Würzburg (POW) Priester können heute nicht ohne Gebet und Mittun der Gläubigen als Einzelkämpfer bestehen. „Wir werden nicht Priester für uns, sondern für euch“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Priesterweihe am Samstag, 11. Juni, im Würzburger Kiliansdom. Die Neupriester sollten mit Freude und Elan die Heilsbotschaft Jesu in diese Zeit hinein verkünden. Bei dem festlichen Pontifikalgottesdienst weihte der Bischof die beiden Diakone Stefan Beetz (43) aus Neundorf (Erzbistum Bamberg) und Manuel Vetter (28) aus Gössenheim (Landkreis Main-Spessart) zu Priestern. Beetz wird als Kaplan zunächst bis 31. August 2011 in der Pfarreiengemeinschaft Saalethal, Euerdorf, eingesetzt, Vetter in der Pfarreiengemeinschaft Zu den Frankenaposteln im Maintal, Bergrheinfeld.
In seiner Predigt bezeichnete Bischof Hofmann den Weihetag als frohen Tag für das Bistum Würzburg. Das Geschehen, das in der Weihestunde im Dom vollzogen werde, führe unmittelbar zurück in die Gegenwart und den Heilswillen Jesu. Diese Weihestunde lebe von der Wahrheit der Auferstehungsbotschaft. „Es mag viele unserer Mitmenschen verwundern, dass trotz aller Zeiten-, Kirchen- und Gesellschaftskrisen Männer bereit sind, sich ganz und gar in die Nachfolge Jesu einbinden zu lassen“, stellte der Bischof fest. Beide Weihekandidaten hätten als Spätberufene Berufserfahrung gesammelt und seien schon im gewissen Sinne durch die Lebensschule gegangen. Die Sehnsucht, Priester zu werden, hätten sie dabei verstärkt wahrgenommen und konsequent vertieft.
Die beiden Weihekandidaten würden durch Berufung und Weihe in den ungebrochenen Heilsauftrag Jesu hineingenommen, eingebunden und gesandt, unterstrich der Bischof. Ihr Herz müsse wie das der Emmausjünger im Lukasevangelium beim Verstehen der Liebestat Jesu am Kreuz brennen. Auch sie müssten alle Mutlosigkeit angesichts heutiger Probleme abstreifen und sich von Jesus Christus entflammen lassen, den sie bei der Feier der heiligen Messe in der Wortverkündigung und in den eucharistischen Gaben erkennen. Auch sie müssten bereit sein, „alles, aber auch alles“ für Christus hinzugeben, und fortan ihr Leben in dieses Geheimnis hineinstellen.
Die Mitmenschen seien heute gegenüber solchem Ansinnen kritisch. Allzu Menschliches, Unzulängliches aber auch schwer Schuldhaftes in der Kirche und bei ihren Amtsträgern lasse sie an der Ehrlichkeit solcher Aussagen zweifeln. „Es ist nun an uns, liebe Mitbrüder, so endlich, fehlerhaft und unvollkommen wir auch sind, uns so zurückzunehmen, dass Christus selbst ganz und gar durch uns wirken kann“, rief der Bischof den Weihekandidaten zu. In der Seelsorge, Katechese und Predigt dürften die Neupriester künftig Wunder erleben, die Gott wirke. Die dabei einsetzende tiefe innere Zufriedenheit sei ein Lohn, den Gott schon jetzt schenke. Die Gläubigen rief der Bischof auf, den Neupriestern in begleitender Nähe und im Gebet beizustehen.
Zu Beginn der Feier stellte Regens Herbert Baumann vom Priesterseminar Würzburg die Weihekandidaten vor und bat sie, vor den Bischof zu treten. Die Diakone bekundeten ihre Bereitschaft zur Priesterweihe mit den Worten: „Hier bin ich.“ Baumann versicherte sodann, dass die Kandidaten für das Priesteramt geeignet seien, und bestätigte deren guten Leumund. Vor der Erteilung der Priesterweihe versprachen die beiden Männer, ihren Dienst gegenüber dem Bischof und seinen Nachfolgern in Ehrfurcht und Gehorsam zu tun. Dabei erklärten sie unter anderem, sich mit ihrem ganzen Leben an Christus zu binden und aus dieser Beziehung zum Heil der Menschen zu leben.
Bei der Anrufung der Heiligen lagen die Weihekandidaten ausgestreckt am Boden und zeigten ihre Bereitschaft, sich Gott ganz hinzugeben. Dann legten ihnen Bischof Hofmann und anschließend der Bischof der indischen Diözese Vijayapuram, Sebastian Thekethecheril, Weihbischof Ulrich Boom, Weihbischof em. Helmut Bauer sowie rund 60 Priester aus der ganzen Diözese die Hände auf – seit urchristlicher Zeit Zeichen für die Beauftragung und Bevollmächtigung. Im Weihegebet bat der Bischof schließlich um den Geist Gottes für die Neupriester. Als „ausdeutende Zeichen“ der Weihehandlung zogen die Heimatpfarrer den Geweihten die priesterlichen Gewänder an, salbte ihnen Bischof Hofmann die Hände, überreichte Kelch und Hostienschale und umarmte sie zum Friedensgruß.
Bischof Hofmann dankte schließlich allen, die die Weihekandidaten bisher begleitet haben, vor allem den Familien der Neupriester. Verwandte, Freunde und Gläubige aus den Heimat- und Praktikumsgemeinden der Weihekandidaten sowie Mitglieder des Domkapitels und Priester aus allen Teilen des Bistums nahmen an der Feier teil. Aus Vetters Heimatort Gössenheim waren Feuerwehr und Vereine mit Fahnenabordnungen vertreten. Musikalisch umrahmten Domorganist Stefan Schmidt an der Orgel und der Domchor unter Leitung von Domkantor Alexander Rüth die Feier. Gerhard Polifka und Marcel Estermann trugen nach der Weihehandlung das Lied „Gib mir Kraft“ aus „Bonifatius – das Musical“ vor. Am Pfingstsonntag feiern beide Neupriester in ihren Heimatgemeinden Primiz.
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