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Im Gespräch

„Ohne Insidersprache auf den Punkt kommen“

Seit 20 Jahren gibt es die Sendung „Gott und die Welt“ auf „Radio Primavera“ – Radiojournalist Burkard Vogt über besondere Gesprächspartner und den Reiz von Serien

Aschaffenburg/Miltenberg (POW) Seit 20 Jahren gibt es das Kirchenmagazin „Gott und die Welt“ im Programm des Aschaffenburger Regionalsenders „Radio Primavera“. Wie die Anfänge waren, welche Gesprächspartner ihn nachhaltig beeindruckt haben und warum er es mag, Serien zu bestimmten Themen anzubieten, erläutert Radiojournalist Burkard Vogt im folgenden POW-Interview.

POW: Seit 20 Jahren gibt es die Sendung „Gott und die Welt“ im Programm des Aschaffenburger Regionalsenders „Radio Primavera“. Sie waren von Anfang an dabei. Erzählen Sie uns von der Geburtsstunde – und gern auch von der Zeit davor.

Burkard Vogt: Ich hatte Anfang 2003 die halbe Stelle angetreten, damals hieß das noch „Gemeindereferent in der Öffentlichkeitsarbeit am Untermain“. Zunächst begleitete ich ein Jugendradioprojekt mit dem Namen „Message One“, das auf dem Jugendsender „Radio Galaxy“ lief. Gleichzeitig versuchte ich aber, bei „Radio Primavera“ ein Kirchenmagazin zu etablieren. So etwas gab es ja bereits schon eine ganze Weile in Würzburg und Schweinfurt. Mein Vorgänger Alfred Streib hatte immer wieder mal mit dem Sender zusammengearbeitet. Mir gelang es, eine feste Vereinbarung für ein Kirchenmagazin am Sonntagvormittag zu erzielen. Nachdem im Laufe des Jahres immer wieder mal einzelne Beiträge von mir zu hören waren, startete das Sonntagsmagazin „Gott und die Welt“ dann am 23. November 2003. Der allererste Beitrag von mir war ein Bericht über die Altkleidercontainer von Kolping. Die Sendung ist bis heute im Wesentlichen ein Mix aus Beiträgen, die ich hier am Untermain produziere, und Beiträgen aus der Redaktion im Würzburger Medienhaus des Bistums.

POW: Wie leicht oder schwer ist es, ein inhaltliches Programm mit christlichem Schwerpunkt zu liefern für ein Publikum, das in erster Linie unterhalten sein möchte?

Vogt: Tatsächlich liegt darin eine gewisse Herausforderung. Das Besondere an den Kirchenmagazinen im Privatrundfunk ist ja, dass die Zuhörer da, anders als in einem Spartensender, nicht unbedingt kirchliche Themen erwarten. Die Beiträge müssen sich in der Machart den Vorgaben der anderen Sendungen anpassen, dürfen also zum Beispiel nicht zu lang sein. Mir war es immer ein Anliegen, mit den Themen, die ich aufgreife, die Vielfalt der Kirche darzustellen. Es gibt eben noch viel mehr bei uns als Gottesdienste und den Papst. Da ist beispielsweise das vielfältige soziale Engagement der Kirche, da gibt es Ehrenamtliche mit unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen, kulturelle Ereignisse, gesellschaftliche Themen – also ein ganz schön buntes Spektrum. Dazu kommt, dass man nicht voraussetzen darf, dass die Zuhörenden viel über kirchliches Brauchtum und Traditionen wissen. Das greifen wir in unseren Magazinsendungen immer wieder auf und erklären Hintergründe, zum Beispiel zu kirchlichen Festtagen oder zu Traditionen. Ganz wichtig ist dabei, schnell auf den Punkt zu kommen und keine Insidersprache zu verwenden. Das fällt meinen Interviewpartnern aus dem Bereich der Kirche allerdings oft nicht so leicht.

POW: An welche Themen und Beiträge erinnern Sie sich persönlich gerne zurück?

Vogt: Sehr beeindruckt hat mich ein Gespräch mit einer Frau, die eine Nahtoderfahrung hatte und darüber ein Buch geschrieben hatte. Ihre tiefe Überzeugung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, hallte bei mir noch lange nach. Oder die Begegnung mit dem evangelischen Pfarrer Eugen Eckert. Er ist Stadionpfarrer in Frankfurt am Main und schreibt Texte für Neue Geistliche Lieder – ein Bereich, in dem ich ehrenamtlich selber auch unterwegs bin. Mir erklärte er damals die Hintergrundgeschichte zu dem sehr bekannten Lied „Meine engen Grenzen“. Seitdem höre ich das Lied ganz anders.

Mit meiner anderen halben Stelle bin ich auch als Bildungsreferent im Aschaffenburger Martinushaus tätig und war in meiner Doppelfunktion mit einer Reisegruppe im Heiligen Land. Dort habe ich einige Interviews mit Christen geführt, die dort leben. Das werden ja leider immer weniger. Mir wurde greifbar, was es bedeutet, in der Spannung zwischen den Fronten von islamistischen Palästinensern und Juden zu leben. Wenn ich jetzt von den aktuellen Konflikten dort höre, muss ich sofort an diese Menschen denken.

Und dann war da noch eine ganz besondere Reise mit einer kleinen Gruppe ins brasilianische Partnerbistum Óbidos. Wir sind den Amazonas hinaufgefahren, um verschiedene indigene Stämme zu besuchen. Diese Eindrücke von einer völlig anderen Welt und Lebensweise werde ich wohl nie vergessen.

POW: Welche Gesprächspartner haben Sie als Journalisten überrascht und warum?

Vogt: Es gibt so einige Begegnungen mit sogenannten prominenten Menschen, vor allem aus dem Bereich der Kirche. Da waren zum Beispiel christliche Autoren wie Andrea Schwarz, Susanne Niemeyer oder Benediktinerpater Anselm Grün, die mit ihren Texten die Herzen vieler Menschen erreichen. Sehr deutlich erinnere ich mich beispielsweise auch an ein Gespräch mit Norbert Blüm ein Jahr vor seinem Tod. Trotz seines damals schon hohen Alters brannte er offensichtlich noch sehr für eine soziale Politik. Oder Philippa Rath, eine kämpferische Ordensschwester, die unter anderem beim Synodalen Weg mitmischte. Bischof Erwin Kräutler, der sich in Brasilien ganz engagiert für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt – und das durchaus auch unter der Gefahr für sein eigenes Leben. Überraschend war für mich jedes Mal, dass alle diese Menschen etwas sehr Zugewandtes und überhaupt nichts Abgehobenes hatten. Am Ende, so dachte ich mir oft, sind das alle Menschen „wie du und ich“.

POW: Serien zum Beispiel zu Themen wie Bibelmissverständnisse, Perlen im Gesangbuch oder zu Bergen im Evangelium sind zu einem Markenzeichen der Sendung geworden. Woher nehmen Sie die Inspirationen und Gesprächspartner?

Vogt: Da ist zum einen meine langjährige Tätigkeit als Gemeindereferent in der Seelsorge. Ich bin seit 1987 im Dienst der Diözese Würzburg und habe die Menschen und ihre Fragen von allen möglichen Seiten kennenlernen können. Das erdet auch ein bisschen. Natürlich entstanden in dieser Zeit auch Netzwerke und ich weiß, wen man zu einem Thema mal anrufen kann. Zum Glück gibt es ja auch die Kollegen in der Würzburger Radioredaktion, mit denen ich gerne zusammenarbeite. Außerdem bin ich durch die Tätigkeit in der Erwachsenenbildung seit 2014 auch ganz automatisch an aktuellen Themen und interessanten Menschen dran. Die Angebote des Aschaffenburger Martinusforums sind eine wahre Fundgrube. Serien haben übrigens den Reiz, dass man durch mehrere Folgen das enge Zeitkorsett eines Radiobeitrags durchbrechen kann. Wir haben ja im Schnitt eigentlich nur dreieinhalb Minuten für einen Beitrag.

POW: Welchen Wunsch geben Sie dem Magazin für die kommenden 20 Jahre mit auf den Weg?

Vogt: Ich hoffe, dass wir es auch in Zukunft schaffen, den Menschen gerade in diesem nichtkirchlichen Medium immer wieder Einblicke in eine Kirche zu geben, die zwar nicht perfekt ist und durchaus auch Gründe hat, selbstkritisch zu sein und sich zu reformieren. Die aber eben auch ein Ort ist, an dem ganz viel von dem passiert, was das Leben bereichert und sinnvoll macht.

Das Kirchenmagazin „Gott und die Welt“ auf „Radio Primavera“ ist jeweils sonntags von 7 bis 8 Uhr zu hören.

Interview: Markus Hauck (POW)

(4323/1182; E-Mail voraus)

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