Schwanberg (POW) Zum gemeinsamen christlichen Zeugnis in der heutigen Gesellschaft hat Bischof Dr. Friedhelm Hofmann evangelische und katholische Christen aufgerufen. Bei einem Treffen mit den evangelischen Schwestern der Communität Casteller Ring und den Pfarrerinnen und Pfarrern des evangelischen Dekanats Kitzingen am Mittwochnachmittag, 21. März, am Schwanberg betonte er, es sei eine immens wichtige Aufgabe, in einer Gesellschaft im Umbruch mit einer Stimme von Gott zu sprechen und die unantastbare Würde des Menschen gemeinsam zu vertreten. In der Ökumene gelte es, die erreichten Positionen zu halten und zu stärken sowie die Gespräche auf theologischer Ebene fortzusetzen.
Bei dem Treffen im Rahmen der bischöflichen Visitation des Dekanats Kitzingen stellten Priorin Schwester Ursula Teresa Beske ihre Communität und der evangelische Dekan Hanspeter Kern das Dekanat Kitzingen vor. In den 21 Kirchengemeinden lebten rund 24.000 evangelische Christen, die sehr stark von der evangelischen Tradition seit 1522 geprägt seien. Die 17,5 Pfarrersstelle seien derzeit voll besetzt. Künftig hoffe man, 15 Stellen halten zu können. „Unser Ziel in Bayern ist, Kirche vor Ort sein und bleiben zu können“, sagte der evangelische Dekan. Kern würdigte das sehr herzliche Miteinander der beiden Kirchen in der gelebten Ökumene vor Ort. An Bischof Hofmann gerichtet, fragte er, welche Möglichkeiten Ökumene heute habe und wo die Grenzen lägen. Sehr schwer sei es den Menschen zu vermitteln, wenn am Sonntagmorgen getrennt Gottesdienst gefeiert werde, weshalb sich die Frage nach ökumenischen Sonntagsgottesdiensten zu besonderen Anlässen stelle.
Bischof Hofmann erinnerte in seiner Antwort zunächst an den Wunsch Jesu, dass alle eins seien. Dem würden die Christen heute alle nicht gerecht. Zunächst sollten die Christen miteinander beten und Gott um die Einheit bitten. Zwischen Katholiken und Protestanten gebe es sehr viele gute Kontakte, Gespräche und Begegnungen sowie zahlreiche gemeinsame Aktionen und Einrichtungen. Bei Fragen zur Gen-Debatte oder zur Würde des Menschen müssten die Christen überlegen, wie sie gemeinsam in die Gesellschaft hinein sprechen könnten. „Ich bin allen Christen dankbar, die in der heutigen Gesellschaft das Glaubenszeugnis wagen. Die Ökumene ist mir ein Herzensanliegen.“
Zur Frage nach ökumenischen Gottesdiensten am Sonntagmorgen verwies der Bischof auf die Vorgaben der Deutschen Bischofskonferenz, wonach ein gemeinsamer Gottesdienst nur in wirklichen Ausnahmefällen möglich sei. Dies hänge mit dem katholischen Eucharistieverständnis und der Bedeutung des sonntäglichen Besuchs der Heiligen Messe zusammen. „Es gibt Ausnahmen, aber wir müssen über jeden einzelnen Fall reden, damit der Besuch der Heiligen Messe nicht zur Beliebigkeit wird“, sagte der Bischof. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen als Sohn konfessionsverschiedener Eltern sei er für eine große Offenheit und ein gutes Miteinander in der Ökumene, aber auch für eine klare Positionsbestimmung. „Wir dürfen die bestehenden Unterschiede nicht einfach wegwischen.“
Die Frage eines katholischen Gemeindemitglieds, ob es für ihn eine Sünde sei, wenn er am Sonntag zum evangelischen Abendmahl gehe, trug ein evangelischer Pfarrer des Dekanats vor. Die Antwort des Bischofs: „Das muss der Betroffene den lieben Gott fragen.“ Die ökumenischen Unterschiede und Grenzen gelte es auszuhalten, betonte Bischof Hofmann. Gleichzeitig sei es wichtig, miteinander zu sprechen, zu handeln und zu beten. Dem schloss sich Dekan Kern an: Es sei wichtig, sich besser kennen zu lernen und gemeinsam Aufgaben anzugehen. „Das Gebet soll uns verbinden. Wir müssen weiter an der Einheit arbeiten.“
Bei seinem Besuch am Schwanberg führte Priorin Buske den Bischof auch in die künftige Friedwald-Kapelle. Die Menschen, die zum Schwanberg kämen, setzten sich heute mit Leben und Sterben auseinander. Sterben und Tod seien keine Tabuthemen mehr, sagte sie zum Bischof. Die Urnenbestattungen auf dem ab 20. Mai geöffneten ersten kirchlichen Friedwald Deutschlands seien nicht anonym. Ein Holzkreuz am Eingangsbereich werde den christlichen Charakter des Begräbniswalds unterstreichen. Weiter könnten an den Bäumen Namensplaketten mit christlichen Symbolen angebracht werden. Trauernde würden seelsorglich begleitet und hätten in der Friedwald-Kapelle einen Ort des Gedenkens.
Bischof Hofmann begrüßte es, dass keine anonymen Bestattungen stattfänden. Dankbar sei er, dass im Friedwald christliche Zeichen gesetzt würden. Wichtig sei es, den Trauernden beizustehen und einen Ort des Gedenkens zu bieten. „Der Glaube an die Auferstehung darf nicht in einer allgemeinen Gefühlswelt verschwinden, die im Pantheismus endet. Wir Christen glauben, dass die Verstorbenen bei Gott sind und nicht in der Natur aufgegangen sind“, betonte der Bischof. Sehr skeptisch sei er deshalb gegenüber ideologischen Betreibern von Friedwäldern, die pantheistische Vorstellungen pflegten, den christlichen Glauben an die Auferstehung aber vermissen ließen.
Dem Gespräch der evangelischen Seelsorgerinnen und Seelsorger mit dem Bischof ging ein gemeinsames Gebet in der Sankt Michaelskirche am Schwanberg voraus.
bs (POW)
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