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Im Gespräch

„Pilgern geht nicht medial vermittelt“

Pfarrer Treutlein, Wallfahrtsseelsorger des Bistums Würzburg, zu den Auswirkungen von Corona auf die diesjährige Wallfahrtssaison

Würzburg (POW) Viele traditionelle Wallfahrten im Bistum Würzburg können während der Coronakrise nicht wie gewohnt stattfinden. Welche Alternativen es in diesem Jahr geben kann und wie die Wallfahrt nach Corona aussehen könnte, schildert Pfarrer Josef Treutlein, Wallfahrtsseelsorger des Bistums Würzburg, im folgenden Interview.

POW: Sehen Sie als Wallfahrtsseelsorger der Diözese Würzburg eine Chance, dass es in diesem Jahr noch einige der großen Wallfahrten im Bistum gibt?

Pfarrer Josef Treutlein: Ob 2020 in unserem Bistum noch einige große Wallfahrten stattfinden können, ist eher unwahrscheinlich. Die große Männerwallfahrt von Bad Königshofen nach Vierzehnheiligen mit einer seit Jahren konstanten Beteiligung von 400 Mann (Ende Mai) und Kiliani sind zum Beispiel schon abgesagt. Auch die Würzburger Kreuzbergwallfahrt mit etwa 500 Teilnehmern im August ist bislang nicht gesichert. Es könnte sein, dass besonders im Herbst die Marienwallfahrtsorte gut besucht werden, zum Beispiel Retzbach und Dettelbach. Vielleicht entschließt sich die Diözese sogar zu einem dezentralen „Tag der Wallfahrtsorte“, den es im Oktober jahrelang gab, der aber leider eingeschlafen ist.

POW: Welche Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Glaubenserfahrung können Sie als Alternative empfehlen?

Treutlein: Es wird sicherlich mehr Outdoor-Gottesdienste geben. Sie waren stets beliebt. Da können die Hygienevorgaben leichter eingehalten werden. Aber Pilgern und Wallen geht nur ambulant, nicht stationär, auch nicht medial vermittelt.

POW: Was wird sich Ihrer Meinung nach bei den Wallfahrten ändern, sobald diese wieder möglich sind?

Treutlein: Es wird eine freudige, dankbare Stimmung herrschen. Die Wallfahrer werden die Gemeinschaft „genießen“. In den Gebeten und Liedern wird zum Ausdruck kommen, dass der Mensch nicht Herr der Schöpfung, sondern vielfach abhängig, ja ohnmächtig ist. Dass die einfachsten Dinge nicht selbstverständlich, sondern ein Geschenk sind. Schon jetzt ist zu beobachten: Die Frage nach Gott und die Offenheit für Impulse zur Glaubensvertiefung, ein neues Gespür für Solidarität und Hilfsbereitschaft sowie der Hunger nach authentisch erfahrener Gemeinschaft wird sich auf die Gestaltung der Wallfahrten auswirken. Während der Pandemie haben sich die Fernseh- und Livestream-Gottesdienste als „Hausliturgie“ bewährt. Ebenso wird das Wallfahren als „Liturgie unterwegs“ noch mehr als bisher entdeckt werden. Im Trend liegt es ja schon länger. Und was ganz sicher geschehen wird: Mehr als bisher werden sich Einzelpilger oder kleine Gruppen auf den Weg machen. Der Typ des traditionellen Wallfahrers wird sich verstärkt transformieren in den Typ des modernen Pilgers. Hier im Pilgerhospiz am Käppele erlebe ich das seit Jahren. Solche Pilgerinnen und Pilger sind unglaublich dankbar, wenn sie einen Wallfahrtsort als gastfreundlich erleben, wenn sie ein Gespräch führen, einen Gottesdienst mitfeiern oder einfach „nur“ den Pilgersegen empfangen können. Darauf wird sich die Seelsorge verstärkt einstellen.

Interview: Markus Hauck (POW)

(1820/0487; E-Mail voraus)

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