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Aktuelles Lexikon

Passionsspiele Sömmersdorf

(POW) 18 Aufführungen, knapp 400 Frauen, Männer und Kinder auf der Bühne, allein 44.000 Probestunden: Für ein Dorf mit knapp 700 Einwohnern sind die Passionsspiele von Sömmersdorf eine beeindruckende Leistung. Die Anfänge waren vergleichsweise schlicht.

Die erste Aufführung unter Spielleiter und Organisator Guido Halbig, dem damaligen Dorflehrer, findet am Pfingstsonntag 1933 statt. 70 Einwohner des 280-Seelen-Dorfes wirken mit. Das Spiel umfasst 14 Aufzüge und dauert vier Stunden. Rund 14.000 Zuschauer besuchen in den beiden ersten Spieljahren Sömmersdorf. Die Reichstheaterkammer untersagt schließlich am 24. Mai 1935 weitere Aufführungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es 1957/58 einen Neubeginn. Weil das Gelände am Wirtshausgarten inzwischen verbaut ist, stellt die Gemeinde ein Waldstück am nördlichen Dorfrand zur Verfügung. Rund 40.000 Besucher sehen die 25 Aufführungen mit 120 Mitwirkenden. Die Inszenierung von 1961 bringt Änderungen bei Text und Szenen für die 160 Mitwirkenden auf der Bühne. 1967 werden der Holzaufbau der Innenbühne sowie die seitlichen Aufbauten durch massive Bauwerke mit modernen Umkleiden und Schminkräumen ersetzt. Das kupferbeschlagene Tor aus dieser Zeit trennt heute noch Innen- und Vorbühne. Bei ARD und ZDF werden Berichte über das Sömmersdorfer Passionsspiel gezeigt.

In der Spielzeit 1973 wird am letzten von zwölf Spieltagen mit 2200 Personen ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt. Nach dem Tod des langjährigen Passionsspielsvereinsvorsitzenden Edwin Schnös 1976 wird Robert Seemann dessen Nachfolger. 1978 werden die fünf größten Rollen zum ersten Mal doppelt besetzt. Weil im Neubaugebiet neue Menschen zugezogen sind, gibt es 252 Mitwirkende, unter ihnen mehr als 100 Kinder und Jugendliche. Der Reinerlös der Spiele wird für den Bau der Kultur- und Veranstaltungshalle genutzt, die seit 2018 nach dem langjährigen Vorsitzenden Robert-Seemann-Halle genannt wird. 1983 führt der inzwischen 79-jährige Halbig zum letzten Mal Regie. Zahlreiche junge Mitwirkende und Rollenträger verstärken die inzwischen 320 Personen starke Spielerschar, viele der Mitwirkenden sind bereits in der dritten Generation seit Gründung der Spiele. Erstmals übernimmt Bischof Dr. Paul-Werner Scheele die Schirmherrschaft.

Während der Vorbereitungsphase der Passionsspiele 1988 stirbt Halbig, „Vater der Sömmersdorfer Passionsspiele“, in Bayreuth. Die Regie übernimmt Schauspielpädagoge Professor Paul Sonnendrücker aus Straßburg im Elsass zusammen mit seiner Assistentin Barbara Zorn aus Bad Schwalbach. Die neuen Spielszenen „Vertreibung der Händler aus dem Tempel“, „Jesus vor Herodes“ und „Geißelung“ werden eingebaut. In einem Teil des Zuschauerraums werden die alten Holzbänke durch bequeme Schalensitze ersetzt. Außerdem werden fünf als Sonnen- und Regenschutz geplante Schirmüberdachungen aufgestellt.

Für das Spieljahr 1993 werden zusätzliche Schalensitze im Zuschauerraum montiert. Zwei weitere Schirme zur Überdachung des Zuschauerraumes werden errichtet. Erstmals wird an vier Samstagabenden mit einer modernen Lichtanlage gespielt. Im Juli treffen sich 27 Passionsspielorte aus elf Nationen, darunter auch Delegationen aus den ehemaligen Ostblockstaaten, in Sömmersdorf zur sogenannten Europassion. 1998 werden durch den Anbau des Bühnenhauses Aufenthaltsräume für die Spieler, ein Schmink- und Kostümraum sowie Lagerräume gewonnen. Da es Sonnendrücker aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich ist, die Spielleitung zu übernehmen, ruht nun die ganze Verantwortung auf seiner bisherigen Assistentin Zorn, die von ihrem Sohn Bernhard unterstützt wird. Die Rückwand des Bühnenhauses wird erstmals mit einem Hintergrundgemälde künstlerisch gestaltet

2003 feiert Sömmersdorf das 70. Jubiläum der Passionsspiele sowie sein 700-jähriges Bestehen. 2007 übernimmt der bisherige dritte Vorsitzende Robert König das Amt des Vorsitzenden von Robert Seemann. Trotz gesellschaftlicher Herausforderungen in Vereinen und Kirche führt er den Verein zu neuen Höchstleistungen. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Bürgermeister Arthur Arnold entsteht die Idee von „Kultur aus Passion“. 2013 werden mit einer Gesamtinvestition von 1,7 Millionen Euro viele Ideen wie die Sanierung und der Umbau des Bühnenhauses, die Unterkellerung der Vorbühne sowie die Anschaffung von Multifunktionsboxen zur Bewirtung der Besucher umgesetzt. Die Aufwertung durch Livemusik und die Szenenüberarbeitung des neuen Regieduos Marion Beyer und Hermann Vief begeistern

Mit der Fertigstellung der neuen Zuschauerüberdachung gelingt zum Spieljahr 2018 nach vielen Jahren der Planung ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins. Auch in die Licht- und Tontechnik wird kräftig investiert, insgesamt 3,75 Millionen Euro. Regie führt erneut das Coburger Team Beyer/Vief. Erstmals bei einer Passion erfolgt eine Zusammenarbeit mit dem Berliner Bühnenbauer André Putzmann. Über 350 Aktive auf und hinter der Bühne stemmen den Kraftakt für 34.000 Besucher.

(2624/0668; E-Mail voraus)

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