Kloster Oberzell (POW) Einladend, lichtdurchflutet und modern: So präsentiert sich das Haus Klara im Kloster Oberzell in Zell am Main nach der Sanierung. Fast alles ist neu, von Leitungen und Installationen über Technik und Einrichtung der Räume bis hin zur Aufteilung der Gebäude. Eine besondere Rolle für die Atmosphäre spielen nun Licht und Glaskunst. Klara von Assisi wollte in ihrem Leben Christus zum Leuchten bringen, erklärt Hausleiterin Schwester Katharina Ganz: „Wir wollten ihre Spiritualität auch architektonisch und künstlerisch zum Ausdruck bringen.“ 7,3 Millionen Euro investierte die Gemeinschaft in die Sanierung, die im Januar 2011 begann. Offiziell wiedereröffnet wird Haus Klara am Freitag, 14. September, gefeiert wird mit einem dreitägigen Filmfest.
Wenn die Sonne scheint, fallen sofort die farbigen Glaselemente am Nordflügel ins Auge. In Gelb und Lila ziehen sie sich als leuchtendes Band vom Untergeschoss bis über das Dach. Sie sollen ausdrücken: „Alles ist von der Liebe Gottes umfangen und durchdrungen.“ In der Kapelle erinnern drei farbige Glasstelen an den vierten Brief Klaras an Agnes von Prag: Darin fordert sie die böhmische Königstochter auf, in das Evangelium zu schauen wie in einen dreiteiligen Spiegel. Im Giebel der Kapelle strahlt ein kreisrundes gelbes Fenster auch ohne Sonne ein warmes Licht aus. „Glaskunst schien uns der richtige Weg“, erklärt Schwester Katharina Ganz. „Glas ist durchscheinend für Sonne und Licht und bringt die Transzendenz Gottes zum Ausdruck.“ Geschaffen wurden die transparenten Kunstwerke von Claudia Krämer-Marloh aus Neustadt am Main.
Seit dem Beginn der Sanierung im Januar 2011 hat sich Haus Klara grundlegend verändert. Zum einen wurden die Gebäude neu geordnet. Der Westflügel, direkt an der Straße gelegen, ist nun ein reiner Übernachtungstrakt. Auf drei Geschossen befinden sich 43 Schlafzimmer mit insgesamt 60 Betten, alle ausgestattet mit Dusche und WC. Vor der Sanierung reichte der Platz für maximal 44 Gäste. Für einen ruhigen Schlaf liegen alle Zimmer zum Innenhof. Telefon und Fernseher wird der Gast allerdings vergebens suchen: „Ein Kloster ist ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen soll. Viele Menschen suchen Entschleunigung, und wir möchten sie dazu einladen.“
Im Nordflügel befinden sich nun die Gemeinschafts- und Seminarräume. Der große Speisesaal im Erdgeschoss kann bei Bedarf in zwei kleinere Säle geteilt werden. Neu ist ein „Selbstversorgerbereich“ mit Wohnküche, in dem Gruppen bis zu zehn Personen unabhängig vom sonstigen Betrieb im Haus tagen können. Im Untergeschoss laden Cafeteria und Lounge Elisabeth zu Entspannung und Gesprächen ein. Im Dachstuhl wurden die Zwischendecke herausgebrochen und die alten Holzbalken freigelegt. Trotz seiner Größe strahlt der Raum Geborgenheit aus. Er soll künftig als Meditationsraum genutzt werden. „Aufatmen“ kann man auch in der Hauskapelle: Das dunkle Chorgestühl ist weg, die Zahl der Plätze von 17 auf 30 nahezu verdoppelt. In den Seminarräumen ist moderne Tagungstechnik vorhanden, aber um sie zu nutzen, müssen die Teilnehmer den Medienwagen holen: „Die Technik soll nicht das Haus dominieren.“
Die in den 1970er Jahren modernen dunklen Holzdecken und gedeckten Farben sind passé. „Unser Ziel war, das Haus heller und freundlicher zu gestalten“, erklärt die Hausleiterin. „Die Gänge zum Beispiel waren vorher lang, schlauchig, dunkel.“ Jetzt sind sie immer noch lang, aber die frisch lasierten Ziegelsteine leuchten in einem hellen, warmen Umbra-Ton, und in die Gebäudeecken wurden zusätzliche Fenster eingebaut. Die dunklen Nadelfilzböden wichen hellem Industrieparkett. Um mehr Licht in die Gebäude zu bringen, wurden im Westflügel die schrägen Dachfenster durch Gauben ersetzt. Im Nordflügel wurden unter anderem Glasfronten eingesetzt, das Untergeschoss ist nun teilweise freigelegt und bekam ebenfalls große Fenster.
Vieles erinnert an die Zeit, als hier noch ein Gutshof der Prämonstratenser stand. „Bis vor rund 40 Jahren standen hier noch die Stallungen, Scheune und Wirtschaftsgebäude der Ökonomie“, erzählt Schwester Katharina Ganz. Im Klara-Saal, dem früheren Kelterhaus der Abtei, lassen die frisch geweißten Zwischenräume die Schönheit des dunklen Gebälks hervortreten. Auch der barocke Dachstuhl im Nordflügel, der von Hofbaumeister Joseph Greissing (1664-1721) stammen soll, kommt nach der Wegnahme der Zwischendecke erst richtig zur Geltung. Besonderer Wert wurde auf größtmögliche Barrierefreiheit gelegt. Insgesamt drei Aufzüge bringen die Gäste vom Parkplatz in alle Etagen von Haus Klara, zu den Schlafzimmern und in den Klara-Saal. „Jetzt können auch Rollstuhlfahrer in den großen Tagungsraum gelangen, und auch die Bewirtschaftung ist dadurch leichter geworden.“ Zudem wurden zwei der Schlafzimmer rollstuhlgeeignet ausgestattet. Ein unterirdischer Gang verbindet nun Haus Klara mit dem Klara-Saal, so dass die Gäste bei jedem Wetter geschützt hin- und herlaufen können.
Dass eine Sanierung zwingend notwendig ist, hatte sich herausgestellt, als nach einigen Rohrbrüchen in Küche und Schlafzimmern die völlig verkalkten Installationen zum Vorschein kamen. „Bei einem Rohrdurchmesser von zwei Zentimetern hat nicht einmal mehr eine Stricknadel durchgepasst“, erinnert sich Schwester Katharina Ganz. Vor die Wahl gestellt, das Haus entweder zu schließen oder komplett zu sanieren, entschieden sich die Schwestern für die Generalsanierung. „Gastfreundschaft, Bildung und Seelsorge sind für uns wichtige Schwerpunkte“, erklärt Schwester Katharina Ganz die Motivation hinter der Entscheidung. „Wir wollen unsere Räume und unsere Spiritualität teilen.“ Und es gibt viele Menschen, die an der besonderen Atmosphäre in Haus Klara teilhaben wollen: „Die Buchungen laufen bisher auch ohne Werbung unglaublich gut.“
Die Wiedereröffnung wird mit einem Filmfest von Freitag, 14., bis Sonntag, 16. September, gefeiert. Aufgrund des begrenzten Platzangebots ist eine Anmeldung erforderlich. Der Flyer mit dem Programm kann im Internet unter www.hausklara.de heruntergeladen oder unter Telefon 0931/4601251 angefordert werden.
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