsweise in Fragen zu Ehe, Familie und Sexualität – nannte Kardinal Koch als eine neue Herausforderung. Das führte auch schon zur ersten Frage. Wie sich das Verhältnis zur Anglikanischen Kirche nach der Weihe von Bischöfinnen verändert habe, wollte ein Teilnehmer wissen. „Wir respektieren die Entscheidungen anderer Kirchen, während die Priesterweihe für Frauen bei uns nicht möglich ist“, sagte Kardinal Koch. Das erschwere den Dialog. Aber auch innerhalb der Anglikanischen Kirche hätten die neuesten Entwicklungen zu tiefen Spaltungen geführt.

Die wachsende Zahl der Freikirchen sprach Weihbischof Ulrich Boom an. „Ihre Zahl steigt auch bei uns, nicht nur in Afrika und Südamerika.“ Es sei schwierig, einen universalen Dialog zu führen, erklärte Kardinal Koch. Bei einem internationalen Kongress in Rom vor einigen Jahren sei sichtbar geworden, dass es große Unterschiede von Kontinent zu Kontinent gebe. Auch fehle ein Ansprechpartner, wie es beispielsweise der Papst für die katholische Kirche sei. „Ich bin der Überzeugung, dass wir einen Dialog auf kontinentaler Ebene führen müssen“, lautete das Fazit des Kardinals. Es sei ein großer Vorteil, dass Papst Franziskus die Realität in Argentinien kenne. „Er spricht immer wieder ganz persönliche Einladungen aus und überwindet damit viele Vorurteile.“ Auch innerhalb der katholischen Kirche gebe es viele neue religiöse Bewegungen. „Wir müssen offen sein für die Charismen, die aus diesen Bewegungen kommen, damit sie sich nicht absondern“, erklärte der Kardinal.

Einen Überblick über die Situation der Ökumene in Nordeuropa gab der Würzburger Diözesanpriester Monsignore Dr. Matthias Türk, Mitarbeiter im Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen in Rom und zuständig für den internationalen Dialog mit dem Lutherischen Weltbund, mit der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas und mit den Alt-Katholiken. „In den nordischen Ländern steht die evangelische Kirche uns näher, was das Kirchenverständnis betrifft“, sagte er. Derzeit werde ein gemeinsamer Text über das sakramentale Verständnis von Kirche und kirchlichem Amt erarbeitet.

Ein Thema war auch die Frage nach der Ordination von Frauen. Der Papst habe lediglich gesagt, dass das eine offene Frage sei, und eine Kommission ins Gespräch gebracht, korrigierte Kardinal Koch die Darstellung in den Medien. Der Kardinal fragte stattdessen: „Gibt es Aufgaben innerhalb der Kirche, die spezifisch von Frauen wahrgenommen werden können?“ Dazu gehöre es auch, geeignete Führungspositionen vermehrt mit Frauen zu besetzen. „Die Stimme der Frau ist eine wichtige Stimme und eine Bereicherung“, betonte er.

Eine zentrale Aufgabe für die katholische Kirche sei es, „dass wir unsere Kernbotschaft den Menschen immer wieder neu nahebringen müssen“, betonte Kardinal Koch weiter. „Wir müssen die Menschen in die Geheimnisse unseres Glaubens hineinführen.“ Religiöses Wissen sei nicht selbstverständlich. In einer Umfrage beispielsweise hätten viele Menschen Pfingsten als das Fest „der Heirat Jesu“ bezeichnet. Zugleich betonte er, wie wichtig der Papst für die katholische Kirche sei. „Das Papsttum gehört zum Wesen der katholischen Kirche. Ohne einen Papst wären wir in eine Summe von Nationalkirchen auseinandergefallen.“

„Einheit ist immer ein Geschenk des Heiligen Geistes“, betonte Kardinal Koch. Jede Kirche habe eine „besondere Gnadengabe“, die sie einbringen solle in das größere Ganze. „In der Summe führt Ökumene nicht zu Verarmung, sondern zur Bereicherung.“ Nach der rund einstündigen Diskussion resümierte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: „Die Ökumene ist in Rom sehr gut aufgehoben.“

Stichwort: Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen

Die Anfänge des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen sind eng mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verbunden. Papst Johannes XXIII. wollte die Beteiligung der katholischen Kirche an der ökumenischen Bewegung zu einem Hauptanliegen des Konzils machen. Daher schuf er am 5. Juni 1960 ein „Sekretariat zur Förderung der Einheit der Christen“ als eine der vorbereitenden Konzilskommissionen, das 1989 in „Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen“ umbenannt wurde. Die Pflege der Beziehungen zu den anderen Konfessionen wird von zwei Sektionen wahrgenommen. Die östliche Sektion befasst sich mit den Orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen (Kopten, Syrern, Armeniern, Äthiopiern und Malankaren) sowie der Assyrischen Kirche des Ostens. Die westliche Sektion ist für die Kontakte zu den verschiedenen Konfessionen des Westens verantwortlich. 1974 errichtete Papst Paul VI. eine Kommission für die religiösen Beziehungen mit den Juden als ein eigenes Amt, das jedoch mit dem Einheitsrat eng verbunden ist.

Aus Rom berichtet Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

(2316/0644; E-Mail voraus)

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