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Predigt von Weihbischof Helmut Bauer beim Festgottesdienst in Werbach am 12. September 2007

Liebe Schwestern und Brüder!

„Und der Name der Jungfrau war Maria.“ Diesem Satz spürt man Feierlichkeit an. Es schwingt Hochachtung und Verehrung mit, Staunen und Freude. Heute versucht die Kirche im Fest „Maria Namen“ diesem Satz des Evangelisten Lukas nachzusinnen und diesen kostbaren Namen nach dem Namen Jesu hoch zu feiern. Mit Recht. Auch wenn viele – sogar in unserem Land, ja auch bis in die Kirche hinein – an diesem Namen nichts besonderes finden, dann darf man doch festhalten: Kein Name wird an jedem Tag heute so vertrauensvoll, so innig, so liebevoll ausgesprochen wie der Name der Mutter Jesu, der Jungfrau Maria. Denn mit diesem Namen verbinden viele Menschen Hoffnung und Trost. Mit diesem Namen „Maria“ verbindet die Kirche Freude und dankbares Staunen. Mit diesem Namen leuchtet für die ganze Welt – wie mit dem Namen „Jesus“ – Heil und Herrlichkeit auf.

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Kirche betet an diesem Tag im Tagesgebet der heiligen Messe: „Gott, der Name der seligen Jungfrau Maria ist für uns ein Zeichen der Hoffnung geworden ...“. Der große Dichter Dante beschreibt in seiner „göttlichen Komödie“ das Jenseits, Himmel und Hölle. Er sagt uns: Über dem Eingang zur Hölle stehe das Wort „Die ihr hier eintretet, laßt alle Hoffnung fallen ...“. Das ist in der Tat wohl die treffendste Umschreibung für das, was wir mit Hölle meinen. Hoffnungslosigkeit ist schon auf der Welt die unerträglichste Situation. Man kann sogar dem Sterben und dem Tod seine innerste Bitterkeit nehmen, weil wir die Hoffnung haben: Hinter dem Dunkel des Todes steht die Wirklichkeit Gottes. So ist es schon im Leben: Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit sind Zustände, in denen alles Leben erlischt, alle Freude verdorrt, alles Licht sich verdunkelt. An die Hoffnung klammern sich die Menschen in schweren Stunden. Wer die Hoffnung verliert, ist hoffnungslos verloren. Niemand kann ihm mehr helfen. Das gilt für das Einzelschicksal wie auch für das Schicksal der ganzen Menschheit. Der Name „Maria“ taucht auf im Evangelium, als die Heilsgeschichte ihre entscheidende Wende nahm. Noch war der Heiland nicht geboren, nicht erschienen, da war der Name Maria die Ankündigung des Heiles, denn diese Frau mit diesem Namen war jener Mensch, der die Hoffnung in sich trug und wieder aufleben ließ. Mit dem Jawort dieser Frau namens Maria trat Gott in diese Welt. Er, der unser Trost und unsere Hoffnung ist. Mit dem Namen Maria ist für ewige Zeiten das Wissen verbunden: Wir, die wir in diese Welt eintreten, eingetreten sind, sind nicht der Sinnlosigkeit, der Hoffnungslosigkeit, der Trostlosigkeit preisgegeben. Der Namen Maria ist und bleibt für die Menschheit wie für jeden von uns das Signal, das Zeichen: Es gibt einen Ausweg aus aller Trostlosigkeit dieser Erde, aus diesem Tag des Todes: Maria. Darum: Lasst uns oft diesen Namen einfach nennen: Maria: Es schwingt so viel Leben mit, so viel Hoffnung, Trost und Zuversicht. Wer diesen Namen mit dem Herzen ausspricht, verweist auf das Rettungszeichen, auf das Licht am Ende des Tunnels.

Liebe Schwestern und Brüder !

Der Dichter Novalis schrieb am Ende des 18. Jahrhundert: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch kein‘s von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel seitdem mir wie im Traum verweht, und ein unnennbar süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht.“

Ja, der Name Maria birgt in sich so viel Staunenswertes und Freude, dass rechten Marienverehrern die Worte fehlen, um das auszudrücken, was in diesem Namen mitschwingt.

„Und ein unnennbar süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht ...“. Der Dichter sagt es: Der Name Maria ist für uns unnennbar süßer Himmel. Er muss es für Gott gewesen sein, da sie in Freiheit und heiliger Selbstbestimmung ihr Ja zum göttlichen Ratschluss der Menschwerdung des Logos gab. Denn Gott nahm und nimmt die Freiheit des Menschen ernst. Ihr „Ja“ hat Gott in Freude, in Jubel versetzt, ihr „Ja“ hat die Engel und die Himmel ins Jauchzen gebracht. Ihr „Ja“ hat das Volk Israel durch Elisabeth jubeln lassen: Wer bin ich, dass die Mutter des Herrn zu mir kommt. In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind in meinem Schoß ...“. Und die hohen Herren aus fernen Ländern wurden mit sehr großer Freude erfüllt, als sie das Kind und seine Mutter sahen. Sie fielen nieder und huldigten ihm – bei dieser Mutter waren sie gerade außer sich vor Freude. Die Kinder von Fatima – ebenso wie die kleine Bernadette von Lourdes – konnten gar nicht aufhören zu erzählen, wie von dieser schönen Frau Freude und Verzücken ausging. Ja – an unseren Wallfahrtsorten erklingen Lieder der Freude über dieses Menschenkind mit Namen Maria. Wie oft wurde dieser Name seit dem Engelsgruß besungen. Im „Ave Maria“ der großen Komponisten und der kleinen Liedermacher, im Kunst- und Volkslied. Eine eigenartige Freude kommt auf beim „Meerstern ich dich grüße“, oder beim „Segne du, Maria, segne mich, dein Kind“. Dieser Name bringt Freude, birgt Freude, die letztlich Jesus Christus heißt. Und neue Lieder steigen aus dem Herzen des Volkes auf. Stimmt mit ein! Singt euch Freude durch Marienlieder ins Herz, in den Alltag, auf der Straße, am Herd.

Liebe Schwestern und Brüder!

Was aber den wunderbaren, trostvollen, freudevollen Klang des Namens „Maria“ ausmacht, ist Jesus, der Name unseres Heilandes und Erlösers. Jesus hat diesen Namen in echter kindlicher Liebe, noch mehr aber in heilsgeschichtlicher Größe ausgesprochen. Nirgendwo spricht Jesus seine Mutter mit dem Namen „Maria“ an, immer mit dem Hoheitsnamen „Frau“. Das erinnert an die heilsgeschichtlich-bedeutsame Stellung und Bedeutung der Frau im Schöpfungsbericht. Die Kirche singt mit Recht in einem Lied: „Du hast den Namen Eva uns versüßt.“ Und lateinische Theologen haben gerne auf das Wortspiel „Ave – Eva“ hingewiesen. Maria ist die Umkehrung des bisherigen Zustandes. Von Eva ging das Unheil aus, von Maria die Herrlichkeit und das Heil. In der Tat: Das ist die höchste Würde dieses Namens: Maria eröffnet die Heilsgeschichte. Eva hat die Unheilsgeschichte eröffnet. Maria ist im rechten Sinn verstanden die Miterlöserin, sie hat mit ihrem Ja-Wort das Heil gebracht, den Heiland der Welt und seine Herrlichkeit. Natürlich wissen wir, dass Jesus am Kreuz unsere Rettung ist. Maria stand ihm bei und hat ihm Fleisch und Blut geschenkt, dass er dieses Heil am Kreuz in sichtbarer Weise auch verwirklichen konnte. Man darf daher ruhig in den heiligsten Worten der heiligen Messe „das ist mein Fleisch, das ist mein Blut“ mitdenken, Fleisch und Blut aus Maria, der Jungfrau. So ist Maria in das Heilswirken Jesu ganz mithineingenommen und in seine Herrlichkeit. Darum verehren wir den Namen Maria, weil er im höchsten Geheimnis der Liebe Gottes in dem sakramentalen Gestalten des Herrn in besonderer und einzigartiger Weise mitbedacht werden darf und soll. Und Jesu Herrlichkeit zeigt sich aber ganz in der Herrlichkeit der Gottesmutter Maria in ihrer leiblichen Aufnahme in den Himmel.

Liebe Schwestern und Brüder!

Ein Mariengedicht von Johannes Buchner heißt so: „Lasst uns noch einmal den Namen nennen, in Ewigkeit löscht ihn die Zeit nicht aus: Maria. Eva grüßt dich, es grüßt dich die Erde, es grüßt dich der Jammer, es grüßt dich die Schuld. Die Erde grüßt dich, sie bittet um Huld. Wie soll ich dich nennen? Vergibt mit das Wort: Ich weiß, ich finde das Würdige nimmer. An dir verblasst meiner Sprache Schimmer, und alle Blüte des Wortes verdorrt.

Und ich füge hinzu: „Ave Maria, du Mutter des Herrn. Ich sag es im Leben und Sterben gern: Ave Maria.“ Amen.