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Ort großer spiritueller Kraft

Feier in Kloster Oberzell zur Vorstellung des Bands „Oberzell – Vom Prämonstratenserstift zum Mutterhaus der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu“ – Generaloberin Veridiana Dürr: Geschichte des Kloster wird erhellt

Würzburg/Kloster Oberzell (POW) Eine umfassende Sammlung wissenschaftlicher Aufsätze zur wechselvollen Geschichte von Kloster Oberzell haben die beiden Würzburger Historiker Professor Dr. Helmut Flachenecker und Professor Dr. Wolfgang Weiß herausgegeben. Bei einer Feier in Kloster Oberzell am Freitagnachmittag, 27. Januar, stellten sie das über 700 Seiten zählende Werk „Oberzell – Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu“ vor. Die Geschichte des Klosters werde durch diesen 62. Band der Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg erhellt, sagte die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Schwester Veridiana Dürr.

Unten den über 250 Gästen im Festsaal des Hauses Sankt Klara hieß die Generaloberin besonders Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Prämonstratenserpater Professor Dr. Dr. Ulrich G. Leinsle von Stift Schlägl/Oberösterreich sowie zahlreiche Vertreter aus Kirche, Politik, Kultur und Wissenschaft willkommen. Beinhofer bezeichnete das Werk als wichtiges Kapitel in der unterfränkischen Ordens- und Klostergeschichte. Der Band nehme Geist und Leben von Jahrhunderten in Oberzell in den Blick. Oberzell sei ein Ort großer spiritueller Kraft, der immer wieder Frauen und Männer für klösterliche Aufgaben angezogen habe und von dem großer Segen ausgegangen sei. „Das Kloster Oberzell hat über viele Jahrhunderte Lebens- und Glaubenshilfe für die Menschen geleistet“, sagte der Regierungspräsident. Besonders würdigte Beinhofer die Gründerin der Oberzeller Franziskanerinnen, Antonia Werr, die Oberzell nach der Säkularisation wieder zum Zentrum gelebter Nächstenliebe gemacht habe. Dass die Oberzeller Schwestern neues Leben in den Mauern geweckt hätten, zeige, „dass Gott mit diesem Ort etwas Besonderes vorhatte und vorhat“.

Kurzweilig stellten die beiden Herausgeber den neuen Band mit 20 Beiträgen von 18 Autoren vor. Weiß, Professor für fränkische Kirchengeschichte und Kirchengeschichte der Neuesten Zeit an der Universität Würzburg sowie Vorsitzender des Diözesangeschichtsvereins, würdigte die schnelle Verwirklichung des Werks zur Geschichte Oberzells in knapp zwei Jahren. Professor Flachenecker vom Lehrstuhl für fränkische Landesgeschichte sprach vom Versuch einer ersten Bilanz der Geschichte Oberzells. Weitere Forschungen seien aber noch nötig. Im einzelnen ging er auf das Jahrhunderte lange Wirken des Prämonstratenserordens ein. Das Neue an dem von Norbert von Xanten gestifteten Orden sei im 12. Jahrhundert gewesen, dass die Prämonstratenser wie Mönche lebten, gleichzeitig aber als Seelsorger in der Welt wirkten.

1128 wurde das Prämonstratenserstift Oberzell gegründet. Die ursprüngliche Verbindung als Doppelkloster für Männer und Frauen wurde bald gelöst. Die Nonnen zogen nach Unterzell, die Mönche blieben in Oberzell. Der Band lässt in seinem ersten Teil die fast 700-jährige Geschichte der Prämonstratenser am Main aufleben. Beleuchtet werden unter anderem die ersten Stiftungen Norbert von Xantens, die Stifts- und Klosterpolitik des Würzburger Bischofs Embricho, die mittelalterlichen Papsturkunden des Stifts Oberzell, die Oberzell unterstellten Prämonstratenserinnenklöster, die Baugeschichte der Stiftskirche, die Bibliothek des Stifts sowie die Entwicklungen von der Reformationszeit bis zur Säkularisation. Ein zweiter Teil des Bands beschäftigt sich mit „Antonia Werr und die Oberzeller Schwestern“. Dabei geht es um die mystische Spiritualität der Ordensgründerin, um die Zeit von der Gründung 1855 bis zur Gegenwart und um Aufgaben und Profil der Kongregation in der Gegenwart.

Einen näheren Einblick in Details der Oberzeller Klostergeschichte gaben bei der Feier Dr. Ingrid Heeg-Engelhart vom Staatsarchiv Würzburg und Professor Dr. Erich Garhammer vom Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der Universität Würzburg mit zwei Kurzvorträgen. Heeg-Engelhart referierte über die Prämonstratenserinnen im alten Bistum Würzburg. Über Gegenwart und Zukunft der Oberzeller Schwestern sprach Garhammer. Deutlich machte er, dass für die Spiritualität Antonia Werrs drei Grundentscheidungen wichtig seien: die Treue zur Kirche in kritischem Gehorsam, der Geist der Armut des heiligen Franziskus und die Wahrheitsliebe. Wahrheit und Wahrhaftigkeit seien die entscheidenden spirituellen Grundlagen für Antonia Werr. Ihr Ziel sei die Option für Frauen in Not gewesen. Dieses Gründerinnencharisma wollten die Schwestern heute neu entdecken und den Orden auf Zukunft ausrichten.

Bei der Vesper in der Oberzeller Klosterkirche zu Beginn der Feier betonte Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, der Blick in die Vergangenheit zeige die Spuren Gottes in der Geschichte des Klosters. Oberzell sei ein geistig und geistlich lebendiger Ort, weil die Ordensfrauen neue Wege gingen. Im Namen von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, des Würzburger Domkapitels und der Diözese Würzburg dankte er für die Herausgabe des umfangreichen Geschichtsbands.

Weitere Informationen zum Band „Oberzell“ beim Würzburger Diözesangeschichtsverein, c/o Diözesanarchiv Würzburg, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg, Telefon 0931/38667100, Fax 0931/38667101, E-Mail wdgv@bistum-wuerzburg.de, Internet www.wdgv.bistum-wuerzburg.de. Informationen zu den Oberzeller Franziskanerinnen unter www.oberzell.de.

Helmut Flachenecker/Wolfgang Weiß (Hg.): Oberzell – Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu. 62. Band der Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg. 690 Seiten sowie weitere 16 Seiten Inhaltsverzeichnis und Grußworte. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 2006, ISBN 3-87717-068-4.

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