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„Profit, Gier und Macht“ als Motive

Workshop „Landgrabbing“ nimmt weltweiten Landraub in den Blick – Vor allem Kleinbauern in Afrika, Lateinamerika und Asien betroffen – Kaufverhalten der Verbraucher beeinflusst Markt

Würzburg (POW) Rot-weiße Absperrbänder, die Stühle eng zusammengerückt, überall Warnschilder mit dem Hinweis: „Videoüberwacht! Privatgrundstück. Betreten verboten.“ Die 15 Teilnehmer des Workshops „Landgrabbing“ im Würzburger Burkardushaus konnten hautnah erfahren, was es bedeutet, wenn der Platz eng und einem das eigene Land weggenommen wird. Veranstalter war die Katholische Landvolkbewegung (KLB) in Kooperation mit der Diözesanstelle Mission-Entwicklung-Frieden und dem Weltladen Würzburg.

Landgrabbing ist ein weltweites Phänomen, bei dem sich Banken, Konzerne oder Nationen Land in großem Stil aneignen – zum Teil mit illegalen Mitteln. Betroffen sind vor allem Kleinbauern in Afrika, Lateinamerika und Asien. Dort haben nach Schätzungen der internationalen Entwicklungsorganisation „Oxfam“ ausländische Investoren seit dem Jahr 2001 über 220 Millionen Hektar Land gekauft oder gepachtet. Das entspricht rund der sechsfachen Fläche der Bundesrepublik Deutschland.

Zu Beginn des Workshops trugen die Teilnehmer ihre Ideen zu Landgrabbing zusammen. Referent Thomas Kram (Euerfeld) notierte dabei Begriffe wie Landraub, Unterdrückung oder Korruption. Als Hauptakteure in diesem Geschäft wurden die Finanzindustrie, weltweit agierende Konzerne und die Politik ausgemacht. „Sie sind es auch, die von Landgrabbing profitieren, und nicht die Kleinbauern, die ihr Land abtreten“, erklärte Kram. Ziel sei nicht die Ernährungssicherung – „das wird oft nur vorgeschoben“ –, sondern beispielsweise die billige Gewinnung von Agrarprodukten, Energie und Rohstoffen. Als Motive wurden „Profit, Gier und Macht“ ausgemacht. Als Faktoren, die Landgrabbing begünstigen, nannte Kram Korruption, fehlende Eigentumsrechte oder die oft hohe Verschuldung der armen Länder.

Im zweiten Teil des Workshops wurden Gruppen gebildet: Eine Gruppe sollte die Kleinbauern repräsentieren, die ihr Land abtreten sollen, die andere die Investoren, die überlegen sollten, wie sie die Kleinbauern dazu bringen, ihren Grund und Boden abzugeben. In einem Rollenspiel trafen beide Gruppen mit ihren Argumenten aufeinander. So wurde ein Stück erfahrbar, wie ein solcher Prozess sich anfühlen könnte.

Wichtiger Punkt in der Debatte war die Frage, was man selbst gegen Landgrabbing unternehmen kann. Dabei wurde wiederholt auf die Macht der Verbraucher verwiesen, die durch ihr Kaufverhalten auf den Markt und damit indirekt auf das Problem Landgrabbing Einfluss nehmen können. Auch kirchliche Projekte wurden vorgestellt, wie die Partnerschaft der KLB Würzburg mit dem Senegal, die Partnerschaft des Bistums Würzburg mit den Diözesen Mbinga (Tansania) und Óbidos (Brasilien) oder das weltweite Engagement der Missionsbenediktiner von Münsterschwarzach. Dabei waren sich alle einig, dass Bildung und Wissen um die weltweiten Zusammenhänge wesentliche Faktoren sind, um Landgrabbing einzudämmen.

Walter Sauter (POW)

(1116/0333; E-Mail voraus)

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