Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg kann für das Jahr 2013 erneut einen ausgeglichenen Haushaltsplan mit einem Volumen von über 166 Millionen Euro vorlegen. Im folgenden Interview spricht Bischöflicher Finanzdirektor Albrecht Siedler über das aktuelle Etatvolumen des Bistums und über die Finanzierung kirchlicher Einrichtungen durch den Staat.
POW: Der Haushaltsplan 2013 für die Diözese Würzburg liegt vor. Wie würden Sie ihn kurz beschreiben?
Albrecht Siedler: Auf der Basis einer vorsichtig optimistischen Einnahmeplanung können die laufenden Ausgaben, die sich in Kontinuität zu den Vorjahren bewegen, durch die laufenden Einnahmen gedeckt werden. Eine erfreuliche Investitionsquote von 12,25 Prozent stärkt die heimische Wirtschaft.
POW: Das Etatvolumen ist erneut leicht angestiegen im Vergleich zu den Vorjahren. Hält dieser Trend weiter an?
Siedler: Aufgrund geänderter Zuordnungen ist das Haushaltsvolumen um sieben Millionen Euro höher ausgewiesen als im Vorjahr. Aber auch ohne diesen Effekt können wir ein steigendes Haushaltsvolumen ausweisen, das die geplanten Ausgaben durch ein entsprechendes Kirchensteueraufkommen finanziert. In einem weiterhin positiven wirtschaftlichen Umfeld kann dies auch in der näheren Zukunft anhalten, mittel- bis längerfristig wird sich dieser Trend sicher ändern.
POW: Die größte Einnahmequelle ist die Kirchensteuer. Wie erklären Sie sich die weiter gestiegene Einnahme aus der Kirchensteuer angesichts einer zurückgehenden Zahl von Katholiken in Unterfranken?
Siedler: Das Kirchensteueraufkommen hängt von mehreren Faktoren ab, die nicht oder nicht unmittelbar mit der Katholikenzahl korrelieren, zum Beispiel Beschäftigungslage, Entwicklung der Einkommen oder die Erwerbsquote von Frauen und älteren Arbeitnehmern. Noch wirken sich auch die geburtenstarken Jahrgänge positiv aus. Das wird sich jedoch mittelfristig ändern.
POW: Größter Ausgabeposten sind die Personalkosten. Einsparungen müssen deshalb bei den Bauzuschüssen getätigt werden. Ist die Gleichung richtig: Die Diözese investiert in Menschen und weniger in Gebäude?
Siedler: Kurzfristig ja, langfristig nein. Seelsorge ist notwendigerweise personalintensiv, und Personalkosten sind nicht kurzfristig reduzierbar. Mittel- und langfristig müssen jedoch alle Ausgabenblöcke in einer vernünftigen Relation zueinander stehen. Es ist einsichtig, dass die Mitarbeiter zur Erfüllung ihrer Aufgaben auch entsprechend ausgestattete Arbeitsplätze und Sachmittel benötigen. Und eine Kirche ohne intakte Kirchen wollen wir uns auch nicht vorstellen.
POW: Die Kirche wird derzeit massiv angegriffen, ihre sozialen Einrichtungen zum Großteil vom Staat finanzieren zu lassen. Was entgegnen Sie den Kritikern?
Siedler: Dass die Kirche bei der Refinanzierung von sozialen Einrichtungen mit anderen Leistungserbringern gleich behandelt werden muss, ist eine Selbstverständlichkeit und nur gerecht und richtig. Schließlich zahlen Kirchenmitglieder neben ihren Kirchensteuern genau die gleichen Steuern und Sozialabgaben wie Nichtkirchenmitglieder. Wäre hier keine Gleichbehandlung gegeben, müssten Kirchenmitglieder für soziale Einrichtungen zweifach zahlen, über die Kirchensteuer die kirchlichen Angebote und über die allgemeinen Steuern und Sozialabgaben für die nichtkirchlichen Angebote. Außerdem stehen kirchliche Sozialeinrichtungen, insbesondere Kindergärten, in der Regel für alle Betroffenen zur Verfügung.
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