Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Ohne Beten kein Fasten

Erlöserschwestern besinnen sich beim wöchentlichen Fastenimpuls – Flüchtlinge aus der Teilgemeinschaftsunterkunft erzählen von ihren Fastentraditionen

Würzburg (POW) Jeden Mittwoch treffen sich die Schwestern und Mitarbeiter der Kongregation der Schwestern des Erlösers während der Fastenzeit zu einem spirituellen Impuls sowohl im Mutterhaus in Würzburg als auch in den anderen Einrichtungen der Schwestern. „Damit wollen wir den Mitarbeitern im Arbeitsalltag einen Moment des Innehaltens anbieten“, erklärt Irene Schneider vom Team Spiritualität. Auch die Geflüchteten, die in der Teilgemeinschaftsunterkunft der Erlöserschwestern in Würzburg wohnen, seien beim Fastenimpuls willkommen. Einige Bewohner gehören anderen Religionen an und folgen damit auch anderen Fastenvorschriften. Eine äthiopisch-orthodoxe Christin und eine Muslima erklärten nach dem Impuls, wie sie fasten.

In der Fastenzeit auch einmal auf Worte zu verzichten, ergebe in manchen Situationen durchaus Sinn, sagt Martin Stapper, Geschäftsführer der Kongregation, beim spirituellen Fastenimpuls in der Mutterhauskirche. Er bereitete den Impuls vor und gibt Anstöße, wann Stille im Alltag sinnvoll ist. Eine Gelegenheit sei das Schweigen aus Respekt vor dem Gegenüber. „Höre ich aufmerksam zu und versuche zu verstehen, was in dem anderen vorgeht?“ Eine andere Möglichkeit seien ein paar Minuten Stille am Tag, um Gott zu hören und ihm Raum im eigenen Leben zu geben. Stapper spielt zum Abschluss des Impulses das Lied „Gib mir die richtigen Worte“ und regt dazu an, das Gleichgewicht zwischen Reden und Schweigen zu finden.

„Es ist schön, dass wir unseren Glauben auch bei der Arbeit leben dürfen, und da passen diese Impulse sehr gut dazu“, betont Dr. Donatus Bremer, Leiter der Abteilung Medizincontrolling des Schweinfurter Krankenhauses Sankt Josef. Er sowie Schwester Caritas Bretz nutzen das Angebot des Fastenimpulses regelmäßig. „Die Themen und Ideen sind sehr vielfältig und anregend“, sagt Bretz. Denn sowohl die Schwestern als auch die Mitarbeiter dürfen die Impulse vorbereiten.

Die Besinnung und das Gebet während der Fastenzeit nehmen auch für die äthiopisch-orthodoxe Sosina aus Äthiopien eine wichtige Rolle ein. „Wir beten jeden Tag um die Mittagszeit mehrere Stunden“, erzählt sie. Anders als bei den Christen, bei denen die Sonntage nicht zur Fastenzeit zählen, dauert die österliche Fastenzeit ihrer Konfession 55 Tage. Sie beginnt bereits am Montag vor dem Aschermittwoch und schließt die Wochenenden mit ein. „Von Montag bis Freitag dürfen wir bis 15 Uhr gar nichts essen und trinken“, erklärt Sosina. Erst nach 15 Uhr und am Wochenende nach zehn Uhr dürften die Gläubigen Nahrung zu sich nehmen, allerdings keine tierischen Produkte. Ein typisches Fastengericht sei eine Mischung aus Sonnenblumenkernen, Zwiebeln, Knoblauch, Chili und frischen Tomaten. „Wenn man dazu ein Fladenbrot isst, liegt das Essen nicht zu schwer im Magen.“ Von Karfreitag bis zur Osternacht verzichten die äthiopisch-orthodoxen Christen vollkommen auf Nahrung. Sie selbst kann dieses Jahr nicht bis 15 Uhr auf das Essen verzichten, weil sie ihren einjährigen Sohn stillt. Dennoch ernährt sich Sosina, wie auch ihr Mann Benyam, während der Fastenzeit vegan.  

Zu der Fastenzeit vor Ostern kommen für die äthiopisch-orthodoxen Christen noch weitere Fastenzeiten im Jahresverlauf hinzu, wie zum Beispiel die Fastenzeit vor Weihnachten oder vor Mariä Himmelfahrt. „Außerdem fasten wir das ganze Jahr jeden Mittwoch und Freitag und erinnern uns an die Festnahme des heiligen Jesus Christus im Ölgarten und an seinen Tod am Kreuz“, erklärt Sosina. Auch hier folge das Schema dem der österlichen Fastenzeit: bis 15 Uhr nichts essen und trinken, danach vegane Ernährung.

Die Muslima Zahra aus Somalia fastet dagegen im Monat Ramadan, der dieses Jahr im Mai stattfindet. Das Fasten zähle zu einer der fünf Säulen im Islam, erklärt Zahra. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dürfe tagsüber nichts gegessen und getrunken werden. Erst wenn die Sonne untergegangen ist und ein Gebet erfolgte, darf gegessen werden. Typisch sei, das Abendessen mit einem Glas Wasser und drei Datteln zu beginnen. „Das ist gesund und gibt Energie.“ Danach tränken die Somalier gerne eine Getränkemischung aus schwarzem Tee, Ingwer und dem Fruchtfleisch der Kaffeekirschen und essen meist Sambusa – eine Teigtasche mit Fleisch- und Gemüsefüllung. Das Beten während der Fastenzeit spiele eine sehr wichtige Rolle. „Wer nur fastet, aber nicht betet, der fastet nicht vollständig“, sagt Zahra.

Am vorletzten Tag des Ramadans werde alles für das Ende des Fastenmonats vorbereitet. „Die Wohnung wird sauber gemacht und dekoriert. Das ist so ähnlich wie in Deutschland an Weihnachten.“ Vor allem für die Kinder sei das ein großes Fest. „Sie freuen sich sehr auf ihre Geschenke wie neue Kleidung und Süßigkeiten.“ Beendet wird die Fastenzeit dann mit einem großen dreitägigen Fest, bei dem man sich gegenseitig „Eid Mubarak“ wünscht. Das heißt so viel wie „gesegnetes Fest“.

rh (POW)

(1319/0339; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet