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Predigt von Weihbischof Helmut Bauer

beim Gottesdienst zum Weltfriedenstag am 24. Januar 2008 im Kiliansdom in Würzburg

Liebe Soldatinnen und Soldaten !

Der heilige Apostel Paulus, an dessen Bekehrung die Kirche heute erinnert, war ein Mann des Friedens. Nicht von Hause aus – denn er wollte ja zuerst mit Gewalt und quasi militärischem Sonderkommando Christen vor Gericht bringen. Aber durch das Eingreifen Jesu Christi vor Damaskus wurde er ein Friedenskämpfer, mit den geistigen Waffen des Evangeliums. Wer seine vierzehn Briefe liest, staunt, wie oft er vom Frieden spricht, den Frieden einfordert. In kaum einem seiner Briefe fehlt das Wort Friede. Im Römerbrief sagt er zum Beispiel: Lasst uns also nach dem streben, was zum Frieden und zum Aufbau beiträgt (Röm 14, 19); oder im Korintherbrief sagt er. „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern ein Gott des Friedens“. (Kor 14,33); oder ein besonderer Wunsch dieses Völkerapostels war in verschiedenen Formulierungen: „Der Herr des Friedens schenke euch den Frieden zu jeder Zeit und auf jede Weise“.

Kurz: Paulus weiß, dass wir Frieden brauchen. Paulus weiß, wie wir zum Frieden kommen. Paulus weiß, wo wahrer Friede ist – bei Jesus Christus.

Liebe Soldatinnen und Soldaten !

Die Menschheitsfamilie muss eine Gemeinschaft des Friedens werden – oder wir bringen uns alle um. Sie wissen besser als ich, mit welchem Vernichtungspotential ein heutiger Weltkrieg geführt werden kann. Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts haben es bitter und tragisch angedeutet: mit den Millionen von Toten, zerstörten Städten, vernichteten Landschaften. Ein Krieg der Zukunft ist nicht mehr das letzte Mittel der Diplomatie, sondern der letzte und barbarische Akt der Menschheit vor ihrer Selbstvernichtung. Ich lese mich öfters hinein in das Schicksal der 6. Armee, der Soldaten, der Stadt Stalingrad im Winter vor 65 Jahren. Unfassbar – wie 100.000 Soldaten und Zivilbevölkerung und Landschaften bei diesem Geschehen an der Wolga gelitten haben. Ja – wir dürfen diese Realitäten nicht vergessen. Und vor allem dürfen wir nicht vergessen, was am Anfang dieser Tragödie stand: Die Überheblichkeit einer Ideologie. Als sei eine Gruppe der Menschheit eine Herrenrasse, die anderen Menschen nur minderwertiges Gesindel und nur zum neuen Sklavendienst noch lebenswürdig. Der Gedanke, dass wir eine Völkerfamilie sind, die ihren Ursprung in Gott hat – und jeder, der menschliches Antlitz trägt, Abbild, ja Kind Gottes ist, war den Nazis, aber auch Ideologen anderer Art – dies war dem Führer und den Verführern zuwider.

Liebe Schwestern und Brüder!

Wenn wir den Frieden tiefer gründen wollen, müssen wir die Wahrheit, die auch unser Papst Benedikt XVI. in seiner diesjährigen Botschaft zum Weltfriedenstag veröffentlicht hat, tief ernst nehmen. Er sagt: „Die Völker der Erde sind aufgerufen, untereinander Beziehungen der Solidarität und der Zusammenarbeit zu schaffen, wie sie sich für Glieder der einen Menschheitsfamilie geziemen. Denn alle Völker sind eine einzige Gemeinschaft. Sie haben denselben Ursprung, da Gott das ganze Menschengeschlecht auf dem gesamten Erdkreis wohnen ließ. Und sie haben Gott als ein und dasselbe Ziel.“ Ja – die Erde ist das gemeinsame Haus der Völkerfamilie. Die Menschheit muss wieder zur Erkenntnis kommen, dass sie eine Familie ist. Wir leben nicht zufällig nebeneinander als Menschen, sondern wir sind alle auf demselben Weg und müssen ihn gehen als Brüder und Schwestern. Doch diese Gesinnung kann man nicht herbeizwingen, nach dem dümmlichen Spruch: „Und willst du nicht mein Bruder sein, so hau ich dir den Schädel ein.“ Der Weg des Weltkommunismus ging über Berge von Leichen und war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Mit Gewalt kann kein Frieden unter den Völkern herbeigebombt werden. Aber wie kommt man dann zum Frieden, zum Frieden für die Menschheitsfamilie?

Liebe Schwestern und Brüder, Soldatinnen und Soldaten!

Zunächst müssen wir die Rückbesinnung auf den eigentlichen und höchsten Ursprung der Menschheit vertiefen. Ohne dieses transzendente Fundament – Gott – ist die menschliche Gesellschaft nur eine Ansammlung von Nachbarn, nicht eine Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern, die berufen sind, eine große Familie zu bilden. Auf einem Transparent im Getreidefeld der DDR-LPG stand einmal zu lesen: „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein...“ Eine Tage später stand darunter: „Ohne Sonnenschein und Gott macht ihr diesen Staat bankrott“. Gott ist die Garantie für die Zukunft der Menschheit. Darum ist es fast ekelhaft, wenn im Namen Gottes brutale Terrorakte durchgeführt werden. Ein wahrhaft religiöser Mensch sieht darin eine Gotteslästerung. Niemals mehr darf also im Namen Gottes Krieg geführt werden. Vielmehr muss der Name „Gott“ für alle Zeiten eine bleibende Warnung gegen den Krieg sein. Weiterhin müssen wir als Menschheitsfamiie füreinander das sein, wie es in einer gesunden Familie selbstverständlich ist. Die Familie ist die wichtigste Agentur des Friedens – sagt der Papst. Eine gute Familie ist eine Lernart des guten Miteinander. Daher müssen wir alles tun, damit es uns gelingt, die Familie zu stützen und zu würdigen.“ Wenn Gesellschaft und Politik sich nicht mehr einsetzen, der Familie zu helfen, sie zu stabilisieren, zu fördern, bringen wir – Politik und Gesellschaft – uns um eine wesentliche Quelle im Dienst des Weltfriedens“ (Papst Benedikt XVI). Da die Menschheit als Großfamilie auf der ganzen Erde existiert, hat sie als gemeinsames Haus auch diese eine Erde. Die Erde ist das Heim aller Menschen, das Gott, der Schöpfer, uns gegeben hat. Die Sorge also um die Umwelt, um die Schöpfung, ist daher eine gemeinsame Aufgabe der ganzen Völkergemeinschaft. Wir dürfen nicht in egoistischer Weise kurzfristig und gedankenlos die Ressourcen für die ganze Menschheit einseitig ausschöpfen. Der Reichtum der Erde gehört allen. Wir dürfen die Armen nicht vergessen, die in vielen Fällen von den Gebrauchsgütern der Erde ausgeschlossen sind. Die Verwaltung der Energiequellen unseres Planeten muss durch eine internationale Vereinbarung möglich sein.

Liebe Soldatinnen und Soldaten!

Wir sind uns heute mehr denn je unserer globalen Verantwortung bewusst. Auch unsere globalen Abhängigkeiten. Wir Christen wissen zudem, was uns der heilige Paulus, der Völkerapostel, in seinem Leben und seinen Briefen besonders nahe gelegt hat: Christus ist unser Friede. Christus stiftet Frieden. Christus befähigt uns zum Frieden durch den Heiligen Geist. Amen.