Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Priester und Künstler voller Pläne

Bau- und Kunstreferent Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen wird am 11. Mai 65 Jahre alt – Dienstältester Domkapitular des Würzburger Domkapitels

Würzburg (POW) Pläne hat er immer noch – auch nach über 20 Jahren im Amt mit einer Vielzahl umgesetzter Ideen: von der aktuellen Gestaltung des Innenraums des Würzburger Kiliansdoms über die Schaffung weiterer Kunstdokumentationen in Karlstadt und Haßfurt bis hin zu großen Kirchenrenovierungen und den Neubau kleinerer Gotteshäuser anstelle zu groß gewordener Kirchen. Nicht immer unumstritten waren und sind seine Entscheidungen. Doch haben sich manche verworren erscheinende Situationen, wie er selbst sagt, aufgelöst und zum Guten gewendet. Am Freitag, 11. Mai, blickt er „sehr dankbar“ auf 65 Lebensjahre: der Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg, Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen.

Man spüre schon, dass man älter wird, philosophiert er mit Blick auf den Geburtstag. „Ich gewinne mehr Abstand, nehme manche Dinge nicht mehr so wichtig wie in früheren Jahren.“ So manche Auseinandersetzung relativiere sich mit zunehmendem Alter in ihrer Bedeutung. Wenn Lenssen das sagt, dann ist das kein theoretisches Nachdenken, sondern findet schnell seinen Sitz im Leben. Auseinandersetzungen um seine Ideen, seine Pläne, seine Kunstwerke gab es immer wieder – in Würzburg, in Gemeinden des Bistums. „Meist steht hinter einem Streit mehr als das Bauprojekt“, resümiert der Bau- und Kunstreferent. Und: „Konflikte gehören dazu im Leben. Das ist menschlich.“ Am heftigsten, das gibt er zu, tobte der Streit beim Neubau des Kilianshauses und des Museums am Dom in Würzburg. „Da hat mich am meisten geärgert, dass auch meine Eltern mit einbezogen wurden und manche Aussage unter die Gürtellinie ging.“ Doch dieser Konflikt ist heute Geschichte. Abwarten, dem Prozess die nötige Zeit geben und sich dann über eine positive Entwicklung freuen, lautet Lenssens Devise. Zwei Beispiele hat er schnell griffbereit: die äußerst positive Akzeptanz des Museums am Dom sowie die aktuelle Aufnahme der Ritterkapelle in Haßfurt unter 14 ausgewählte Wallfahrtsorte fürs Bahnpilgern in Bayern.

Getragen hat den 1947 in Mönchengladbach geborenen, mittlerweile dienstältesten Domkapitular zu Würzburg stets das Vertrauen vieler Menschen: seiner Eltern, mit denen er die ersten Lebensjahre in Bad Neustadt und dann bis 1962 in Mönchengladbach verbrachte und die sein Leben bis heute begleiten; seiner Seelsorgegemeinden in Dittelbrunn und Glattbach sowie heute seine Gottesdienstgemeinde bei der 11.30-Uhr-Messe im Kiliansdom oder im Neumünster; der Verantwortlichen im Bistum Würzburg, vor allem von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele, der den promovierten Theologen 1989 zum Leiter der Hauptabteilung Bau- und Kunstwesen im Bischöflichen Ordinariat Würzburg ernannte. Weitere Aufgaben folgten: von 1989 bis 1996 auch als Personalreferent für die Pastoral- und Gemeindereferenten, als Domkapitular ab 1991, als Direktor der Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg ab 1992, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Museen und Schatzkammern im deutschsprachigen Raum ab 1998 und von 1999 bis 2003 als Präsident der Deutschen Gesellschaft für zeitgenössische Kunst und christliche Kultur. Zu seinen jüngsten Aufgaben zählt die Berufung in den Wissenschaftlichen Beirat zur Instandsetzung des Speyerer Doms.

Lenssens Lieblingskinder sind aber nicht zuerst, wie er gesteht, die von ihm initiierte Schar von diözesanen Museen, sondern vielmehr die zahlreichen Gotteshäuser im Bistum Würzburg. Viele ihrer Innenräume hat er federführend gestaltet. Dabei geht es Lenssen darum, den Kirchenraum wieder als materialisierte Predigt sprechen zu lassen und das Erlebnis der Liturgie zu intensivieren. „Das ist das Schönste!“ Dass auch kleinste Kirchengemeinden ganz bewusst zeitgenössische Sprache und Kunst in ihren Gotteshäusern integriert haben, um den Glauben zu verlebendigen, lässt den Kunstreferenten besonders zufrieden auf sein Wirken blicken.

Zeitgenössisch sein, das ist auch Lenssens Stichwort beim Blick auf die katholische Kirche heute. Für den Domkapitular, der als Student und junger Priester die Aufbruchszeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlebte, steht die Kirche heute in einer Umbruchzeit. Die Gesellschaft spreche der Kirche heute nicht mehr die Bedeutung zu wie nach dem Konzil. Für sehr gefährlich hält Lenssen dabei einen zunehmenden Rückzug der Kirche auf sich selbst. Das schaffe Polarisierungen. „Vielleicht befindet sich unsere Kirche gerade in einem Gärungsprozess, um sich dann erneut auf die Früchte des Zweiten Vatikanums zu besinnen.“ Mehr Mut – das wünscht der Domkapitular seiner Kirche heute. Kirche müsse auf die Menschen zugehen, ohne sich anzubiedern: Sie müsse die Menschen in ihrer Lebenssituation abholen, dann werde sie gehört, dann habe sie die Chance, die Menschen zu erreichen. Und dem Seelsorger Lenssen ist es wichtig, selbst beizutragen, damit sich Menschen in einer Gesellschaft, die so unbehaust ist, beheimaten können. „Das ist ein guter Dienst.“

Heimat hat Lenssen in Franken gefunden. Hier fühlt er sich wohl, hier engagiert er sich als Seelsorger, Domkapitular und Künstler, hier wirkt er als Buchautor und auch als Maler – „hauptsächlich in der Kartause Astheim, das ist eine wunderbare Erholung“. Und er sammelt, leidenschaftlich: besonders Kunstwerke und Krippen. Ein Großteil seiner Kunstsammlung ist seit 2011 im Museum auf der Mildenburg in Miltenberg zu sehen, Teile seiner Krippensammlung im Krippenmuseum in Glattbach. Volkskunst und moderne Kunst treffen sich in dieser Sammlerleidenschaft. Und sie haben für Lenssen vieles gemein: Beides Mal versuchen Menschen, Antworten auf die Fragen des Lebens zu geben und diese mit ihren künstlerischen Mitteln darzustellen. Das könnte auch Lenssens Motto sein für die weiteren Jahre.

(1712/0449)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet